Die Leipziger Verkehrsbetriebe (LVB) gingen ja bekanntlich leer aus bei der Bewerbung um Fördergelder als Modellregion ÖPNV. Aber trotzdem wird es in der Leipziger Region ein solches Modellprojekt geben, wenn auch nicht mit der Leipziger Schwerpunktsetzung eines 365-Euro-Tickets. 20,5 Millionen Euro Bundesfördermittel sollen ab 2022 das Innovationsprojekt STADTLand+ für den Nahverkehr im Großraum Halle/Leipzig ermöglichen.
Am 13. September war die Hallesche Verkehrs-AG, ein Unternehmen der Stadtwerke Halle-Gruppe, aus über 160 Anträgen als eine von zwölf Regionen in Deutschland vom Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur (BMVI) für Modellprojekte zur Stärkung des ÖPNV ausgewählt worden und erhielt die Zusage als Konsortialführerin.
Das heißt, sie hat neben der Stadt Halle (Saale) viele Partner im Boot, u. a. den MDV, die OBS, die PNVG, den Saalekreis, die NASA GmbH, das Ministerium für Infrastruktur und Digitales des Landes Sachsen-Anhalt sowie den Zweckverband für den Nahverkehrsraum Leipzig. Jetzt ist im zweistufigen Antragsverfahren ein weiterer Meilenstein erreicht: Gemeinsam gaben alle Partner am 21. Oktober 2021 die Förderanträge für die insgesamt 11 beteiligten Institutionen ab.
„Wir freuen uns auf die intensive Projektarbeit in den kommenden drei Jahren. Dabei werden wir die Attraktivität des ÖPNV mit einer Verbesserung der Angebots- und Bedienqualität, digitalen Tarifen und Vertriebsmöglichkeiten sowie neuen und multimodalen Verkehrsangeboten steigern. Die zu erwartenden Ergebnisse und das Zusammenbringen ergänzender Verkehrsarten mit dem klassischen ÖPNV (z. B. Bike- und Car-Sharing), werden einen maßgeblichen Beitrag dafür leisten, dass sich das Mobilitätsverhalten verändern und der Klimaschutz gestärkt wird“, sagte Vinzenz Schwarz, Vorstand der Halleschen Verkehrs-AG (HAVAG), am Montag, 25. Oktober.
Projektmitarbeiter/-innen gesucht
Dafür werden auch 22 neue Projektmitarbeiter/-innen in der mitteldeutschen Nahverkehrsbranche gesucht. Bewerbende sind herzlich willkommen, an der erfolgreichen Gestaltung dieser innovativen Mobilitätsprojekte mitzuarbeiten. Näheres wird ab November auf den Webseiten unter www.havag.com und www.mdv.de etc. zu lesen sein.
Förderung innovativer ÖPNV-Projekte bundesweit
Die Förderrichtlinie „Modellprojekte zur Stärkung des ÖPNV“ vom Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur (BMVI) hat sich die Förderung innovativer ÖPNV-Projekte zum Ziel gesetzt, welche CO2-Emissionen im Verkehrsbereich durch ein attraktiveres Angebot nachhaltig reduzieren.
„Das Vorhaben STADTLand+ der HAVAG in Zusammenarbeit mit weiteren Verkehrsunternehmen, dem Saalekreis, der Stadt Halle und uns bietet eine hervorragende Chance, die nächsten großen Schritte auch zur Umsetzung der MDV-Strategie 2025 im Sinne einer nachhaltigen Gestaltung der mitteldeutschen Nahverkehrsregion zu ermöglichen“, betont MDV-Geschäftsführer Steffen Lehmann.
Modellprojekt „STADTLand+“ im Großraum Halle/ Leipzig
Zur Attraktivitätssteigerung des ÖPNV sieht das Modellprojekt „STADTLand+“ die Schaffung neuer Schnellbuslinien, die modellhafte Einführung eines On-Demand-Verkehrs sowie die Taktverdichtung bestehender Linienverkehre vor. Mit den Angebotsausweitungen für die Straßenbahn- und Buslinien in Halle (Saale) sowie im Saalekreis werden Gewerbegebiete und Wohngebiete besser erschlossen.
Umland-Verkehre werden mit Stadtverkehren zuverlässiger vertaktet, um die bessere Verknüpfung und Erreichbarkeit von Oberzentren, Mittelzentren und Gewerbegebieten zu erreichen. Der Aufbau von Mobilitätsstationen (ÖPNV, Bike- und Car-Sharing) sowie eines multimodalen Mobilitätsportals (Auskunft, Buchung und Bezahlung aus einer App) stärkt die Elektromobilität, die Verkehrsmittel im Umweltverbund, die Pendlermobilität und ermöglicht multimodale und zukünftig intermodale Reiseketten.
Die Mobilitätsstationen dienen auch als Zugangspunkt zum ebenfalls geplanten (E-)Bike-Sharing-System (inkl. Lastenräder).
Im Hinblick auf Tarifpreismaßnahmen soll unter anderem ein eTarif eingeführt werden. Die Schaffung und Integration eines multimodalen Tarifs soll darüber hinaus die kundenfreundliche Nutzung aller verfügbaren Mobilitätsformen ermöglichen.
Mit dem Ziel, die ÖPNV-Nutzung im Pendelverkehr zu steigern, soll der bestehende Jobticket-Tarif weiterentwickelt und eine betriebliche Mobilitäts-Beratung für Arbeitgeber geschaffen werden. Infrastrukturell ist außerdem die technische Aufrüstung von existenten Haltepunkten zu digitalen Haltestellen im Stadtgebiet geplant. Hinsichtlich der Stadt-Land-Verzahnung im ÖPNV sind umfangreiche Verknüpfungs- und Verbesserungsmaßnahmen zur Sicherung zuverlässiger Anschlussbeziehungen zwischen dem Stadt- und Regionalverkehr vorgesehen.
Takte werden enger aufeinander abgestimmt, neue Linienverkehre eingeführt, Verknüpfungspunkte geschaffen und ausgebaut sowie technische Komponenten zur Anschlusssicherung optimiert.
Mit der Digitalisierung von Tarifen und der Vereinfachung des Ticketerwerbs, als wichtigem Faktor zur Veränderung von Mobilitätsverhalten, können verbundweit Nutzungshemmnisse in diesem Bereich abgebaut werden.
Der Mitteldeutsche Verkehrsverbund
Zum Verbundgebiet des MDV gehören die Städte Halle (Saale) und Leipzig sowie die Landkreise Leipzig, Nordsachsen, der Saalekreis, der Burgenlandkreis und der Landkreis Altenburger Land. Seit 15. Dezember 2019 zählen auch die SPNV-Strecken der Landkreise Wittenberg und Anhalt-Bitterfeld sowie der Stadt Dessau-Roßlau zum MDV (MDV Nord). Mit einer Fläche von insgesamt 11.300 km² erstreckt sich das Verkehrsgebiet anteilig über die drei Bundesländer Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen und bietet 2,1 Millionen Menschen Anbindung an den öffentlichen Nahverkehr.
Die MDV-Verbundtickets gelten für S-Bahnen, Nahverkehrszüge, Busse und Straßenbahnen. Insgesamt 18 Verkehrsunternehmen sind tagtäglich im Dienst der Fahrgäste unterwegs. Dabei erbringen sie jährlich 80 Millionen Fahrplankilometer. Das sind 5 Erdumrundungen am Tag.
Der MDV ist ein Mischverbund, der sich aus Aufgabenträgern und Verkehrsunternehmen zusammensetzt. Der Bus- und Straßenbahnverkehr wird durch die Landkreise und die kreisfreien Städte Halle und Leipzig bestellt. Besteller des S-Bahn- und Zugverkehrs sind die Nahverkehrsservice Sachsen-Anhalt GmbH (NASA), der Zweckverband für den Nahverkehrsraum Leipzig (ZVNL) sowie der Freistaat Thüringen.
Hinweis der Redaktion in eigener Sache
Seit der „Coronakrise“ haben wir unser Archiv für alle Leser geöffnet. Es gibt also seither auch für Nichtabonnenten alle Artikel der letzten Jahre auf L-IZ.de zu entdecken. Über die tagesaktuellen Berichte hinaus ganz ohne Paywall.
Unterstützen Sie lokalen/regionalen Journalismus und so unsere tägliche Arbeit vor Ort in Leipzig. Mit dem Abschluss eines Freikäufer-Abonnements (zur Abonnentenseite) sichern Sie den täglichen, frei verfügbaren Zugang zu wichtigen Informationen in Leipzig und unsere Arbeit für Sie.
Vielen Dank dafür.
Keine Kommentare bisher