Vom 16. bis zum 22. September findet in Leipzig die Europäische Mobilitätswoche statt und ein Höhepunkt ist der Sonntag, 19. September, wenn es heißt: „Ring frei!“ Dann ist der Promenadenring einen Tag lang für den Autoverkehr gesperrt. Fußgängerinnen und Fußgänger, Radfahrerinnen und Radfahrer können zwischen 10 und 17 Uhr den Ring neu erleben. Aber auch andere Verkehrsangebote präsentieren sich. Denn längst gibt es mehr Alternativen zum eigenen Auto, als sich Autofahrer meist träumen lassen.

Und die Ring-Bespielung rückt ein Thema in den Vordergrund, das in der Leipziger Verkehrsdiskussion 30 Jahre lang immer wieder abmoderiert wurde: die Verteilung des Straßenraumes. Denn eine Verkehrswende gibt es nur, wenn die klimaschädlichste Verkehrsart nicht 90 Prozent des Straßenraumes wie selbstverständlich allein in Anspruch nimmt.Dazu kommt: Das Straßennetz prägt unser Stadt- und Landschaftsbild. Es bevorzugt nach Jahrzehnte der Priorisierung das eigene Auto sowie den motorisierten Individualverkehr (MIV). So ist das Auto seit Jahrzehnten das Verkehrsmittel der Alltagsmobilität in Deutschland.

Die Auswirkungen sind in hohen Treibhausgasemissionen des Verkehrssektors zu messen. In Leipzig tragen diese Emissionen mit rund 500.000 Tonnen CO2 pro Jahr zu 15 Prozent unserer Gesamtemissionen bei. Darüber hinaus spüren wir eine hohe Flächenbelegung der Autos in unserem Alltag. In vielen Straßen geben die geparkten Automobile die Nutzung des öffentlichen Raums vor.

Es gibt Alternativen

Die Nutzung und Wahl eines Verkehrsmittels und die damit verbundenen Auswirkungen auf unsere Umwelt sowie das Stadt- und Landschaftsbild hängen stark von drei Dingen ab: Dem Verkehrsmittelbesitz wie beispielsweise Pkw, Kraftrad oder Fahrrad, der Qualität des Angebots von klassischen Mobilitätsdienstleistungen wie dem öffentlichen Personennahverkehr, und der Verfügbarkeit von neuen Mobilitätslösungen, wie Carsharing und Ridepooling.

Das ist der Punkt, an dem sich jetzt vier Leipziger Mobilitätsdienstleister zu Wort melden. Denn das bisher gelebte Mobilitätsverhalten ist überwiegend monomodal: Wir nutzen ein Verkehrsmittel, egal für welchen Zweck. Nachhaltige Mobilität kann dagegen eine aktive und bedarfsgerechte Mobilität sein. Es wird das Fortbewegungsmittel genutzt, welches dem jeweiligen Verkehrszweck sowie der fortzubewegenden Anzahl an Personen und Dingen entspricht.

Um die Menschen in Leipzig für die hohe Flächenbelegung des MIV zu sensibilisieren und für eine multimodale sowie intermodale Mobilität zu gewinnen, haben CleverShuttle, die seecon Ingenieure, teilAuto und Verkehrswende Leipzig im Rahmen der Europäischen Mobilitätswoche (EMW) ein Netzwerk zur Kooperation geknüpft. Gemeinsam rufen sie, die bereits auf gesellschaftlicher und wirtschaftlicher Ebene nachhaltige Mobilität in Leipzig voranbringen, am autofreien Tag zur Aktion „Flächengerechtigkeit und nachhaltige Mobilität in Leipzig“ (#FNMLeipzig) auf.

„Wir können nachhaltige Mobilität fördern, indem wir Mobilitätsdienstleistungen stärken, die den privaten Pkw-Besitz und eine monomodale Pkw-Nutzung verringern. Bewegungen hin zu einem flexiblen Verkehrsverhalten sind bereits sichtbar. Den Beginn einer erfolgreichen Mobilitätswende wollen wir deutlich stärken“, erklären sie in einer gemeinsamen Stellungnahme.

„Am autofreien Tag (Sonntag, 19. September) werden wir uns aufstellen, um die Flächenbelegung der verschiedenen Verkehrsverhalten und Mobilitätsoptionen darzustellen und miteinander zu vergleichen. Mit der Aktion wollen wir eine Verhaltensänderung fördern, wie sie bereits in einigen Teilen der Gesellschaft begonnen hat. Unser Aufruf für Flächengerechtigkeit und nachhaltige Mobilität in Leipzig steht zur Unterstützung bzw. Mitzeichnung offen: Wir freuen uns über aktive Teilnehmer/-innen, die bei unserer Aktion als Statist/-innen mitwirken und uns dabei unterstützen, die verschiedenen Verkehrsmittel gegenüberzustellen.“

Die Aktion wird aus der Luft und vom Boden in verschiedenen Zusammenstellungen dokumentiert. Denn Flächengerechtigkeit beginnt auch damit, das Menschen aufhören, das eigene Automobil, das wie selbstverständlich Teile des öffentlichen Raumes blockiert, als selbstverständlich anzusehen und damit beginnen, Mobilitätsangebote mit anderen zu teilen. Das verringert zwangsläufig den Bedarf an eigenen Kraftfahrzeugen. Damit sollen auch aussagekräftige Fotos für die Sensibilisierung der Gesellschaft allen Interessierten frei zur Verfügung gestellt werden.

Die Aktion findet statt am autofreien Sonntag, 19. September, von 10 bis 13 Uhr auf der sechsspurigen Fahrbahn vor dem Hotel Astoria am Willi-Brandt-Platz zwischen Kurt-Schumacher-Straße und Gerberstraße.

Weitere Informationen und die Anmeldung zur Teilnahme und Mitgestaltung gibt es unter www.fnmleipzig.seecon.de.

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