Unsere Serie zur den Problemstellen im Leipziger Radnetz ist gerade erst angelaufen. Und dabei machen natürlich auch die Reaktionen unserer Leser/-innen deutlich, das ein nicht funktionierendes Radnetz auch für andere Verkehrsteilnehmer zum Problem wird, die natürlich genauso unter unübersichtlichen Situationen leiden. Und augenscheinlich animiert ein solch lückenhaftes Netz auch viele Radfahrer, die Verkehrsregeln zu missachten.
Ein Thema, das Heike Kriegel in ihrer Wortmeldung aufgreift.
„Meiner Meinung nach sollten die Radfahrer erst einmal alle Verkehrsregeln beachten. Das hat mit Verantwortung für alle Verkehrsteilnehmer zu tun. Jeder Bürger hat nicht nur Rechte, sondern mindestens genauso viele PFLICHTEN! Alle Verkehrsteilnehmer sollten befragt werden: Fußgänger, Autofahrer (besonders die LKW-Fahrer!) und zum Schluss die Radfahrer. Wenn man sich nicht gegenseitig und miteinander auf unseren Straßen bewegen kann, nützt ein super ausgebautes Fahrradnetz gar nichts“, schreibt sie uns.
„Ich würde vorschlagen, in unser Nachbarland Niederlande zu schauen, mit denen Kontakt aufnehmen, sich beraten, Erfahrungen sammeln …. man muss nicht immer das ‚Rad‘ neu erfinden! Dieses Land zeigt uns ganz deutlich, wie alle Verkehrsteilnehmer FRIEDLICH und mit gegenseitiger Rücksichtnahme das Auto zu Hause gelassen werden kann, ohne in Lebensgefahr oder mit Nervenzusammenbrüchen von A nach B zu gelangen. Eine letzte wichtige Anmerkung: das gilt auch für unsere Wälder und Erholungsgebiete.
Unsere Probleme werden seit Jahren vom falschen Standpunkt betrachtet. So werden diese NICHT GELÖST, SONDERN VERSCHLIMMERT! Schlafen unsere Politiker oder haben sie das Denken verlernt, vielleicht setzen sich diese einfach mal SELBST ins Auto oder Fahrrad oder noch besser, die sollten mal zu Fuß wichtige Wege ablaufen und das zur Hauptverkehrszeit! Sie sollten vielleicht auch mal länger als nur vier Jahre Amtszeit denken, es gibt auch eine Zeit danach! Ich würde mich über eine Antwort freuen und mit freundlichen Grüßen von Heike Kriegel
P.S. Ich benutze ständig Auto und Fahrrad, bin an den Wochenenden im Wald und spreche demnach nicht als Meckerer, sondern möchte unser gemeinsames Leben erleichtern!“
Die Wortmeldung spricht gleich mehrere Aspekte an. Denn natürlich wird gerade in der Hauptverkehrszeit sichtbar und erlebbar, wie unübersichtlich das Leipziger Straßenbahnnetz für viele Verkehrsteilnehmer ist.
Und der Hinweis auf Holland dürfte zumindest einige Planer/-innen im Verkehrsdezernat erschrocken haben. Denn Städte in den Niederlanden arbeiten schon seit Jahrzehnten an der Schaffung durchgehender sicherer Radwegenetze, auf denen die Radfahrer/-innen erstens allein sind und nicht ständig die Spuren wechseln müssen, und zweitens durchgehend priorisierte Routen bis ins Stadtinnere haben. Fahrradstraßen sind konsequent rot asphaltiert und Verkehrsschilder weisen Autofahrer explizit darauf hin, dass sie es sind, die hier nur „zu Gast“ sind.
Auf den Routen haben Radfahrer ihr Wegesystem für sich allein und werden selbst an Kreuzungen und Kreisverkehren auf eigene Routen und gut sichtbar geleitet. Wer auf diesen Routen bleibt, kommt mit dem Kfz-Verkehr praktisch nicht mehr in Berührung.
„Planning for People & Bikes, Not for Cars“ heißt der Clip aus Utrecht auf YouTube, den wir hier schon einmal verlinkt haben und der natürlich genau von dem erzählt, was Heike Kriegel andeutet, wenn sie die Politiker zur Hauptverkehrszeit in den Verkehr schicken möchte.
Denn in Leipzig werden Radrouten noch immer wie im 20. Jahrhundert geplant: als notwendige Ergänzung in einem für den Kfz-Verkehr gebauten und priorisierten Verkehrssystem. Jeder Vorstoß auch im Stadtrat, Straßen prioritär für den Radverkehr umzuwidmen, stoßen auf den massiven Widerstand einer Lobby, die sich eine Stadt nicht vorzustellen vermag, in der Radfahrer genauso gut vorankommen wie Kraftfahrer.
Es ist eine völlig andere Philosophie, wenn man – wie in Holland – ein eigenständiges Radwegenetz konzipiert, in dem Radwege genauso komfortabel und vor allem separat und durchgehend sind wie die Wege für Kraftfahrzeuge. Damit hat das Leipziger Hauptnetz Rad bislang so gut wie nichts zu tun.
Das werden wir in Kürze noch mit mehreren anderen Leipziger Straßen durchdeklinieren, wo eine solche Änderung der Herangehensweise überfällig ist.
Hinweis der Redaktion in eigener Sache
Seit der „Coronakrise“ haben wir unser Archiv für alle Leser geöffnet. Es gibt also seither auch für Nichtabonnenten alle Artikel der letzten Jahre auf L-IZ.de zu entdecken. Über die tagesaktuellen Berichte hinaus ganz ohne Paywall.
Unterstützen Sie lokalen/regionalen Journalismus und so unsere tägliche Arbeit vor Ort in Leipzig. Mit dem Abschluss eines Freikäufer-Abonnements (zur Abonnentenseite) sichern Sie den täglichen, frei verfügbaren Zugang zu wichtigen Informationen in Leipzig und unsere Arbeit für Sie.
Vielen Dank dafür.
Keine Kommentare bisher