2018, als es darum ging, reihenweise westdeutsche Städte und auch bayerische Großstädte vor Fahrverboten zu retten, weil die Stickoxidbelastungen dort massiv die EU-Grenzwerte überschritten, da war der Bundesverkehrsminister verbal Feuer und Flamme für die Verkehrswende und wollte Dutzende Projekte für einen besseren ÖPNV finanzieren. Da sah auch Leipzig die Chance, endlich ein 365-Eutro-Ticket einzuführen. Aber das Feuer ist erloschen, von üppiger Anschubfinanzierung keine Spur zu sehen. Trotzdem, so betont der Ökolöwe, braucht Leipzig das 365-Euro-Ticket.

„Während der Radverkehr Krisengewinner ist, hat die Corona-Pandemie den öffentlichen Nahverkehr (ÖPNV) nicht nur in Leipzig deutlich gebeutelt. Im Frühjahr hatten die LVB nur noch 20 Prozent Auslastung. Im Sommer waren im Vergleich zum Vorjahr nur rund 60 Prozent der Fahrgäste unterwegs. Erst im Herbst stiegen wieder deutlich mehr Leute in die Straßenbahnen und Busse. Doch nun häufen sich wieder die Infektionen – neue Beschränkungen sind die Folge“, stellt Tino Supplies, der verkehrspolitische Sprecher des Ökolöwen, fest.

„Fest steht: Der Nahverkehr hat aktuell deutlich im Verkehrsmix verloren; aber Leipzig braucht einen starken ÖPNV im Kampf gegen die Klimakrise!“

Die meisten Abo-Kunden sind den LVB übrigens treu geblieben. Was die Fahrgastzahlen besonders einsacken ließ, war der Ausfall fast aller Messen, großen Kultur- und Sportveranstaltungen. Dazu noch die geschlossenen Gaststätten und das auf Sparflamme gedimmte Innenstadtleben – das ließ besonders die üblichen Gelegenheitsnutzer als Fahrgäste ausfallen.

„Während der Ticketverkauf durch Gelegenheitsnutzer/-innen deutlich eingebrochen ist, können sich die LVB noch auf ihre Abo-Kunden verlassen. Viele von ihnen lassen ihre Abos einfach weiterlaufen. Genau hier sollte die Politik ansetzen, sagen wir Ökolöwen. Wir brauchen für den ÖPNV in Leipzig ein großangelegtes Abo-Programm, um schnell neue Kund/-innen zu gewinnen und Bus und Bahn zügig wieder aus der Krise zu fahren“, begründet Tino Supplies die Haltung des Ökolöwen, gerade jetzt dennoch weiter an der Einführung eines 365-Euro-Jahrestickets für Leipzig festzuhalten.

Denn gerade den Aufbau eines größeren Abonnenten-Stammes könne das 365-Euro-Jahresticket schaffen, betont Supplies. „Die kommunale Bürgerumfrage der Stadt Leipzig hat ergeben, dass 75 Prozent der Leipziger/-innen das Ticket befürworten. Knapp 40 Prozent gaben an, dass sie sich wahrscheinlich ein 365-Euro-Jahresticket kaufen werden, 18 Prozent sind noch unentschieden.“

Also wirbt der Ökolöwe weiter intensiv für die Einführung und sammelt Unterschriften für den Appell für das 365-Euro-Jahresticket. Bis Jahresende will der Umweltverband über 25.000 Unterschriften erreichen. 24.000 sind schon beisammen.

Als großes Vorbild gilt nach wie vor Wien, nicht nur durch die Verdoppelung der Abonnentenzahl durch das 365-Euro-Ticket, sondern auch durch den hohen Anteil des ÖPNV an allen täglichen Wegen von 38 Prozent. Leipzig schafft nur 18 Prozent.

Weshalb auch einige Ratsfraktionen Wege suchen, auch ohne große Wohltaten des Bundesverkehrsministers den Weg zum 365-Euro-Ticket einzuschlagen. Das weiß auch Supplies.

Die Fraktionen von Die Linke und SPD im Leipziger Stadtrat haben inzwischen die stufenweise Einführung des 365-Euro-Jahrestickets ab 1. August 2021 beantragt“, geht er auf diesen möglicherweise finanzierbaren ersten Schritt ein. „Zunächst soll das Ticket für Menschen bis 27, als Jobticket und für Leipzig-Pass-Inhaber/-innen eingeführt werden. Wir Ökolöwen favorisieren ein anderes Stufenmodell für die Einführung. Es müssen ALLE Leipziger/-innen von günstigeren Abos profitieren und nicht nur einige Gruppen. Dennoch begrüßen wir die politische Initiative als zarten Anfang. Das 365-Euro-Jahresticket ist die Chance, um die LVB mit Schwung aus der Coronakrise zu führen und ein wichtiger Beitrag zum Klimaschutz.“

Wenn die LVB es dann noch hinbekommen, auch das Angebot schrittweise auszubauen, wie das mit dem Nahverkehrsplan 2019 beschlossen wurde, könnte es zumindest langsam wieder einen positiven Trend hin zur Nutzung von Bus und Bahn geben. Und zu jenen einst einmal angestrebten 25 Prozent aller Wege, die man mal für 2025 im Auge hatte. Die knapp 18 Prozent bedeuten eher eine Stagnation, während jüngere Leipziger/-innen doch lieber aufs Fahrrad steigen, wenn sie eine Alternative zum Auto suchen.

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