Wie heftig die nun zwei Corona-Shutdowns auch die Leipziger Verkehrsbetriebe (LVB) getroffen haben, ist nun auch mit Zahlen zu belegen. Am heftigsten schlug ja das Frühjahr zu Buche, wo fast die gesamten innerstädtischen Bewegungen der Leipziger/-innen zum Erliegen kamen. Auch im Sommer und Herbst erreichten die LVB nicht wieder die Fahrgastzahlen des Vorjahres. Selbst das Erreichen von 100 Millionen Fahrgästen bis zum 31. Dezember könnte ein sportliches Ziel werden.

Bis zum März war alles noch einigermaßen im Lot, auch wenn sich am ersten Quartalsergebnis schon zeigte, dass die beginnenden Einschränkungen Ende März den Fahrgastbetrieb schon deutlich dämpften. Hatte das Unternehmen in den drei ersten Monaten des Vorjahres noch 39 Millionen Fahrgäste befördert, kam es diesmal nur noch auf 34 Millionen.

Und mit dem April kam ja erst der richtige volle Shutdown-Monat, der ganze Nutzergruppen sofort zum Zuhausebleiben verdammte – man denke nur an die Schulkinder, die jetzt lernen mussten, was Homeschooling heißt. Oder hätte heißen können, wenn es die deutsche Politik mit der Digitalisierung der Schulen im Sinne der Kinder und der Lehrer/-innen wirklich ernst genommen hätte.

Viele LVB-Nutzer gingen ins Homeoffice. Aber wohl noch einschneidender war das Herunterfahren fast des kompletten Freizeitbereiches mit Gaststätten, Kino, Sport, Theater, Musikveranstaltungen. Der Ausfall publikumsträchtiger Messen und Märkte kam noch obendrauf.

Und da das alles teilweise auch über den Sommer aufrechterhalten wurde, kam es auch nicht zu einer neuen Normalisierung im täglichen Betrieb von Bussen und Straßenbahnen.

Veröffentlicht wurde jetzt die Fahrgastzahl für das dritte Quartal, also bis zum 30. September. Zu diesem Zeitpunkt im Vorjahr hatten die LVB schon 111 Millionen Fahrgäste verzeichnet. Eine Zahl, die sie diesmal wohl nicht einmal zum Jahresende erreichen.

Stattdessen standen nun zum 30. September nur 79 Millionen Fahrgäste auf der Uhr, also gerade einmal 71 Prozent des Vorjahres. So wenige verzeichneten die LVB zuletzt 2002.

Und dabei werden die Busse und Bahnen nach wie vor genutzt. Die Fahrgäste sind ja nicht wirklich scharenweise geflohen und auf Fahrrad und Auto umgestiegen (obwohl das zunehmende Parkchaos in Leipzigs Straßen letzteres durchaus bedeuten könnte). Es sind nur durch die Allgemeinverfügungen reihenweise gerade die Ziele abhandengekommen, die man für gewöhnlich mit der Straßenbahn ansteuert – man denke nur an all die Kulturangebote in der Innenstadt.

Eine andere Branche hat noch viel mehr eingebüßt: der Personenluftverkehr am Flughafen Leipzig/Halle. Im Vorjahr verbuchte der Flughafen Ende September (also nach der Urlaubssaison mit ihren vielen Ferienfliegern) immerhin 2 Millionen Fluggäste. Im Corona-Jahr 2020 sind es nur 480.000 gewesen. Und von diesen 480.000 flogen die meisten – 330.000 – sowieso schon in den ersten drei Monaten.

Was natürlich ein Loch reißt nicht nur ins Budget der LVB, dessen Größe wir noch nicht kennen. Für dessen Auffüllung aber hoffentlich die Beihilfen des Bundes reichen werden. Bei einer Diskussion am 23. Oktober nannte LVB-Geschäftsführer Ulf Middelberg schon einmal die Zahl von 18 Millionen Euro, die für die LVB „unter Wasser“ seien. Und er kritisierte den Bund, der die Beihilfe auf 70 Prozent eingedampft hat. Wer zahlt dann die restlichen Millionen?

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