Ob nun ausgerechnet die Coronakrise der Grund dafür ist, dass Briten und Deutsche mehr Elektroautos kaufen wollen, wie kryptoszene.de meldet, darf man wohl bezweifeln. Eher trifft wohl zu, dass sowohl auf der Insel als auch in Deutschland das Wissen um die dramatischen Folgen des Klimawandels nicht einfach verschwindet, bloß weil die Menschen daheim festsitzen. Tatsächlich hält der Trend zu mehr E-Autos schon länger an.

So meldete der Verband der Internationalen Kraftfahrzeughersteller (VDIK) am 9. April, nachdem er erst kurz zuvor einen Einbruch des Automarktes im März um 38 Prozent (diesmal tatsächlich aufgrund der Corona-Maßnahmen) vermeldet hatte: „Über 10.000 neue Elektroautos im März“.

In Deutschland wurden im März 10.329 reine Elektroautos (BEV) neu zugelassen. Das ist ein Plus von 56 Prozent gegenüber dem Vorjahresmonat. Hinzu kamen 9.426 Plug-In-Hybride (plus 208 Prozent). Damit wurden laut Kraftfahrt-Bundesamt im März knapp 20.000 neue Elektrofahrzeuge registriert.

Seit Jahresbeginn wurden mehr als doppelt so viele Elektrofahrzeuge neu zugelassen wie im Vorjahresquartal, nämlich 52.449 (plus 125 Prozent). Darunter waren 25.975 BEV und 26.419 Plug-In-Hybride. Die Elektrofahrzeuge erreichten im ersten Quartal 2020 einen Anteil am Gesamtmarkt von 7,5 Prozent.

Reinhard Zirpel, Präsident des Verbandes der Internationalen Kraftfahrzeughersteller (VDIK) betonte dazu: „Der Boom bei Elektrofahrzeugen hält vorerst an. Im März hat der höhere Umweltbonus zum ersten Mal seine Wirkung voll entfaltet. Der starke Zuwachs sollte nicht darüber hinwegtäuschen, dass sich Corona auch auf die Elektromobilität auswirken wird. Die Krise könnte die bisherige Dynamik zumindest teilweise abbremsen.“

Die VDIK-Mitgliedsunternehmen bieten aktuell über 60 Elektro-Modelle an. Reinhard Zirpel: „Trotz der großen Herausforderung durch das Coronavirus, behalten wir das Ziel, der Elektromobilität zum Durchbruch zu verhelfen, fest im Auge.“

Die gesamte Nachfrage nach Fahrzeugen mit alternativen Antrieben hat im März ebenfalls stark angezogen: 39.673 neue Pkw mit alternativen Antrieben wurden zugelassen, dazu zählen neben Elektrofahrzeuge auch Hybride ohne Stecker, sowie Mild-Hybride (48 Volt) und Gas-Pkw. Der Zuwachs beträgt 55 Prozent. Seit Jahresbeginn waren es 117.884 Einheiten. Damit erreichten Autos mit alternativen Antrieben im ersten Quartal einen Anteil am Gesamtmarkt von 16,8 Prozent, nach knapp 9 Prozent im Jahr 2019.

Seit Jahresbeginn sind außerdem 2.137 neue CNG-Autos auf die Straßen gefahren. Mehr als drei Viertel der Fahrzeuge stammen von internationalen Herstellern (76 Prozent).

Und so kann man dann aus der Meldung von Kryptoszene.de herausfiltern: Aufgrund der aktuellen Entwicklung denken 45 Prozent der Briten darüber nach, sich ein Elektrofahrzeug zu kaufen. Insbesondere die wahrgenommene Luftverbesserung im Zuge der temporären Lockdowns verstärke das Interesse, so Kryptoszene. Damit klettert der Anteil derjenigen, die überlegen, sich in den nächsten fünf Jahren ein E-Auto zu kaufen, auf 60 Prozent.

In Deutschland scheint insbesondere Tesla von der Entwicklung zu profitieren.

Im Jahr 2019 wurden weltweit 300.075 Tesla Model 3 auf die Straße gebracht. Damit handelt es sich mit Abstand um das meistverkaufte Elektroauto. Erst auf dem sechsten Platz rangiert ein deutscher Automobil-Konzern: BMW verkaufte im vergangenen Jahr 51.083 Fahrzeuge des Modells 530/Le.

Ferner zeigt die Infografik, dass Tesla der Corona-Pandemie zum Trotz einen Rekord vermeldet: noch nie verkaufte der Konzern in dem ersten Quartal eines Jahres mehr Fahrzeuge, als 2020. Gegenüber dem Vorjahresquartal beträgt der Anstieg 40,3 Prozent. Mit 88.400 verkauften Fahrzeugen setzte Tesla somit in nur 3 Monaten mehr Elektrofahrzeuge ab, als Volkswagen im Gesamtjahr 2019.

„Tesla als weltweit größter Hersteller von Elektrofahrzeugen ist zweifelsohne auch von den Auswirkungen der Pandemie betroffen, was sich nicht zuletzt an temporären Werksschließungen zeigt“, so Kryptoszene-Analyst Raphael Lulay. „Das zunehmende Interesse der Verbraucher nach Elektrofahrzeugen könnte jedoch dazu führen, dass sich Tesla noch weitaus schneller als andere Automobil-Konzerne erholt, und auf lange Sicht sogar gestärkt aus der Krise hervorgeht.“

Was eben auch bedeutet, dass die Coronakrise eine gewaltige Chance ist, jetzt die Weichen für eine klimafreundliche Zukunft zu stellen. Was eben nicht nur für Elektroautos gilt, sondern auch für den Ausbau des ÖPNV und der Radnetze in den Kommunen.

Porsche eröffnet am Standort Leipzig einen Schnellladepark, der auch anderen E-Autos offensteht

Porsche eröffnet am Standort Leipzig einen Schnellladepark, der auch anderen E-Autos offensteht

Hinweis der Redaktion in eigener Sache

Natürlich werden auch die L-IZ.de und die LEIPZIGER ZEITUNG in den kommenden Tagen und Wochen von den anstehenden Entwicklungen nicht unberührt bleiben. Ausfälle wegen Erkrankungen, Werbekunden, die keine Anzeigen mehr schalten, allgemeine Unsicherheiten bis hin zu Steuerlasten bei zurückgehenden Einnahmen sind auch bei unseren Zeitungen L-IZ.de und LZ zu befürchten.

Doch Aufgeben oder Bangemachen gilt nicht 😉 Selbstverständlich werden wir weiter für Sie berichten. Und wir haben bereits vor Tagen unser gesamtes Archiv für alle Leser geöffnet – es gibt also derzeit auch für Nichtabonnenten unter anderem alle Artikel der LEIPZIGER ZEITUNG aus den letzten Jahren zusätzlich auf L-IZ.de ganz ohne Paywall zu entdecken.

Unterstützen Sie lokalen/regionalen Journalismus und so unsere selbstverständlich weitergehende Arbeit vor Ort in Leipzig. Mit dem Abschluss eines Freikäufer-Abonnements (zur Abonnentenseite) sichern Sie den täglichen, frei verfügbaren Zugang zu wichtigen Informationen in Leipzig und unsere Arbeit für Sie.

Vielen Dank dafür.

So können Sie die Berichterstattung der Leipziger Zeitung unterstützen:

Ralf Julke über einen freien Förderbetrag senden.
oder

Keine Kommentare bisher

Schreiben Sie einen Kommentar