Eigentlich wäre es ein kluger Schritt gewesen, gerade in Zeiten von Corona ein paar Fahrspuren gerade in Innenstadtnähe für Radfahrer freizuräumen. Aber dazu hat sich Leipzigs Verwaltung noch nicht durchgerungen. Dafür schuf die Stadt jetzt an der Haltestelle Hauptbahnhof Platz für die an Bahnsteig 1 wartenden Fahrgäste. Dafür wurde tatsächlich eine ganze Fahrspur zur Verfügung gestellt. Das freut den Leipziger Ökolöwen – ein bisschen.
In Zeiten von Corona wandeln viele Städte weltweit im Eiltempo Autospuren zu Gehwegen um oder sperren gar ganze Straßen, damit Fußgänger/-innen und Radfahrer/-innen mehr Abstand halten können. Leipzig gehört jetzt zumindest ein bisschen dazu und hat am Hauptbahnhof eine Autospur frei gemacht.
Tino Supplies, verkehrspolitischer Sprecher des Ökolöwen, begrüßt das: „Frau Dubrau hat im Eilverfahren eine Autospur am Hauptbahnhof zu einer ,Corona-Spur‘ für den Wartebereich der Haltestelle gemacht. Das ist prima. Der Autoverkehr braucht die Spur gerade nicht und für Fußgänger/-innen ist jetzt mehr Platz zum Abstand halten.“
Die Maßnahme entspannt zumindest die Situation auf dem Bahnsteig 1 der Haltestelle, wo derzeit sämtliche Bahnen halten, die in Richtung Westen am Hauptbahnhof durch müssen. Der zweite westwärtige Bahnsteig ist gesperrt, weil seit dem 30. März die Haltestelle Goerdelerring neu gebaut wird und viele Bahnen jetzt Umleitungen über Nordplatz und Pfaffendorfer Straße fahren. Entsprechend viele Fahrgäste drängen sich jetzt auf Bahnsteig 1.
Aber die Maßnahme zeigt auch aus Sicht des Ökolöwen, dass Leipzigs Baubürgermeisterin jetzt mitten in der Corona-Ausnahmeregelung viel mehr tun könnte. Der Ökolöwe fordert Baubürgermeisterin Dorothee Dubrau in einem Schreiben auf, diese gute Maßnahme am Hauptbahnhof auch an anderen Schwerpunkten für den Fuß- und Radverkehr anzuwenden.
„An vielen Engstellen teilen sich Fußgänger und Radfahrerinnen den schmalen Gehweg, während auf den Autospuren daneben gähnende Leere herrscht. Es gilt jetzt, schnell zu handeln. Frau Dubrau muss dort Autospuren zu Radspuren machen“, sagt Supplies.
Der Ökolöwe benennt Beispiele in Leipzig, an denen Fußgänger und Radfahrerinnen den empfohlenen Mindestabstand von zwei Metern nicht einhalten können: Dazu gehören der Ranstädter Steinweg und die Jahnallee, Teile des Innenstadtrings, die Harkortstraße, die Nürnberger Straße am Johannisplatz und das Connewitzer Kreuz. Teilweise wird hier seit Jahren darüber debattiert, endlich eigenständige Radstreifen einzurichten.
Doch Leipzigs Verwaltung findet immer neue Ausreden, solche Sicherheitsmaßnahmen hinauszuschieben. Im Ergebnis quetschen sich Radfahrer/-innen in Leipzig immer noch durch lauter Nadelöhre oder sorgen für Irritationen, weil sie ihr Recht, auf der Fahrbahn zu fahren, wahrnehmen, dabei aber von Autofahrern gefährlich bedrängt werden.
Weitere Engstellen sollen geprüft werden, fordert der Ökolöwe, damit sich Leipziger/-innen im jeweiligen Umfeld des Wohnbereichs sicher und mit dem nötigen Abstand zueinander bewegen können.
Auf der Seite der Ökolöwen findet sich eine Auflistung weiterer Städte, die Autospuren zu ‚Corona-Spuren‘ umgewandelt haben.
Ökolöwe schreibt an Baubürgermeisterin: Schaffen Sie Platz für Radfahrer/-innen!
Ökolöwe schreibt an Baubürgermeisterin: Schaffen Sie Platz für Radfahrer/-innen!
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