Zum Townhall-Gespräch am Sonntag, 23. Februar, war auch die Leipziger Verkehrspolitik Thema. Besonders BUND Leipzig und ADFC sprachen es an, denn Leipzig steckt – wie viele andere deutsche Großstädte auch – in der Zwickmühle. 30 Jahre lang wurde mächtig in die autogerechte Stadt investiert. Doch selbst die StVO fordert, dass Verkehr vom schwächsten Verkehrsteilnehmer her zu denken ist. Das ist der Fußgänger. OBM-Kandidat Burkhard Jung ging noch einen Schritt weiter: „Das sind Kinder und Behinderte.“

Doch bei jeder Straßenplanung erleben die Leipziger Umwelt- und Verkehrsverbände, dass gerade die Schwächsten immer wieder die Letzten sind in der Planung. Es wird von breiten Fahrspuren für Kraftfahrzeuge her geplant. Da werden dann Rad- und Fußwege oft erschreckend schmal. Das sieht eher nach Resteverwertung aus als nach Priorität.

Natürlich bleibt das Dilemma: Wie teilt man den nun einmal begrenzen Straßenraum in Leipzig auf? Schafft man Shared Spaces, wo immer die Schwächeren Vorrang haben? Separiert man die Verkehrsarten? Was zur oben beschriebenen Salamitaktik führt: Für die Schwächsten bleiben nur die Reststücke am Rand.

Oder stellt man die Leipziger Verkehrspolitik endgültig vom Kopf auf die Füße und schafft genau die Prioritäten, die den schwächsten Verkehrsteilnehmern Vorrang geben?

Oder kämpft man erst einmal mit aller Kraft dafür, dass Fußgänger/-innen im bestehenden Verkehrsnetz endlich eine eigene Verkehrspolitik bekommen, die ihren Namen verdient?

Die Ökolöwen haben deshalb am heutigen Dienstag, 25. Februar, eine große Unterschriftenkampagne unter dem Motto „Fußgänger gehen vor“ gestartet. Alle Leipzigerinnen und Leipziger können ab sofort unter www.oekoloewe.de/fussgaengervor mitmachen und die Forderungen für ein fußgängerfreundliches Leipzig unterstützen:

Denn zu Fuß zu gehen ist die umweltfreundlichste Art der Fortbewegung. Trotzdem werden Fußgängerinnen und Fußgänger in Leipzig als Verkehrsteilnehmer zweiter Klasse behandelt. „Das wollen wir ändern“, sagt Tino Supplies, verkehrspolitischer Sprecher der Ökolöwen. „Wir fordern eine klare Prioritätensetzung von unserem Oberbürgermeister und die heißt: Fußgänger gehen vor!“

Kampagnenmotiv "Fußgänger gehen vor". Foto: Ökolöwe
Kampagnenmotiv „Fußgänger gehen vor“. Foto: Ökolöwe

Mit den Unterschriften appellieren die Ökolöwen an die Verwaltung und den Stadtrat, Leipzig endlich fußgängerfreundlich zu gestalten. In dem Appell der Ökolöwen heißt es dazu: „Wir fordern die Stadtverwaltung auf, zugeparkte Fußwege und Kreuzungen freizuräumen. Wir wollen breite und intakte Wege mit Straßenbäumen und Sitzbänken, fußgängerfreundliche Ampeln und 100 neue Zebrastreifen für Leipzig.

Tempo 30 soll in allen Wohngebieten und vor allen Schulen und Kitas gelten. Dazu brauchen wir kindgerechte Wege in Leipzig und Spielstraßen in jedem Viertel. Leipzig muss sich auf den Weg zu einer autofreien Innenstadt machen. Wir wollen unwirtliche Straßenkreuzungen in neue, attraktive Stadtplätze verwandeln – als Orte für Menschen, nicht nur für Autos.

Eine Stadt der kurzen Wege und eine Stadt ohne Verkehrstote, das muss in Leipzig Realität werden. Als Basis dafür braucht es deswegen ab sofort mehr Personal und neue Strukturen in der Verwaltung, damit in Leipzig endlich wirklich gilt: Fußgänger gehen vor!“

OBM-Wahl 2020: Jung und Gabelmann diskutieren bei der ersten Leipziger „Townhall“ + Video

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