Eigentlich hätte das alles schon ein, zwei Jahre früher geschehen sollen. Doch mit der Fertigstellung des Luftreinhalteplans 2018 war die Stadtverwaltung ein bisschen spät dran. Im Februar wurde er endlich vorgestellt. Und wie der Vorgänger-Plan hatte auch dieser ein kleines Extra-Paket. Das Extrapaket im LRP 2009 war die Umweltzone, die gerade bei der Feinstaubbelastung Wirkung zeigte. Diesmal hieß das Extra-Paket „Maßnahmen der Kategorie A“. Da geht es um die Stickoxidbelastung. Die ist in einigen Straßen noch immer zu hoch.

Und auch in Leipzig wurde ja 2018 schon emsig über mögliche drohende Fahrverbote diskutiert, wie sie dann in zwei Dutzend westdeutschen Städten zu juristischen Auseinandersetzungen führten. Und nicht nur Gerichtsklagen der Deutschen Umwelthilfe (DUH) drohten, auch Sanktionen der EU, denn eigentlich hätte auch Leipzig bis 2014 die Grenzwerte bei Stickstoffdioxid einhalten müssen. Die liegen bei maximal 40 Mikrogramm im Jahresmittel. „Wir standen also unter strengerer Beobachtung“, sagt Peter Wasem, der Leiter des Amtes für Umweltschutz.

Aber man habe kommuniziert und auch gezeigt, dass man sich bemühe. Die Stickoxid-Belastung der letzten drei Jahre zeigt, dass Leipzig es schaffen kann. „Aber zur Wahrheit gehört auch, dass wir auch ein bisschen Glück gehabt haben“, sagt Wasem. Denn die warmen Winter bedeuten eben, dass sowohl weniger Feinstaub aus Feuerungsanlagen emittiert wird, als auch weniger Stickoxid aus dem Verkehr. Und der Kraftverkehr verursacht 81 Prozent der Leipziger Stickoxid-Belastung. Wenn Leipzig hier also steuern will, muss in den Kraftverkehr eingegriffen werden.

Das tun die Maßnahmen der A-Kategorie. Sie drosseln den Fahrzeugstrom genau in jenen Straßenabschnitten, in denen die Modellierung nach wie vor überhöhte Stickoxid-Werte ausweist. Wo also nach wie vor Fahrverbote drohen. Es sind alles innenstadtnahe Straßenabschnitte, so wie die Harkortstraße, die Innere Jahnallee, der Tröndlinring oder der Martin-Luther-Ring.

Die noch immer zu hoch mit Stickoxid belasteten Straßen (rot). Karte: Stadt Leipzig, Luftreinhalteplan 2018
Die noch immer zu hoch mit Stickoxid belasteten Straßen (rot). Karte: Stadt Leipzig, Luftreinhalteplan 2018

Hier sollen die A-Maßnahmen möglichst schnell greifen.

Zwei die Verkehrsführung betreffende Maßnahmen werden noch in den Herbstferien vorgenommen, ab der 43. Kalenderwoche (21. Oktober).

So soll zur Minderung der Schadstoffbelastung in der Eutritzscher Straße mit einer veränderten Ampelsteuerung sowie neu geordneten Fahrspuren an der Kreuzung Eutritzscher Straße/Roscherstraße der Geradeausverkehr stadteinwärts dosiert werden. Zugleich fließt der Verkehr dann stärker nach links in die Roscherstraße ab.

Und nicht nur die Ampelsteuerung wird hier geändert: Aus den jetzt noch existierenden zwei Geradeaus-Fahrspuren wird eine, die linke Fahrspur wird zu einer reinen Linksabbiegerspur, damit möglichst viele Kraftfahrer dazu animiert werden, über die Roscherstraße und die Berliner Straße zur Brandenburger Brücke zu fahren und den hochbelasteten Promenadenring zu meiden.

Die Zahl der Kraftfahrzeuge, die hier jeden Tag geradeaus fahren, soll von 23.100 auf 20.300 gesenkt werden, Das würde rechnerisch reichen, den Wert von 40 Mikrogramm Stickoxid zu unterschreiten. Aber wer soll hier abbiegen? „Vorrangig Kraftfahrer, die sowieso nur vorhaben südwärts auf die B2 zu kommen“, sagt Michael Jana, Leiter des Verkehrs- und Tiefbauamtes. Im Grunde sind alle A-Maßnahmen so gedacht und auch durchgerechnet. Mehr Kraftfahrer sollen auf das Tangentenviereck gelenkt werden und damit den Promenadenring möglichst meiden.

Die Maßnahmen der Kategorie A aus dem Luftreinhalteplan 2018. Grafik: Stadt Leipzig, Luftreinhalteplan 2018
Die Maßnahmen der Kategorie A aus dem Luftreinhalteplan 2018. Grafik: Stadt Leipzig, Luftreinhalteplan 2018

Zur Maßnahme an der Eutritzscher Straße gehört auch eine wesentliche Veränderung an der Berliner Straße.

Bereits im September wurden an der Kreuzung Berliner Straße/Roscherstraße die Fahrspuren neu eingeteilt sowie eine temporäre Ampelanlage aufgestellt, die den Verkehr stadteinwärts staffeln.

Dazu Michael Jana, Leiter des Verkehrs- und Tiefbauamtes: „Mit dem Luftreinhalteplan haben wir uns verbindlich die Aufgabe gesetzt, kurzfristig auf die zu hohe Luftschadstoffbelastung zu reagieren. Alleine mit Maßnahmen zur Verkehrsverflüssigung ist das nicht zu schaffen. Dazu braucht es weiterreichende verkehrsorganisatorische Maßnahmen.“

Die „Verkehrsverflüssigung“ ist immer wieder ein vehementer Vorschlag aus Autofahrerfraktionen, die fest davon überzeugt sind, dass klügere Ampelschaltungen den Verkehr flotter fließen lassen würden, dann gäbe es auch weniger Stau und weniger Luftbelastung. Meist vergessen sie, dass die Freude des flüssigen Fahrens in eine Fahrtrichtung der Ärger anderer Kraftfahrer ist, die in der querenden Richtung länger stehen müssen.

An der Kreuzung Berliner Straße/Roscherstraße gibt es künftig auch nur noch eine Geradeausspur Richtung City, die rechte Fahrspur wird zur Rechtsabbiegespur in die Roscherstraße. Hier soll das Fahrzeugaufkommen, das sich Richtung Innenstadtring bewegt, von 19.400 auf 16.100 Fahrzeuge am Tag reduziert werden. Quasi durch verkehrsordnendes Stupsen. Weniger Autos auf der Geberstraße und dem Innenstadtring bedeuten dann zwangsläufig auch deutlich weniger Fahrzeuge (rund 20 Prozent), die am Goerdelerring jeden Abend Stau verursachen. Und auch weniger Fahrzeuge in der Inneren Jahnallee.

Ein heiß umkämpftes Stück Pflaster, wie wir wissen. Auch da soll sich was ändern.

Dazu gleich mehr im nächsten Teil.

Innere Jahnallee wird ab 2020 einspurig

Innere Jahnallee wird ab 2020 einspurig

Fahrbahnreduzierung auf der Wundtstraße und Dosierung an der Mahlmannstraße

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