Am Freitag, 20. September, findet nicht nur der große Klimastreik mit Demo in der Leipziger Innenstadt statt. Es ist auch gleichzeitig wieder der Internationale PARK(ing) Day, der auch in Leipzig seit Jahren von mehreren Akteuren genutzt wird, die mit kreativen Ideen zeigen, was aus sonst mit Autos zugeparkten Straßen eigentlich alles gemacht werden könnte.

Deshalb werden am Freitag in vielen Städten weltweit PKW-Stellplätze für einige Zeit zu grünen PARKs. Unter dem Motto „Mehr Platz für Verkehrswende und Klimaschutz“ zeigen diese temporär umgestalteten Parklücken, wie sich Straßen und Plätze noch lebenswerter gestalten lassen. Auch in Leipzig beteiligen sich unter Organisation des Ökolöwen zahlreiche Initiativen an diesem weltweiten Aktionstag.

Leipzig sei bei der sinnvollen Umgestaltung der Straßen und Plätze schon ein gutes Stück vorangekommen, gesteht der Ökolöwe zu.

„Früher waren beispielsweise der Augustusplatz oder der Richard-Wagner-Platz komplett mit Autos zugeparkt. Heute bilden sie attraktive Aufenthaltsorte ganz im Sinne des PARK(ing) Days, die unsere Stadt lebenswert machen. Das sollte erhalten und weiter ausgebaut werden“, empfiehlt Tino Supplies, verkehrspolitischer Sprecher des Ökolöwen. Die vielen PARK-Lücken geben am Freitag eine kreative Vorschau darauf, wie Stadtraum besser für und von Menschen genutzt werden kann.

Zur Bedeutung des PARK(ing) Day holt der Ökolöwe etwas weiter aus:

Allein in Leipzig sind, Stand 2017, 223.733 PKW zugelassen. Würde man einen Parkplatz bauen, auf den all diese Fahrzeuge auf einmal passen würden, so müsste der über 2,6 km² groß sein. Das entspricht einer Fläche, die viermal so groß ist wie die Leipziger Innenstadt. Der tatsächliche Platzbedarf ist dabei noch weitaus größer. Das Auto benötigt einen Parkplatz am Wohnort und natürlich auch einen am Ziel – auf Arbeit, am Supermarkt, am Baggersee. Hinzu kommen noch die Straßen dazwischen. Auch hier ist der Flächenbedarf des Autos deutlich höher als der aller anderen Verkehrsträger.

Das Leitbild einer autogerechten Stadt sah die Aufgabe der Stadtplaner bis in die 1990er Jahre hinein darin, dem steigenden Flächenbedarf des Autoverkehrs nachzukommen. Die Funktionen Wohnen, Arbeiten und Einkaufen wurden räumlich getrennt. Die Wege dazwischen hatten vordringlich der Distanzüberwindung zu dienen und wurden entsprechend um- und ausgebaut. Das hat viele Stadträume zu unwirtlichen Orten gemacht, von denen sich die Menschen in mehreren Suburbanisierungswellen abwenden und ihr Glück im Eigenheim auf der grünen Wiese suchen.

Spätestens seit der Jahrtausendwende hat die Fixierung der Stadtentwicklungsplanung auf das Auto ausgedient. An dessen Stelle tritt nun das Leitbild der kompakten, europäischen Stadt. Sie soll durch eine effektive Nutzungsmischung kurze Wege ermöglichen. Fuß-, Rad-, und öffentlicher Nahverkehr sollen gefördert, der Autoverkehr reduziert werden. Dadurch wird die Stadt wieder ein begehrenswerter Lebensraum mit attraktiven öffentlichen Räumen und guten Umweltbedingungen.

Stellplätze zu grünen Inseln. Foto: Ökolöwe
Stellplätze zu grünen Inseln. Foto: Ökolöwe

Das neue Stichwort heißt Stadtreparatur. Die Verfehlungen aus der Zeit der autogerechten Stadtplanung müssen nach und nach beseitigt und Neue vermieden werden. Trotz noch immer großer Hindernisse ist Leipzig auf diesem Weg schon ein gutes Stück gegangen, so der Ökolöwe. Das ist einer der wesentlichen Gründe für die positive Wahrnehmung Leipzigs in der Welt und den stetigen Zuzug in die Stadt.

Übersicht der PARKs am 20. September in Leipzig:

PARK: Ökolöwen beim Global Climate Strike – Augustusplatz

PARK: Bürgerverein Gohlis – Menckestraße 12 – 24

PARK: Verwegener und Trefflich – Merseburger Straße 61

PARK: Hausgemeinschaft Crottendorfer Straße 5

PARK: Seniorenbüro Ost Inge & Walter – Eisenbahnstraße 6

PARK: LUETT Kollektiv – Rietschelstraße 4

PARK: linxxnet – Brandstraße 15

PARK: INTERIM by linxxnet – Demmeringstraße 32

PARK: GOASE e.V. – Richterstraße 4-6

PARK: LIEBER LOSE – Weißenfelser Straße 22

PARK: lauritz Café & Handwerk – Hinrichsenstraße 30

PARK: ADFC Leipzig ‚Parkräume zu Spielträume‘ – Sommerfelder Straße 14

PARK: Bürgerverein Anger-Crottendorf e. V. ‚Parkplatz zu Dorfplatz‘ – Gregor-Fuchs-Straße 31A

PARK: Querbeat vorm Querbeet – Neustädter Straße 20

Auch Gesundheit braucht eine gerechte Klimapolitik

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