Da sind die Vorschriften augenscheinlich streng: Solange nicht mehr Leute mit Fahrrad durch eine Straße fahren als Leute mit Auto, kann dem Radverkehr kein Vorrang eingeräumt werden und wird die Straße nicht zur Fahrradstraße. Die Katze beißt sich zwar verbal in den Schwanz. Aber für die KarLi sieht das Dezernat Stadtentwicklung und Bau so eben noch keine Chance, auch nur abschnittsweise zur Fahrradstraße zu werden.

Den Antrag hatte das Jugendparlament in April gestellt. „Die Stadtverwaltung prüft bis zum IV. Quartal 2019, ob die Karl-Liebknecht-Straße sowie der Peterssteinweg im Abschnitt zwischen Dimitroffstraße und Emilienstraße als Fahrradstraße, ggf. auch mit Zusatzzeichen ,PKW frei‘, ausgewiesen werden kann. Dabei wird auch berücksichtigt, ob ggf. einzelne Teilstrecken davon entsprechend ausgewiesen werden können.“

Zwischen 7.000 und 9.000 Radfahrer sind auf dem Nordabschnitt der KarLi und dem Peterssteinweg jeden Tag unterwegs. Das ist – nach der West-Ost-Route durch den Clara-Zetkin-Park – die am stärksten befahrene Fahrradroute in Leipzig. Aber es reicht auf der Strecke noch nicht, den Kfz-Verkehr zu überholen.

Jedenfalls begründet das Dezernat Stadtentwicklung und Bau so seine Ablehnung für den Antrag des Jugendparlaments: „Die Anordnung von Fahrradstraßen erfolgt auf Grundlage der bundeseinheitlich geltenden Straßenverkehrs-Ordnung (StVO). Fahrradstraßen kommen dann in Betracht, wenn der Radverkehr die vorherrschende Verkehrsart ist oder dies alsbald zu erwarten ist. Die vielfältigen Anforderungen an den öffentlichen Raum und die Verkehrsanlagen in der Karl-Liebknecht-Straße haben den erst vor wenigen Jahren geführten Diskussions- und Entscheidungsprozess zur Neugestaltung der Karl-Liebknecht-Straße/Peterssteinweg zwischen Martin-Luther-Ring und Südplatz geprägt. Die Entscheidung des Stadtrates fiel dann zugunsten der 2014/15 umgesetzten Variante.“

Wobei natürlich auch offensichtlich ist, dass der Radverkehr auf der Straße seit 2015 deutlich zugenommen hat. Auch weil die neuen Radwege deutlich besser sind als der vorherige Zustand. Auch beim Radverkehr ist es so: Wenn sich die Bedingungen verbessern, steigen mehr Leute aufs Fahrrad um.

In KarLi und Peterssteinweg nach Ansicht der Verkehrsplaner noch nicht genug: „Auch wenn der Radverkehr zweifellos eine große Bedeutung auf der Karl-Liebknecht-Straße hat, liegt eine grundlegende Veränderung der Verkehrssituation, der Anforderungen an den Straßenraum und der vorzunehmenden Bewertung nicht vor. Eine Prüfung zur Einrichtung einer Fahrradstraße ist daher entbehrlich, sie kann zu keinem anderen Ergebnis führen.“

Jugendparlament beantragt, die KarLi zur Fahrradstraße zu machen

Jugendparlament beantragt, die KarLi zur Fahrradstraße zu machen

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“Eine Prüfung zur Einrichtung einer Fahrradstraße ist daher entbehrlich, sie kann zu keinem anderen Ergebnis führen.“
Würde man 24-Stunden-Zählungen machen, würde es schon länger für eine Fahrradstraße reichen. In den 24-Stunden-Zählungen hat man in der KarLi übrigens auch schon 12.500 Radfahrende gezählt, nicht nur 7.000 bzw. 9.000. Das Problem ist hier die Herangehensweise der Zählung. Die Stadt zählt Vormittags von 6 bis 10 und am Nachmittag von 15 bis 19 Uhr und interpoliert dann. Radverkehr verhält sich allerdings anders als Autoverkehr, da das Fahrrad ein sehr wichtiges Verkehrsmittel des Freizeitverkehrs ist, das Auto hingegen nicht.

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