Die Wiener machen es vor: Für 365 Euro im Jahr kann man dort im ÖPNV unterwegs sein. Die Nutzerzahlen sind seit Einführung dieses Modells deutlich gestiegen. Und für den Leipziger Ökolöwen ist klar: So ein Modell wäre auch in Leipzig möglich. In der letzten Woche hat man emsig Unterschriften gesammelt für den Appell, das Ticket auch im Leipzig einzuführen.
Die Ökolöwen waren in dieser Woche mit Informationsständen unter anderem im Leipziger Westen unterwegs und haben Unterschriften für das 365-Euro-Jahresticket gesammelt. Der Appell zur Einführung eines 365-Euro-Jahrestickets erfährt großen Zuspruch, stellt der Umweltverbund fest. Binnen kürzester Zeit haben mehr als 3.500 Leipzigerinnen und Leipziger für das günstige 365-Euro-Jahresticket unterschrieben.
„Leipzigs Fahrpreise kannten in den vergangenen Jahren nur eine Richtung – nach oben. Damit muss Schluss sein“, betont Matthias Uhlig vom Ökolöwen.
Und auch wenn es keiner wirklich untersucht hat, deutet einiges darauf hin, dass sich viele Leipziger ein Abonnement bei den Leipziger Verkehrsbetrieben (LVB) mit den derzeitigen Tarifen nicht mehr leisten können, auch nicht die vergünstigte „Leipzig Pass Mobil Card“. 23 Prozent der Leipziger haben in den vergangenen fünf Jahren das Verkehrsmittel „aus finanziellen Gründen“ gewechselt. So ergab es die „Bürgerumfrage 2017“. Die leider nicht nach Verkehrsmitteln differenziert. Aber dass die Ticketpreise im ÖPNV hier eine Rolle spielen, liegt nahe.
Aber beim „Wiener Modell“ geht es ja vor allem darum, auch Autofahrer zum Verzicht auf die Autonutzung zu bewegen und die Stadt vom Individualverkehr zu entlasten.
„Es ist klar, dass es grundlegende Veränderungen im Leipziger Nahverkehrsangebot geben muss. Ein wichtiger Baustein hierfür sind attraktive Ticketpreise“, betont Uhlig weiter. Das 365-Euro-Jahresticket für Bus und Bahn in Leipzig zeigt einen neuen, realistischen Weg für langfristig bezahlbare Fahrpreise auf. „Die Politik muss jetzt die Weichen stellen für einen zukunftsfähigen Nahverkehr.“
Und dazu gehört natürlich der Ausbau der Kapazitäten. Nur wenn auch genug Bahnen unterwegs sind, gewinnt der ÖPNV auch wieder mit den Faktoren Verfügbarkeit und Platzangebot.
Notwendige Kapazitätserweiterungen sind ein wichtiger Baustein für das Bus- und Schienennetz. Diese hat die Stadt Leipzig mit ihrer Mobilitätsstrategie 2030 bereits auf den Weg gebracht. In den kommenden Jahren wird deutlich mehr Geld in die Infrastruktur fließen als bisher. Bis zum Jahr 2023 soll sich auch schon einmal der Ausgleichsbetrag für den Betrieb von Bus und Bahn bei 55 Millionen Euro pro Jahr einpendeln, so der Beschluss.
Damit sollen das ÖPNV-Angebot ausgebaut und Engpässe beseitigt werden. Und auch das war ein zähes Ringen im Stadtrat, denn zuvor war dieser Ausgleichbetrag jahrelang auf 45 Millionen Euro eingefroren worden, was viel zu wenig war, um den ÖPNV in Leipzig überhaupt als Wachstumssegment zu denken, schon gar nicht in den von der Stadt verkündeten 25 Prozent Anteil am Modal Split der Stadt.
Tatsächlich gehören Ausbau und Bezahlbarkeit zusammen, um derartige Steigerungen bei der ÖPNV-Nutzung überhaupt denkbar zu machen.
„Der Ausbau des ÖPNV-Angebots muss Hand in Hand mit der Einführung des 365-Euro-Jahrestickets gehen“, erklärt Uhlig.
SPD fordert Unterstützung fürs 365-Euro-Ticket und Linke den fahrscheinlosen ÖPNV
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