Es war eine ganz kurze, knappe Anfrage, die die Linksfraktion im Leipziger Stadtrat gestellt hatte: „Wie hoch wären die finanziellen Aufwendungen, wenn die Stadt Leipzig allen Leipziger Schülerinnen und Schülern an Leipziger Schulen eine kostenlose SchülerCard zur Verfügung stellen würde?“ Denn das Thema, wie teuer ÖPNV eigentlich sein darf, brennt derzeit in Leipzig.
Bekanntlich hat der Stadtrat im Oktober erstmals mit den Stimmen von Linksfraktion und CDU-Fraktion einen zweijährigen Stopp bei den Fahrpreiserhöhungen der LVB verhängt. Leipzig war längst dabei, ein ÖPNV-Netz mit Preisen zu bekommen, die eher für München, Frankfurt oder Stuttgart üblich wären. Als hätten es gerade die LVB-Nutzer so dicke.
Dabei sind aber die meisten LVB-Nutzer Menschen, die sich entweder ein eigenes Auto nicht leisten wollen oder nicht leisten können. Und das betrifft eben auch die Schüler in der Stadt, die aufgrund der engen Schulplatz-Problematik schon heute oft jeden Morgen etliche Kilometer durchs Stadtgebiet fahren müssen, gern auch mit Umsteigen. Die SchülerCard ist zwar ein gestütztes Mobilitätsangebot. Sie kostet deutlich weniger als die Erwachsenen-Abos.
Trotzdem lohnt es sich natürlich, sich Gedanken darüber zu machen, ob man nun ausgerechnet den Schülerverkehr gänzlich kostenlos macht, sodass die Eltern sich erst gar keine Gedanken mehr darüber machen müssen, ob sie das Geld für eine SchülerCard haben.
Es wäre auch ein Einstieg in die Diskussion um einen gänzlich kostenlosen ÖPNV. Eine Diskussion, die ja gerade das kleine Land Luxemburg befeuert hat, das seinen ÖPNV gänzlich farhrpreislos macht.
Aber geht das in Leipzig?
Es wird immer an die Grenzen der Zahlungsfähigkeit der Stadt und an die der Wirtschaftlichkeit der LVB stoßen. Darüber muss man sich schon Gedanken machen. Denn es sind ja nicht nur die Fahrpreise über Jahre deftig gestiegen – gleichzeitig glaubten andere Instanzen, man könne das Unternehmen einfach zum Sparen verdonnern. Gerade das Land hielt sich über Jahre zurück, den ÖPNV in Sachsen auskömmlich zu finanzieren – was auch bei den LVB zu einem massiven Investitions- und Erneuerungsstau führte.
Und gleichzeitig bekamen die LVB einen konzerninternen Sparbeitrag aufs Auge gedrückt, für den vor allem die in eine Tochtergesellschaft outgesourcten Fahrer und Fahrerinnen mit Gehaltsverzicht bezahlten.
Aber das Dezernat Jugend, Soziales, Gesundheit und Schule hat sich tatsächlich die Mühe gemacht, die genauen Zahlen zusammenzutragen.
Jedenfalls soweit sie verfügbar sind.
Das Ergebnis: „Die Gesamtkosten belaufen sich bei einer Bereitstellung der SchülerCard für alle Leipziger Schüler/-innen auf mindestens 10 Mio. €. Für die Berechnung wurden die Schülerzahlen des Schuljahres 2017/2018 herangezogen, da bislang für das Schuljahr 2018/2019 noch keine Daten durch das Statistische Landesamt veröffentlicht wurden. Es ist davon auszugehen, dass aufgrund einer höheren Schülerzahl im Schuljahr 2018/2019 auch die Aufwendungen insgesamt höher zu kalkulieren wären.“
Dabei würden rund 7,3 Millionen Euro auf Schüler/-innen der allgemeinbildenden Schulen entfallen und rund 2,7 Millionen Euro auf Schüler/-innen der berufsbildenden Schulen – wobei bei Letzteren nicht alle auch förderberechtigt wären.
Am Ende geht es in der Stellungnahme des Sozialdezernats etwas durcheinander. Da rutschen die 7,3 Millionen für den Schülerverkehr an Stelle der möglichen 2,7 Millionen für die Aufwendungen für Berufsschüler. Sodass man wirklich mit einem Wert von rund 10 Millionen Euro rechnen kann, die dann die Stadt übernehmen müsste, falls der Stadtrat beschließen sollte, die SchülerCard künftig kostenlos zu machen.
Der Stadtrat tagt: Keine LVB-Preiserhöhungen in den nächsten beiden Jahren + Video
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10 Millionen sollten doch eigentlich machbar sein. Und wie könnte das den Verkehr entlasten! Also, her damit!