Der neue Nahverkehrsplan der Stadt Leipzig beschreibt die ÖPNV-Planungen bis 2024. In diesem Zeitraum, so Baubürgermeisterin Dorothee Dubrau, werden noch keine großen Erweiterungen im Straßenbahnnetz notwenig, die die prognostizierte Fahrgastentwicklung bis 2030 abbilden. Das einzige Erweiterungsprojekt ist der schon länger geplante Neubau in Mockau.
Oder im Text des jetzt vorgelegten Entwurfs zum Nahverkehrsplan: „Eine Erweiterung des Straßenbahnnetzes ist – abgesehen von der bereits fest geplanten Verlegung der Linie 9 in Mockau – bis 2024 voraussichtlich noch nicht erforderlich. Kurz bis mittelfristig liegen die Schwerpunkte daher bei Kapazitätserweiterungen und Beschleunigungsmaßnahmen im bestehenden Netz und einer Erhöhung der Attraktivität des ÖPNV für die Fahrgäste.“
Ein wichtiges Ziel ist natürlich die Schaffung von 100 Prozent barrierefreien Haltestellen. Dieses Ziel, so Dubrau, werde Leipzig bis 2022 nicht erreichen. Das ist einfach eine Geldfrage. Etwa zehn Straßenbahnhaltestellen könne man pro Jahr barrierefrei umbauen.
„Von 499 Straßenbahnhaltestellen sind 325 bereits barrierefrei, 174 sind noch umzubauen. Bei den Bushaltestellen ist der Nachholbedarf größer. Der Nahverkehrsplan enthält eine Liste der Haltestellen, deren Umbau bis 2024 Priorität hat. Bei einem unter den finanziellen und personellen Ressourcen möglichen Umbau von zehn Straßenbahn- und zwanzig Bushaltestellen im Jahr wird das Ziel des Personenbeförderungsgesetzes der vollständigen Barrierefreiheit bis 2022 nicht erreicht werden können.“
Die für die Leipziger natürlich spannendste Frage wird sein: Wo wird das Leipziger Straßenbahnnetz wachsen?
„Untersuchungen zur Erweiterung des Straßenbahnnetzes wurden bereits für eine bessere Erschließung der einwohnerstarken Wohngebiete von Mockau (Umsetzung geplant vor 2022) mit späterer Weiterführung nach Thekla und einem Betriebsgleis zum Technischen Zentrum Heiterblick durchgeführt“, heißt es im Entwurf.
„Weiterhin wurden mögliche Neubaustrecken zur Erschließung des medizinischen Zentrums in Probstheida untersucht. Um dem steigenden Fahrgastaufkommen Rechnung zu tragen, eine bessere Erschließung dicht bewohnter Stadtgebiete mit Entwicklungspotenzial zu erreichen und durch Stärkung tangentialer Verbindungen zu einer Entlastung des Promenadenrings beizutragen, sollen darüber hinaus bis 2024 Untersuchungen zu folgenden Netzergänzungen eingeleitet werden:
– ‚Südtangente‘ Schleußiger Weg / Kurt-Eisner-Straße / Semmelweisstraße
– S-Bf. Wahren bis Rathaus Wahren (über Linkelstraße), einschließlich Wendeschleife.
– ‚Brünner T‘ (Verbindung Antonienstraße mit Lützner Straße und Ratzelstraße)
– Anbindung Lindenauer Hafen (Plautstraße) in Verbindung mit einer Verlängerung der Linie 14 über die Saalfelder Straße.“
Das sind die Projekte, die zumindest skizzenhaft schon Gestalt annehmen.
Völlig offen aber sind etliche Erweiterungen, für die im Straßennetz entsprechende Trassenfreihaltungen geplant sind.
„Für eine Reihe weiterer möglicher, aber noch nicht näher geprüfter langfristiger Netzerweiterungen sollen ebenfalls vorsorglich die in der umseitigen Karte dargestellten Trassen freigehalten werden“, kann man da lesen.
„Welche der genannten Maßnahmen dann umzusetzen sind, ist u.a. abhängig von der ausstehenden Entscheidung über die Mobilitätsstrategie Leipzig 2030, den Ergebnissen der Untersuchungsaufträge, der realen Bevölkerungs- und Fahrgastentwicklung unter Berücksichtigung der Schwerpunkträume der zukünftigen Stadtentwicklung, einer Kosten-Nutzen-Bewertung sowie von einer Überprüfung der Förderfähigkeit und Sicherung der Finanzierung. Die Freihaltung der Untersuchungsstrecken ist bis zum Abschluss der erforderlichen Überprüfungen zu gewährleistet.“
Als solche freizuhaltende Trassen findet man:
– die Landsberger Straße nach Lindenthal
– die Verlängerung der Linie 12 von Gohlis-Nord zur Delitzscher Straße
– die Coburger Straße, wo zumindest Leipzig sich nach wie vor die Wiedereinrichtung einer Straßenbahnlinie 9 nach Markkleeberg vorstellen kann
– die Wiederherstellung der Linie 15 von Meusdorf bis Liebertwolkwitz
– die Wiederbefahrung der Zweinaundorfer Straße von Reudnitz nach Mölkau
– auch die Wiederbefahrung der Wittenberger Straße in Eutritzsch ist vorstellbar
– auch die Hermann-Liebmann-Straße in Volkmarsdorf ist noch nicht ganz abgeschrieben
– und sogar in der Straße des 18. Oktober können sich die Planer eine Staßenbahnverbindung vorstellen
Und natürlich schwebt die ganze Zeit auch die Frage im Raum: Bekommt Leipzig mehr S-Bahn-Haltestellen, die dann mit dem Straßenbahnnetz verknüpft sind?
„Der Nahverkehrsplan des ZVNL sieht neue Haltestellen an der Mockauer und der Essener Straße (im Bau), in Thekla (Verlegung, im Bau) sowie am Güterverkehrszentrum vor.
Weitere Ziele der Stadt sind:
– der Bau eines S-Bahnsteigs am Haltepunkt Paunsdorf
– die Prüfung einer Zugangsstelle in Althen
– die Prüfung einer Zugangsstelle am Entwicklungsgebiet ‚Freiladebahnhof‘
– die Prüfung einer Zugangsstelle im Bereich Arno-Nitzsche-Straße / Marienbrunn
– die Prüfung einer Zugangsstelle auch zur S3 am Coppiplatz in Gohlis.“
Bis 2030 muss Leipzig 1,5 Milliarden Euro in den Ausbau eines umweltfreundlichen ÖPNV investieren
Bis 2030 muss Leipzig 1,5 Milliarden Euro in den Ausbau eines umweltfreundlichen ÖPNV investieren
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Apropos Haltestellen: Was ist denn eigentlich aus dem Thema Stadtmöblierung und Abbau der Haltestellenhäuschen etc. pp. geworden?