Im Sommer haben Leipzigs Verkehrsbetriebe zum ersten Mal รถffentlichkeitswirksame Fahreraktionstage veranstaltet. Denn es geht ihnen wie im Grunde fast allen grรถรŸeren Unternehmen in Leipzig: Es wird immer schwerer, Personal fรผr frei werdende Stellen zu finden. Und als nach den Ferien die Linie 10 einfach im Ferienmodus gelassen wurde, wurde auch offenkundig, welche Folgen es hat, wenn StraรŸenbahnfahrer dauerhaft fehlen.

Und dabei haben die Leipziger Verkehrsbetriebe (LVB) schon seit drei Jahren geworben โ€“ auf ziemlich vielen Kanรคlen, wie Unternehmenssprecher Marc Backhaus betonte. Die Werbung hing auch in Bussen und StraรŸenbahnen und flimmerte im Fahrgast-TV. Nur schaute sie sich wohl einfach niemand an. Leipzig ist derart mit Werbung zugepflastert, dass kaum noch ein Mensch wahrnimmt, was da wirklich steht. Ob da nun fรผr Schnaps geworben wird oder um neue Busfahrer.

Vielleicht ist das die wichtigste Lehre des Jahres 2018.

Man muss kรผnftige Fahrerinnen und Fahrer wohl genauso ansprechen wie Fahrgรคste, die man zu Tagen der offenen Tรผr einlรคdt. Was die LVB dann mit ihren beiden Fahreraktionstagen auch gemacht haben.

Aber: Hat das wenigstens etwas gebracht? Immerhin ging es ja darum, mindestens 30 neue Kollegen fรผr den Fahrdienst zu gewinnen. So groรŸ war das Loch an unbesetzten Stellen ja schon aufgerissen.

โ€žInsgesamt sind wir mit den beiden Rekrutierungstagen zufriedenโ€œ, teilt Backhaus auf Nachfrage mit. โ€žZu diesen sind letztlich รผber 240 Interessenten gekommen. Davon konnten wir 100 Kontakte (teilweise bereits mit Bewerbungsunterlagen, sonst auch nachgefasst) gewinnen.โ€œ

Darรผber hinaus habe man 60 Interessenten auch gleich mit dem Busshuttle nach Heiterblick gebracht. Auf dem dortigen LVB-Betriebsgelรคnde konnten sie dann selbst einmal einen Omnibus oder eine StraรŸenbahn fahren โ€“ natรผrlich unter Begleitung der Fahrlehrerinnen und Fahrlehrer der LVB, wie Backhaus betont.

โ€žInsgesamt sind beim zweiten Rekrutierungstag 20 schriftliche Einstellungszusagen erteilt worden. Darunter haben wir 13 Zusagen als Omnibusfahrer/-in und sieben fรผr die Tรคtigkeit als Schienenbahnfahrer/-in. Fรผr unsere Berufsbilder Fahrausweisprรผfung und Mitarbeiter/-in Sicherheit liegen derzeit 21 Interessensbekundungen vorโ€œ, beschreibt Marc Backhaus das Ergebnis.

Was natรผrlich noch nicht reicht.

โ€žWir werden auch weiterhin unsere Personalsuche fortsetzen, inklusive Kampagnen, wie sie auch schon im Stadtbild (u. a. auf Bussen) prรคsent sind. Die Rekrutierung wird weiterhin ein wesentlicher Schwerpunkt in der Kommunikation seinโ€œ, zรคhlt der Pressesprecher auf. โ€žBereits 2017 wurde zusรคtzlich zwischen den LVB und der Vereinten Dienstleistungsgewerkschaft ein Ausbildungspakt geschlossen.

Die Vereinbarung wurde mit dem Ziel getroffen, auf die demografische Entwicklung schlรผssige Antworten zu geben, die Ausbildung zu stรคrken und ausgebildete Nachwuchskrรคfte noch stรคrker an die Unternehmensgruppe zu binden. Somit erhรถhen wir sukzessive die bedarfsgerechte Ausbildungsquote. Fรผr die mittelfristig mindestens 40 Auszubildenden, die jedes Jahr neu eingestellt werden sollen, wurde zudem bei erfolgreichem Abschluss der Ausbildung die รœbernahme in ein unbefristetes Anstellungsverhรคltnis vereinbart.โ€œ

Was die LVB freilich jetzt jedes Jahr an neuen Fahrerinnen und Fahrern brauchen, geht deutlich darรผber hinaus. Denn die Stadt wรคchst. Eigentlich muss auch das Linienangebot der LVB mitwachsen. Aber dazu braucht man noch zusรคtzliches Personal.

Deswegen werden die Leipziger Verkehrsbetriebe auch in den nรคchsten Jahren einen hohen Rekrutierungsbedarf haben. Bis 2020 suchen die LVB jรคhrlich rund 100 neue Kolleginnen und Kollegen fรผr den Fahrdienst. Bis 2030 steigt der Bedarf sogar auf bis zu 180 im Jahr an.

Die Ausbildung zum LVB-Fahrer dauert ein halbes Jahr.

Deshalb gibt es auch noch keine Entspannungsmeldung fรผr die StraรŸenbahnlinie 10.

Marc Backhaus: โ€žDer Ferienfahrplan der Linie 10 bleibt bis auf Weiteres in Kraft.โ€œ

Die neue Leipziger Zeitung Nr. 59 ist da: Zwischen รœberalterung und verschรคrftem Polizeigesetz: Der Ostdeutsche, das vรถllig unbegreifliche Wesen

Zwischen รœberalterung und verschรคrftem Polizeigesetz: Der Ostdeutsche, das vรถllig unbegreifliche Wesen

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Es gibt 3 Kommentare

Er ist รผbrigends Pressesprecher, alle Aussagen sind nicht seine, er teilt sie nur mit. Er trifft auch keine Entscheidungen im Unternehmen. Also zumindest keine รผber irgendwelchen Linienplรคne.

Aber das sollte bei โ€œUnternehmenssprecherโ€ irgendwie klar sein.

Marc Backhaus: โ€žDer Ferienfahrplan der Linie 10 bleibt bis auf Weiteres in Kraft.โ€œ

Dann benennt ihn doch auch um in โ€œLunsAA-Fahrplan der Linie 10โ€!

Als Anwohner der Georg-Schumann-StraรŸe und somit direkt Betroffener kann ich nur sagen: angesichts dieser dรผmmlich-arroganten ร„uรŸerung werden Gewaltphantasien in mir wach!

โ€ฆund weil ich mich gerade so schรถn aufrege:
Wer, zum Geier, ist Marc Backhaus?!
Seine Vita war im www fรผr mich nicht auffindbar.
Ist man als Pressesprecher eines Konzerns, wie der LVB, keine Person des รถffentlichen Lebens?
Es wรผrde mich schon brennend interessieren, wo genau dieser Herr B. herkommt, wie sein beruflicher Werdegang war und was ihn letztendlich fรผr seinen jetzigen Job qualifiziert.

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