Na, das wäre mal eine Reihenfolge: Suwon 2013, Johannesburg 2015, Kaohsiung 2017 und dann vielleicht Leipzig 2021? Oder gar 2019? Warum nicht? Leipzigs Grüne können sich sehr gut vorstellen, in Leipzig einen Monat lang einmal in einem ganzen Quartier zu zeigen, wie eine Stadt ohne Auto funktionieren kann. Denn darum geht es ja beim von Konrad Otto-Zimmermann aus der Taufe gehobenen „EcoMobility World Festival“. Leipzig solle sich dafür bewerben, beantragen die Grünen jetzt.

Die Fraktion Bündnis 90/Die Grünen hat einen Antrag eingereicht, der den Oberbürgermeister auffordern soll, das „EcoMobility World Festival“ nach Leipzig zu holen. Das EcoMobility World Festival wird seit 2013 alle zwei Jahre mit wechselnden Orten in der Welt veranstaltet und zeigt mit einer Laufzeit von einem Monat, wie sich der temporäre Verzicht auf private fossile Autos in einem innerstädtischen Quartier oder Kiez auf die Lebensqualität auswirkt. Bisher war das Festival noch nie in Europa. Es fand in Suvon, Johannesburg und letztes Jahr in Kaohsiung statt.

„In Leipzig entstehen derzeit und in den nächsten Jahren mehrere neue Wohnviertel, die teils autoarm und mit innovativen Mobilitätskonzepten gestaltet werden sollen. Für viele Menschen ist das völliges Neuland und schwer vorstellbar, trägt aber der wachsenden und auch zukünftig lebenswerten Stadt der kurzen Wege Rechnung“, erklärt Tim Elschner, Stadtrat und stadtentwicklungspolitischer Sprecher der Fraktion, den Vorstoß.

„Insofern wäre es ein tatsächlicher Gewinn für diese Entwicklungen, wenn man beispielhaft in einem Teil der Stadt ein solches temporäres Festival veranstalten würde. Das Festival erwies sich bislang als Besuchermagnet: Zehntausende von Besucher*innen kamen zu den jeweiligen Veranstaltungen der zurückliegenden Jahre. Leipzig könnte sich damit in einen kleinen ausgewählten Kreis um die Mobilitätswende engagierter Städte einreihen und sogar für internationale Aufmerksamkeit sorgen.“

Und es könnte einfach auch mal zeigen, wie eine wirklich zukunftsfähige Stadt ohne Auto aussehen kann. Und dass sie trotzdem funktioniert. Denn wenn Konrad Otto-Zimmermann mit Bürgermeistern überall in der Welt spricht, merkt er schnell, dass alle im Grunde dieselbe Prioritätenliste bei der Mobilität im Kopf haben: Fußverkehr, Radverkehr, ÖPNV.

Also letztlich das Bild einer wirklich ökologisch-mobilen Stadt (ecomobile city). Nur kommen ihre Vorstellungen bestenfalls immer nur in Einzelmaßnahmen zum Zug.

Aber wenn eine umweltfreundliche Verkehrspolitik nie die Chance erhält, wirklich einmal alle ihre Vorteile zu zeigen, ohne dass der platzfressende Kraftverkehr die Ideen doch wieder an den Rand drängt, dann ist es fast unmöglich, die Verkehrspolitik in den Städten zu ändern. Dann bleibt auch nach 30 Jahren Debatte über den ach so schönen Umweltverbund alles beim Alten, die Städte versinken weiter in Blech, Lärm, Feinstaub und zunehmenden Stau- und Parkplatzproblemen.

Auch Leipzig, wo dieser Widerspruch seit 2012 nur allzu offensichtlich ist. Bis hin zur völlig kontraproduktiven Fahrpreispolitik bei den LVB, die just zum 1. August wieder allerseits Ärger macht, weil sie gerade die am härtesten trifft, die den Nahverkehr vor allem auch aus Kostengründen nutzen.

„Das EcoMobility World Festival würde die notwendige Mobilitätswende in Leipzig erlebbar machen und mit Sicherheit auch die Akzeptanz für eine ‚Neue Mobilität‘ erhöhen“, sagt Michael Schmidt, Stadtrat und Aufsichtsrat bei der LVB. „Gerade auch dem leider zu oft zu beobachtenden gegenseitigen Ausspielen von motorisiertem Verkehr und den Angeboten des Umweltverbundes, insbesondere des Radverkehrs, sollte durch bürgernahe Angebote begegnet werden.

Das Festival könnte die Chance bieten, allen Interessierten, Neugierigen und uns Stadtmenschen die Auswirkungen und Zumutungen des anhaltenden Verkehrswachstums bewusst zu machen und Rezepte und Vorzüge eines veränderbaren Mobilitätsverhaltens auszuprobieren und schmackhaft zu machen. Im Zuge der teils überhitzten Diskussionen um künftige Mobilitätsszenarien wäre das Festival ein Beitrag zur lebendigen und aktiven Teilhabe an der Ausgestaltung einer Mobilitätswende.“

Der Stadtrat tagte: INSEK beschlossen + Video

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