Natürlich können sich auch 3.300 Menschen irren. Aber irgendwie muss man es ja formulieren, wenn 3.300 Leipziger mit ihrer Unterschrift eine Petition unterstützen, die endlich ein paar Radfahrstreifen in der Inneren Jahnallee fordert. Die Petition hat Volker Holzendorf gestartet, nachdem es wieder zu einem schweren Radfahrerunfall in der Inneren Jahnallee gekommen war und diese Woche um ein Haar den nächsten. Selbst Leipzigs Verkehrsverantwortliche geben mittlerweile zu: Der „ruhende Verkehr“ ist hier das Problem.
Auch wenn das erst die Hälfte der Einsicht ist. Denn die dauerhaft zugeparkten Randstreifen sorgen auf der stark befahrenen Bundesstraße dafür, dass sich der gesamte Verkehr auf dem inneren Fahrstreifen trifft: Straßenbahn, Kraftverkehr, Radfahrer. Die Radfahrer sind hier eigentlich, wenn sie sich regelkonform verhalten würden, gezwungen, zwischen den Gleisen zu fahren und damit den kompletten anderen Verkehr auszubremsen.
Doch da kommen sie in der Regel nie hin, da sie ja im Ranstädter Steinweg und westlich des Waldplatzes die ganze Zeit parallel zu Straßenbahn und Kraftverkehr geführt werden. Sie landen automatisch zwischen Straßenbahn und geparkten Autos
„Da gehören sie nicht hin“, sagt Thomas Schulze, Leiter der Abteilung Straßenverkehrsbehörde im Verkehrs- und Tiefbauamt.
Dummerweise landen sie da aber bei der jetzigen Verkehrsführung.
Nur zaghaft nähert sich Leipzig Verwaltung der Einsicht, dass eigentlich keine geparkten Autos in diesen Straßenabschnitt gehören. Und da waren sie auch, als die Straße neu gebaut wurde, nicht geplant. Man hat die Parkmöglichkeiten als Experiment eingeführt – und tut jetzt so, als sei das Experiment nicht gründlich schiefgegangen.
„Radfahrer*innen in Leipzig haben ihre Stimme erhoben und sind nicht mehr anonym“, freut sich Volker Holzendorf, Initiator der Petition „Sicheren Radverkehr in der Inneren Jahnallee in Leipzig ermöglichen“. „In nicht einmal einem Monat haben über 3.300 Menschen aus Leipzig unterschrieben, um auf den Missstand hinzuweisen, dem der Radverkehr in der Inneren Jahnallee seit 2006 ausgesetzt ist!“
Damit hat er sein Anfangsziel erreicht.
„Die Petition ist aber nur der Anfang. Nun wollen wir auch mitreden, um eine gute Lösung für alle Verkehrsarten zu finden und dabei die Anlieferung der Geschäfte nicht aus den Augen verlieren. Dafür liefert die Petition einen Beitrag, der nicht mehr ignoriert werden kann“, zeigt sich Holzendorf selbstbewusst. „Die Petition hat endlich gezeigt, dass es mehr Radfahrer auf dem Stück gibt, als die Straßenverkehrsbehörde zugeben will.“
Denn wenn so viele Radfahrerinnen und Radfahrer hier unterwegs sind, ist der Verweis auf die StVO einfach nur noch fehl am Platz. Dann schaffen es die meisten nicht, aus der Einklammerung zwischen rollendem und parkendem Verkehr herauszukommen. Sie sind dazu gezwungen, mit aufklappenden Autotüren und ausscherenden Fahrzeugen zu rechnen. Von einer sicheren Radfahrerführung kann auf dem ganzen Streckenabschnitt von der Leibnizstraße bis zum Waldplatz keine Rede sein.
„Wir haben an einem normalen Werktag zwischen 17 und 19 Uhr mehr als 150 Unterschriften von Radfahrenden in der Inneren Jahnallee gesammelt. Dabei konnten wir beobachten, dass mindestens noch mal so viele Radfahrende an uns vorbeifuhren. Damit wissen wir nun, dass dieser Abschnitt von extrem vielen Radfahrenden täglich genutzt wird. Hier seitens der Straßenverkehrsbehörde keine Radverkehrsanlage anzudenken, ist nicht nachvollziehbar“, weist Holzendorf auf einen wichtigen Punkt hin.
Die Straßenverkehrsbehörde hat bisher lediglich die Einführung einer Temporeduktion ab Frühjahr 2019 in dem betreffenden Abschnitt vorgeschlagen, ohne den Radverkehr zu berücksichtigen. „Dieses Denken aus Sicht der Windschutzscheibe ist nicht zukunftsfähig!“
Wegen der Sommerferien hat er nun die Petition bis zum 20. August verlängert. Am 22. August tagt der Stadtrat Leipzig und Holzendorf plant die Unterschriften vor der Ratsversammlung öffentlichkeitswirksam zu übergeben.
Am Samstag hatte die Petition übrigens schon 3.800 Unterstützer.
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