Geht es jetzt endlich los? Nicht nur die Kommunen und die Umweltschützer warten ja seit Jahren darauf, dass die Zahl der Fahrzeuge mit umweltfreundlicheren Antrieben auf Deutschlands Straßen endlich spürbar steigt. Aber jahrelang galt für viele Autokäufer: Lieber einen Diesel als ein E-Auto. Bis zur Diesel-Affäre. Jetzt scheint auf dem Automarkt etwas in Bewegung gekommen zu sein, meldet der Verband der Internationalen Kraftfahrzeughersteller e.V. (VDIK).

Die Zahl der Fahrzeuge mit alternativen Antrieben auf deutschen Straßen nimmt deutlich zu, vermeldete der nämlich kurz vor Ostern. „Fahrzeuge mit Elektromotor, Gas- oder Hybridantrieb machen mit nunmehr fast 800.000 Einheiten 1,7 Prozent des Gesamtbestandes aus, eine Steigerung um 8,5 Prozent. Von diesen Fahrzeugen stammt mehr als die Hälfte (52 Prozent) von den Internationalen Herstellern.“

Bei den alternativen Antrieben wachsen Pkw mit Elektro- bzw. Hybridantrieb mit einem Plus von 46 Prozent am stärksten.

Aber das heißt eben doch noch nicht, dass die umweltfreundlicheren Antriebe beim Kauf überwiegen. Im Gegenteil. Deutsche Autofahrer halten gern am Gewohnten fest – aber kaufen dann halt nicht mehr die Dieselfahrzeuge mit Euro-Norm 5, die ja bekanntlich bei etlichen Herstellern nicht hielten, was die Hersteller versprochen hatten.

Dafür erhöhte sich die Anzahl der Diesel-Pkw mit modernen Euro-6-Motoren um 1,12 Millionen. Das entspricht einem Wachstum von 42 Prozent. Ihr Anteil am Gesamtbestand der Diesel-Pkw beträgt mittlerweile sogar schon 25 Prozent. Unterstützt durch die zahlreichen Umtauschprogramme fast aller Hersteller verringerte sich die Anzahl der Diesel-Pkw der Abgasstufen Euro 1 bis 4 deutlich um über 700.000 Fahrzeuge, meldet der VDIK.

Bei Dieselmotoren der Euro-6-Norm musste sich beispielsweise der Ausstoß von Stickoxiden laut EU-Norm noch einmal von 180 auf 80 mg/km reduzieren. Das Problem aber wurde 2017 bei den Messungen des Umweltbundesamtes sichtbar, als die realen Ergebnisse aus der Fahrpraxis bei Euro-5-Norm mit 906 mg/km deutlich über dem Grenzwert von 180 lagen. Und auch bei Euro-6-Motoren wurden im Fahrtest 507 mg/km ermittelt statt der geforderten maximal 80.

Dass die Käufer verstärkt Fahrzeuge mit Euro-6-Norm kauften, zeigt zwar ihr Bewusstsein für das Problem. Aber ob die neuen Fahrzeuge tatsächlich für die versprochene Entlastung sorgen, werden gerade die Großstädte mit hohem Pkw-Aufkommen spüren. Denn wenn die städtischen Grenzwerte gerissen werden, drohen dann trotzdem Diesel-Fahrverbote. Da hilft die schönste Norm nichts.

VDIK-Präsident Reinhard Zirpel sieht sich schon fast auf dem richtigen Weg: „Die Strategie des VDIK, durch konsequenten Austausch alter gegen neue Fahrzeuge die Emissionen zu verringern, zeigt Erfolg und trägt zu einer deutlichen Verbesserung der Luftqualität insgesamt und besonders in Innenstädten bei. Die gleichzeitige starke Steigerung des Bestands an Fahrzeugen mit alternativen Antrieben unterstützt diese Entwicklung. Damit leisten die Internationalen Hersteller einen wichtigen Beitrag zur Vermeidung von Fahrverboten.“

Die letzten Zahlen aus der Stadt Leipzig: Von 2013 bis 2016 stieg die Zahl der Diesel-Pkw in Leipzig von 46.071 auf 56.107. Die Zahl der Elektroautos stieg im selben Zeitraum nur von 128 auf 170. Zahlen für 2017 liegen noch nicht vor.

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In dem Artikel fehlen für die Betrachtung des Gesamtbestandes die zeitlichen Bezüge. Die Verringerung um 700.000 PKW mit Euro 1 – 4 ist wann erfolgt? Die 800.000 Einheiten bei Elektromotor, Gas etc. war zu welchem Stichtag (Ende 2017?)

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