Nicht alle Wünsche im S-Bahn-Netz werden sofort Wirklichkeit. Aber wo es Diskussionen gibt, gibt es auch Bedarf. Und in Leipzig-Grünau gibt es Bedarf. Seit die S1 dort wieder fährt, hat sie sich zu einer der am stärksten genutzten Linien entwickelt. Schneller kommt man aus Grünau einfach nicht in die Innenstadt. Und schon am 10. Dezember wird das Angebot auf der Linie ausgeweitet.

Vor allem in den Abend- und Nachtstunden sollen dann deutlich mehr Bahnen fahren. Das hat auch einen Sicherheitsaspekt. Denn viele Leipziger fahren lieber mit der S-Bahn als mit der Straßenbahn. Was auch mit einem scheinbar so nebensächlichen Faktor zu tun hat wie dem Schaffner an Bord: Er ist immer auch eine mögliche Ansprechperson für Notfälle. Die zwar selten eintreten. Aber den Miteisenden gibt allein die Anwesenheit von kompetentem Personal im Zug das Gefühl, besser geschützt zu sein.

Dazu kommt – so erläutert der ZVNL – dass 10 Prozent aller S-Bahnen im Netz auch vertragsmäßig mit Bundespolizei an Bord unterwegs sind. „Das haben wir vertraglich so vereinbart und bezahlen wir auch“, sagt Olivef Mietzsch, der Geschäftsführer des ZVNL. Mindestens zwei Polizisten sind dann jeweils an Bord und sorgen damit natürlich auch sichtbar für mehr Sicherheit.

Etwas, was in Leipzigs Straßenbahnen gerade in den Nachtstunden und auf Außenlinien manchmal fehlt. Das war ja Hintergrund der am Dienstag, 5. Dezember, erneut unterzeichneten Kooperationsvereinbarung zwischen der Leipziger Polizei und den Leipziger Verkehrsbetrieben (LVB).

Was steht in der Kooperationsvereinbarung?

Die Kooperationsvereinbarung umfasst verschiedene Themenschwerpunkte: Sicherheit im Betrieb, Zusammenarbeit in Projekten, Fahrausweisprüfung, Prävention in Vertrieb und Technik, Abstimmung der Öffentlichkeitsarbeit oder die Erstellung eines regionalen Lagebilds. Daneben sind auch gemeinsame Komplexkontrollen festgeschrieben, die Schwerpunktaktionen bzw. -kontrollen auf gültige Fahrausweise dienen sowie auch der Gewährleistung von Sicherheit und Ordnung im öffentlichen Raum. Um gemeinsam ein polizeiliches Lagebild abzubilden, schaffen die Verkehrsbetriebe die Planstelle eines Sicherheitsbeauftragten. Dieser Beauftragte wird in Zukunft und in Abstimmung mit der Polizei nicht nur die notwendige Qualifikation erhalten, sondern dann aktiv dazu beitragen, ein umfassendes Bild der Sicherheitslage zu erarbeiten. So sollen frühzeitig Schwerpunkte erkannt und darauf kann koordiniert reagiert werden.

„Mit der flächendeckenden Videoüberwachung in unseren Fahrzeugen gibt es bereits bestehende und vor allem wirksame Präventivmaßnahmen. Für Fahrgäste stehen in unseren Straßenbahnen außerdem Sprechstellen zum Fahrer zur Verfügung, um schnelle Hilfe zu organisieren. Über die Leitstelle der Verkehrsbetriebe kann so in Sekundenschnelle reagiert und geholfen werden“, so Ronald Juhrs, Geschäftsführer Technik und Betrieb der Leipziger Verkehrsbetriebe.

S1 öfter nach Grünau?

Die S1 wird übrigens ab dem 10. Dezember auch in den Nachstunden nach Grünau fahren und damit den LVB eine Menge Arbeit abnehmen. Zwischen 1 und 4 Uhr wird die Strecke dann im Stundentakt angeboten, was auch für alle anderen Anlieger der Strecke (etwa die Gohliser) sehr attraktiv ist.

Ein Halbstundentakt für die S1 nach Grünau hat sich bewährt. Aber der Bedarf ist groß genug, über eine weitere Verstärkung der Strecke nachzudenken. Deshalb prüfe man im Moment, so Oliver Mietzsch, eine mögliche Taktverdichtung zur Miltitzer Allee. Sollten sich die Nutzerzahlen als belastbar erweisen, könnte es durchaus einmal ein 15-Minuten-Takt werden.

Und alle, die die Diskussion verfolgt haben, denken dann natürlich auch gleich an das Städtchen hinterm Kulkwitzer See: an Markranstädt. Sollte diese Nachbarstadt Leipzigs nicht auch mal ans S-Bahn-Netz angeschlossen werden?

„Das werden wir wohl 2018 entscheiden“, sagt Mietzsch. Auf der Agenda ist diese Strecke schon seit geraumer Weile, ist aber von wichtigen Bedingungen abhängig, die vorher geregelt sein müssen. Dazu gehört der Neubau der Eisenbahnbrücken durch die Elsteraue, den die Bahn eigentlich ab 2018 im Plan hat. Die Beteiligungsprozesse laufen gerade und einige Stellen im Leipziger Rathaus sehen dabei nicht allzu gut aus – Stichworte: Umweltschutz und Denkmalschutz.

Aber wenn die Trasse, auf der auch die ICE-Züge fahren, neu gebaut ist, macht es natürlich auch Sinn, eine S-Bahn-Linie über Leutzsch und Markranstädt Richtung Weißenfels fahren zu lassen. Zur Prüfung gerade auf sachsen-anhaltinischer Seite gehört dann freilich auch, ob man die S-Bahn dann bis nach Naumburg führt oder besser nach Merseburg. Aber schon die jetzigen Zugverbindungen in diese Region sind gut ausgelastet und werden natürlich, wenn Leipzigs Bevölkerungswachstum so anhält, noch viel wichtiger.

Denn dann wird das S-Bahn-Netz erst recht seine Stärken ausspielen müssen, wenn Leipzig für das Wirtschaftswachstum in der Region nicht mehr die nötigen Wohnungen zur Verfügung stellen kann. Ein wirklich ambitioniertes Wohnungsbauprogramm ist ja nicht mal in Sicht. Da werden dann alle Städte, die ins S-Bahn-Netz eingebunden sind, interessant als Wohnort für Menschen, die in Leipzig nichts Passendes (mehr) finden.

Bestimmt wird diese Streckenplanung nach Weißenfels freilich durch die Bauplanungen der Bahn. Mit einer Umsetzung der Idee rechnet Oliver Mietzsch frühestens 2022. Aber dann im Halb-Stunden-Takt.

Ab 10. Dezember gibt es auch gute S-Bahnverbindungen nach Dessau und Wittenberg

Ab 10. Dezember gibt es auch gute S-Bahnverbindungen nach Dessau und Wittenberg

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