Wenn man nach der Mobilitätszukunft in Leipzig fragt, sollte man wohl besser nicht bei der CDU anfragen. Vielleicht doch eher beim ZVNL, der am 5. Dezember die Neuerungen im Mitteldeutschen S-Bahn-Netz mit dem nächsten Fahrplanwechsel erläutern will. Oder bei der Bahn. Die hat ihre Neuerungen jetzt schon verraten. Oder beim sächsischen Verkehrsminister. Der ist zurzeit glücklicherweise von der SPD.
Zwar hat er sein Nahverkehrskonzept für Sachsen noch nicht vorgestellt. Das soll erst in den nächsten Tagen folgen. Aber er hat schon einmal verraten, wie viel Geld die sächsischen Zweckverbände für den Nahverkehr bekommen. Eigentlich sogar schon seit diesem Jahr. Quasi rückwirkend. Und das ist eine ganze Schippe mehr als in den vergangenen Jahren.
Das sächsische Kabinett hat nämlich in seiner Sitzung am 27. November die neue ÖPNV-Finanzierungsverordnung verabschiedet. Sie wird eine Laufzeit bis Ende 2027 haben und rückwirkend zum 1. Januar 2017 in Kraft treten. Die ÖPNVFinVO regelt die Verteilung der Finanzzuschüsse an die ÖPNV-Zweckverbände und sichert damit die mit Abstand wichtigste Finanzierungssäule des Öffentlichen Personennahverkehrs (ÖPNV) im Freistaat Sachsen ab.
Eigentlich geht es eher um den SPNV, den Schienenpersonennahverkehr. Denn dafür sind die fünf sächsischen Zweckverbände hauptsächlich zuständig. Im Raum Westsachsen ist das der ZVNL, der Zweckverband Nahverkehrsraum Leipzig. Alle fünf bekommen endlich mehr Geld, um den regionalen Zugverkehr zu sichern oder auszubauen.
Selbst das Verkehrsministerium spricht von einem beträchtlichen Sprung in der Finanzausstattung. Betrugen die Zuweisungen im vergangenen Jahr inklusive der Mittel für die SPNV-Schmalspurbahnen noch rund 434 Millionen Euro für alle zusammen, so werden 2017 über 448 Millionen Euro zuzüglich etwa 8,8 Millionen Euro für die Schmalspurbahnen an die Zweckverbände ausgereicht.
Der Vergleich zum Jahr 2014, als es insgesamt nur rund 393 Millionen Euro gab, fällt sogar noch viel deutlicher aus. Bis 2027 wird sich der Anteil der ÖPNVFinVO-Zuweisungen an den Regionalisierungsmitteleinnahmen Sachsens kontinuierlich erhöhen, so das Verkehrsministerium. Ungeachtet dessen plant der Freistaat, auch seine ÖPNV-Investitionsförderung auf bewährt hohem Niveau fortzusetzen. Diese kommt dann den kommunalen ÖPNV-Anbietern zugute – also in Leipzig den LVB.
Und die Summen für die einzelnen Zweckverbände im Einzelnen:
Der Zweckverband Nahverkehrsraum Leipzig (ZVNL) erhält im Jahr 2017 rund 130,4 Millionen Euro, der Zweckverband Verkehrsverbund Mittelsachsen (ZVMS) rund 111,0 Millionen Euro, der Zweckverband Verkehrsverbund Oberelbe (ZVOE) 117,9 Millionen Euro, der Zweckverband Verkehrsverbund Oberlausitz-Niederschlesien (ZVON) erhält rund 50,0 Millionen Euro und der Zweckverband Öffentlicher Personennahverkehr Vogtland (ZVV) rund 38,6 Millionen Euro.
Nur zur Erinnerung: 2013, kurz vor dem Start des Mitteldeutschen S-Bahn-Netzes, musste der ZVNL mit 100 Millionen Euro zurechtkommen.
Aber die höhere Mittelausstattung ermöglicht jetzt auch, das Angebot im Mitteldeutschen S-Bahn-Netz ab dem 10. Dezember wieder ein Stück auszubauen.
Da die Bahn den Auftrag zur Befahrung des Netzes hat, hat sie am Freitag, 1. Dezember, auch gemeldet, was sich mit dem Fahrplanwechsel am 10. Dezember im S-Bahn-Netz ändert.
Das Wichtigste: Das Netz wird um drei Linien erweitert und das bisherige Liniennetz angepasst. Damit ergeben sich zusätzliche Fahrtmöglichkeiten und ein erweitertes Fahrplanangebot, betont die Bahn.
„Im fünften Jahr ihres Bestehens der S-Bahn Mitteldeutschland haben wir die Erfahrungen aus dem Betrieb der vergangenen vier Jahre gemeinsam mit den Aufgabenträgern in Verbesserungen für unsere Kunden umgemünzt“, erläutert Henriette Hahn, Leiterin Marktgebiet Mitteldeutschland bei DB Regio Südost.
Die Neuerungen:
Ab 10. Dezember gibt es die neuen Linien S 6 (Leipzig Messe–Leipzig Hbf (tief)–Borna–Geithain), S 8 (Halle (Saale)–Bitterfeld–Lutherstadt Wittenberg/Dessau) und S 9 (Halle (Saale)–Delitzsch–Eilenburg). Eine veränderte Linienführung erhalten die S 2 (Leipzig-Stötteritz–Leipzig Hbf. (tief)–Bitterfeld–Dessau/Lutherstadt Wittenberg) und S 3 (Halle-Trotha–Halle (Saale)–Leipzig Hbf (tief)–Leipzig-Connewitz/Markkleeberg-Gaschwitz).
Die S 5X fährt wieder stündlich auf ihrer ursprünglichen Linienführung Halle (Saale)–Leipzig/Halle Flughafen–Leipzig Hbf (tief)–Altenburg–Zwickau. Die stündlich aus Zwickau am Flughafen Leipzig/Halle endende S 5 fährt bereits mit Inbetriebnahme der neuen Ostseite des halleschen Hauptbahnhofs zehn Mal montags bis freitags durch bis Halle (Saale) Hbf. Damit ergeben sich zwischen Halle und Leipzig etwa viertelstündlich zur Hauptverkehrszeit vier Fahrtmöglichkeiten mit der S 3, S 5 und S 5X, statt bisher drei.
Unverändert bleibt die Linienführung der S 1 (Leipzig Miltitzer-Allee–Leipzig Hbf (tief)–Leipzig-Stötteritz). Jedoch fahren die S-Bahnen künftig bis nach 0 Uhr und es gibt an Wochenenden nachts zusätzliche Verbindungen. Auch die S 4 (Hoyerswerda–Leipzig Hbf (tief)–Wurzen (–Oschatz/Riesa) und S 7 (Halle (Saale) Hbf–Halle-Nietleben) behalten ihre bisherige Linienführung. Zusätzliche Züge auf der S 4 gewährleisten halbstündliche Verbindungen zwischen Leipzig und Eilenburg.
Die Städte Lutherstadt Wittenberg und Dessau-Roßlau werden künftig durch die beiden S-Bahn-Linien S 2 und S 8 bedient. Mit der Verknüpfung dieser beiden Linien entsteht in Bitterfeld ein bahnsteiggleicher Umstieg, der mit dem sogenannten Bitterfelder Kreuz stündliche Verbindungen in die vier Richtungen Dessau, Lutherstadt Wittenberg, Leipzig und Halle (Saale) ermöglicht. Neu von Montag bis Freitag ist zwischen Halle (Saale) sowie Leipzig und Bitterfeld ein halbstündliches Angebot. Einige Züge der S 2 fahren Montag bis Freitag über Lutherstadt Wittenberg hinaus nach Jüterbog mit Anschluss zum RE nach Berlin.
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