Wofür die L-IZ.de im Gegensatz zu anderen Medien sicher nicht bekannt ist, ist das permanente Publizieren von Verkehrsunfällen. Gern medial getätigt, um die Reichweite zu steigern. Doch erneut geht es um die „innere Jahnallee“ und die bereits in früheren Artikel beschriebene „Versuchsanordnung“ auf dem Straßenabschnitt zwischen Leibnizstraße und Waldplatz. Und um die Frage, wann es in Leipzig Konsens wird, dass es auf den gut 500 Metern Unfallschwerpunkt so nicht mehr weitergehen kann?

Am 1. Mai 2017 landet eine junge Frau unter einer Straßenbahn. Trotz feiertagsbedingt ruhigerer Verkehrslage. Der Grund: parkende Autos und ihr Versuch, auf der Mittelspur, welche sie sich mit der Straßenbahn teilen muss, stadtauswärts zu fahren. Nur einen Tag zuvor war eine andere Bahn in ein abbiegendes Auto gekracht. Und das sind nur die Fälle, die bekannt werden. Oft genug bleibt es glücklicherweise bei Blechschäden und man geht unverletzt auseinander im “Lütke-Daltrup-Trichter” Leipzigs.

Am 8. November gegen 15 Uhr wird ein 80-jähriger Rentner auf Höhe Leibnizstraße von einem Lkw erfasst und verunglückt tödlich. Nur wenige Meter entfernt von der Stelle, wo am 1. Mai 2017 die 23-jährige Radfahrerin verunglückte.

Am Donnerstag, 16. November, kurz vor 18 Uhr, knallt es dann erneut hörbar und in der Straße flackert permanent das Blaulicht. Dieses Mal erwischt es eine Motorrollerfahrerin, die an der Lessingstraße von einem Falschabbieger erfasst wird.

Am Abend des 27. November liegt zirka 20 Uhr ein Fahrrad herren- oder damenlos zwischen zwei parkenden Autos auf der Höhe der Apotheke in der Straße. Kurze Aufregung der Umstehenden, eine halbe Stunde später ist die Straße wieder frei, die Einsatzwagen der Polizei sind verschwunden.

Ein Fahrrad am Straßenrand. Foto: Privat
Ein Fahrrad am Straßenrand. Foto: Privat

Doch mittlerweile erreichen die L-IZ.de auch mehr und mehr privat geschossene Bilder von Unfällen auf dem kurzen Teilstück der Jahnallee, so dass immer öfter auch der Abtransport der Verunglückten sichtbar wird. Erneut steht auch an diesem 27. November die gesamte Jahnallee mit (dauer)parkenden Autos voll, die zweite Spur in jede Richtung ist dicht. Und eine Person wird in den Krankenwagen geladen.

Sicher wird auch in diesem Fall ein Schuldiger ausgemacht, was jedoch dem neuesten Verkehrsopfer nur bedingt hilft. Dass die gesamte Situation bei einer Verkehrsbelastung von 15.500 Autos und 800 Straßenbahnen am Tag schlicht zu hoch ist, um alles auf einer Fahrspur je Richtung abzuwickeln, wird mit dem gestiegenden Verkehrsaufkommen in Leipzig zunehmend ein zynischer Dauerzustand.

Dass die Straßenbahnen in diesem Abschnitt teils nur noch Schrittgeschwindigkeit fahren können, bremst längst den ÖPNV aus.

Hinzu kommt: der überwiegende Teil der Geschäfte wie Konsum, Spätverkäufe, Dönerläden, Fleischer, Bäcker und Gastronomien samt den kleinen Freisitzen vor den Läden findet seine Kundschaft maßgeblich in den umliegenden Vierteln. Und die parkenden Pkws behindern bereits am morgen eher die Anlieferungen der Geschäfte. Auch das gern einkehrende Fußballpublikum vor und nach RB Leipzig-Spielen ist eindeutig „Laufkundschaft“. Was 2006 als Argument galt, um die Parkplätze einzuräumen, ist längst ein Hinderniss geworden – im Sommer stehen längst mehr Fahrräder hier als Autos.

Bleibt erneut festzustellen: Wenn es früher dunkel wird auf der inneren Jahnallee, beginnt das Verunfallen und Staunen. Die gesamte Verkehrslage ist zu komplex, die nächte- und tagelang parkenden Autos müssen weg, um den Raum für eine zweite Fahrspur für Rad und Lieferverkehr zu schaffen.

Morgen wird die Polizei diesen Bericht mit einer Beschreibung des neuerlichen Unfallhergangs vom heutigen Abend sicher komplettieren. Bis zum nächsten Bericht, wenn es wieder heißt: “Mal wieder die innere Jahnallee” und jemand auf der Straße liegt.

Nachtrag vom 30.11.2017: Die erste Unfallnotiz der Polizei Leipzig auf L-IZ – Nachfrage: „20.06 Uhr am 27.11.2017, Jahnallee, eine Radfahrerin fährt stadteinwärts, will nach links abbiegen kommt in die Straßenbahnschiene und stürzt. Ein entgegenkommendes Fahrzeug fährt gegen das Fahrrad. Verletzte wurde ins Krankenhaus gebracht.“ Das Alter der Verunglückten ist unbekannt.

Nachtrag vom 13. Mai 2018: “Mal wieder die innere Jahnallee …”

Mal wieder an der inneren Jahnallee: Motorrollerfahrerin verunglückt

Mal wieder an der inneren Jahnallee: Motorrollerfahrerin verunglückt

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