Wer die Straßenbahnen der LVB ständig nutzt, obwohl das Herumfahren jedes Jahr teurer wird, der beschäftigt sich eher nicht mit den kleinen Zahlen auf den Fahrscheinen. Aber Herr B. tut es. Und hat die LVB jetzt bei einem kleinen Schnitzer erwischt: Der Schnell-Eintipp-Code für die 4-Fahrten-Kurzstreckenkarte ist falsch.

Wäre man ja auch gar nicht drauf gekommen, dass es so etwas überhaupt gibt. So nebenbei merkt man ja bei den Schreiben des Herrn B., wie kompliziert und unübersichtlich eigentlich das Tarifangebot der LVB ist. Kein Wunder, dass es vielen Leuten zu vertrackt ist und sie lieber gleich mit dem Auto fahren.

Von den wütenden Gästen der Stadt ganz zu schweigen, die vor den Automaten stehen und geradezu verzweifeln, wenn sie verstehen wollen, was diese Dinger nun eigentlich von ihnen wollen. Erst recht, wenn sie dann merken, dass ihr Geld nicht in das Ding passt und dann hilfesuchend zum Fahrer eilen. Der keine Fahrkarten mehr verkaufen darf – verstehe das, wer will. So lange, wie die Straßenbahnen an Ampeln und in Haltestellen herumstehen, könnten die Fahrer hunderte Fahrscheine pro Fahrt verkaufen und hätten am Ende dieselbe Verspätung.

Aber nun zu diesem Zahlencode unten rechts auf dem Fahrschein, den kaum einer beachtet, weil die LVB darum auch kein Gewese machen. Könnte ja einige Fahrgäste dazu bringen, schneller zu ihrem Ticket zu kommen.

Also nun das zweite Schreiben von Herrn B. an das “sehr geehrte LVB-Team”:

“An den stationären Fahrscheinautomaten der Leipziger Verkehrsbetriebe gibt es seit der Einrichtung der derzeitigen Modelle, also seit bald 15 Jahren, die versteckte, aber sehr nützliche Option, einen Fahrschein über die Eingabe eines Abkürzungscodes über die Zifferntastatur als ‘Profibediener’ auszuwählen. Der Code ist jeweils rechts unten auf dem alten Fahrschein angegeben und ermöglicht etwa für technisch versierte, weniger, aber regelmäßig fahrende Kunden wie mich einen beschleunigten Fahrschein-Kauf zum Wohl der nachfolgenden Kunden in der Automaten-Schlange. Eine frühere Anfrage bei der LVB-Hotline, diese Abkürzungscodes doch auf der Internet-Seite offiziell zu dokumentieren, wurde mir abschlägig beschieden. Damit habe ich mich zähneknirschend abgefunden. Bei dieser Gelegenheit noch der Hinweis, dass dieser halb-dokumentierte Service aber durchaus noch von anderen Fahrgästen genutzt wird, sogar durch solche aus dem benachbarten Ausland, wie der folgende tschechische Internet-Blog beweist:

http://zababov.blogspot.de/2008/03/jsem-profesionln-uivatel.html

Allerdings gibt es seit dem letzten Fahrplan- und/oder Tarifwechsel des MDV Ende 2016 bei der Auswahl des 4-Fahrten-Tickets Zone 110 Leipzig Erwachsene in Bezug auf den Abkürzungscode einen Datenfehler:

An sich sollten die Abkürzungscodes für die wichtigsten Fahrscheine im Leipziger Innenbereich wie folgt sein (wenn nicht anders erwähnt, jeweils Zone 110 Leipzig Erwachsene):

7277701    Einzelfahrt
7277702    4-Fahrten-Karte
7277703    Einzelfahrt Kurzstrecke
7277704    4-Fahrten-Karte Kurzstrecke
7277705    Einzelfahrt Kinder
7277706    4-Fahrten-Karte Kinder
7277707    Tageskarte
7277708    Tageskarte 5 Personen
7277709    Monatskarte

Aktuell ist jedoch die 4-Fahrten-Karte Kurzstrecke über den Code 7277704 nicht auswählbar: Es erscheint die Meldung ‘Ungültiger Code’. Wählt man diesen Fahrschein dann über das Menü aus, ist zu sehen, dass dieser fälschlicherweise rechts unten den Code 7277702 trägt, welcher eigentlich für die 4-Fahrten-Karte (1 Stunde mit Umsteigen) vorgesehen ist. Siehe hierzu meine eingescannten Fahrscheine.

Ich bitte Sie im Folgenden von einer erneuten Diskussion abzusehen, dass man als Fahrgast keinen Rechtsanspruch auf die Fahrschein-Anwahl über einen Abkürzungs-Code habe. Vergessen Sie nicht, dass Sie über die Jahre bei technisch versierten Fahrgästen hiermit einen Komfort, einen Besitzstand geschaffen haben, den Sie nicht fahrlässig zerstören sollten, der indirekt auch anderen (wartenden) Fahrgästen zugute kommt. Ich möchte allerdings keine neuen LVB-Marketing-Aktivitäten anfordern, sondern schlicht und einfach nur Ihre IT bitten, den offensichtlichen o.g. Datenfehler in der zentralen Fahrschein-Datenbank wieder zu korrigieren – nicht mehr und nicht weniger. Ich arbeite selbst in der IT-Branche (u.a. bisweilen auch für eines der LVV-Unternehmen), weiß also, wovon ich rede.”

Haben wir also wieder was gelernt, was irgendein kluger Kopf im LVB-Universum nicht wollte, dass wir es lernen. Warum soll Fahrscheinkauf auch einfach sein, wenn man es zu einem schönen Hindernis-Parcours machen kann?

Einen Hinweis von Herrn B. haben wir noch. Und zwar diesen.

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Es gibt 2 Kommentare

Jupp, einfach lostippen. Sobald man eine Zahl eingibt, kommt das Feld “Profi-Bediener”. Yeah. Ich bin ein Profi-Fahrscheinkäufer.

Wieso braucht man einen siebenstelligen Code, wenn es nur eine Handvoll unterschiedliche Fahrscheine gibt(zwei Stellen sollten doch dicke reichen)?
Und wie gibt man den Code ein? Einfach lostippen?

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