Eigentlich könnte OBM Burkhard Jung schwärmen von Elektromobilität in Leipzig. Was er am 25. April nach der Sitzung des Deutschen Städtetags in Leipzig auch kurz tat. Immerhin hatte man sich vorher über die hohe Luftschadstoffbelastung geärgert und den Wunsch nach einer Blauen Plakette geäußert. E-Mobilität ist sauberer und mit der Straßenbahn, so Jung, seit über 120 Jahren in Leipzig zu Hause. Jetzt gehe es auch um die Busse.

Das E-Bus-Experiment läuft in Leipzig seit dem vergangenen Jahr. Ab und zu sieht man den Testbus mit dem grünen Dach am Connewitzer Kreuz seine Batterien aufladen. Doch es ist erst ein Test. Die Bushersteller sind noch nicht so weit, verlässliche E-Busse für den Stadtbetrieb in Serie und zu bezahlbaren Preisen herzustellen.

Was ein Grund dafür ist, dass die Umweltministerkonferenz in der vergangenen Woche die öffentliche Förderung von Elektrobussen im Öffentlichen Personennahverkehr beschlossen hat. So sollen mit dem Programm „Faktor 100“ zunächst 50 Millionen Euro und in den Folgejahren je 100 Millionen Euro an Fördermitteln ausgereicht werden.

Ein Programm, das natürlich vor allem in Städten Sinn macht, die schon Ladestrukturen für diese Busse haben.

Das Förderprogramm „Faktor 100“ macht mit seinem Namen deutlich, dass ein Elektrobus die Umwelt so stark wie 100 E-Pkw entlastet. Es ist davon auszugehen, dass dadurch, so die Umweltministerinnen und -minister, im Jahr 2018 schon 250 und in den Folgejahren jährlich 500 Elektrobusse durch die ÖPNV-Unternehmen beschafft werden können. Die Leipziger Grünen begrüßen das Programm.

Denn damit würden auch die Leipziger Verkehrsbetriebe (LVB) in die Lage versetzt, eine eigene E-Bus-Flotte aufzubauen.

„Es ist höchste Zeit, dass die Bundesregierung den öffentlichen Verkehrsunternehmen adäquate Fördermittel zum Kauf von Elektrobussen anbietet, insofern ist das nun angekündigte Programm ein Schritt in die richtige Richtung. Auch die LVB als Leipziger Mobilitätsdienstleister kann und muss davon profitieren. Erst in diesem Jahr wurde die Bestellung neuer Dieselbusse der Euro-6-Norm in Auftrag gegeben. Die Zukunft aber gehört eindeutig dem elektrifizierten Verkehr, auch neben der Straßenbahn“, erklärt Daniel von der Heide, verkehrspolitischer Sprecher der Fraktion Bündnis 90/Die Grünen.

Die neuen Dieselbusse wurden auch deshalb bestellt, weil sich das bislang gefahrene Programm mit den Hybridbussen nicht rechnet. Die sind in ihrer Anschaffung sehr teuer, koppeln dafür aber Diesel-Antrieb mit einem Elektro-Antrieb. Aber die finanzielle Ersparnis dabei ist so gering, dass sich die Anschaffung dieser Busse nicht wirklich rechnet. Weswegen die LVB darauf setzen, dass sie künftig lieber reine Elektrobusse anschaffen – sofern diese Fahrzeuge auch endlich bezahlbar und in Serie verfügbar sind und die Kinderkrankheiten ausgeräumt sind.

Denn die Leipziger Testfahrten haben ein durchaus durchwachsenes Bild ergeben. Ohne einen verlässlichen Betrieb macht der Umstieg auf E-Bus-Verkehr keinen Sinn.

Mit einer schrittweisen Umstellung der Busflotte der LVB von Diesel auf Elektrobusse könnte die LVB selbst einen wesentlichen Beitrag zur Reduzierung des Feinstaub- und Stickoxid-Ausstoßes als auch der Lärmbelastung leisten, betonen hingegen die Grünen. Im Grunde ist der Weg sogar zwingend. Die Mobilität der Zukunft ist elektrisch. Nur so bekommen die Städte auch dauerhaft die Schadstoffbelastung durch den Verkehr in den Griff.

Und E-Busse sind auch ein echtes Wachstumsmodell, denn sie können auch Stadtgebiete erschließen, in denen die Stadt keine teure Straßenbahninfrastruktur bauen kann. Die Startinvestitionen sind deutlich geringer als bei einer Straßenbahnneubaustrecke, betonte Jung.

Insofern ist der langsame Entwicklungsprozess bei den E-Fahrzeugen schon regelrecht frustrierend.

„Der Test des vollelektrischen Busses der Fraunhofer-Gesellschaft, welcher auf der LVB-Linie 89 unterwegs ist, zeigt, dass neben dem Kauf solcher im Vergleich zum Diesel wesentlich teureren Busse noch andere Herausforderungen im Bereich einer zuverlässigen und zukunftsfähigen Ladeinfrastruktur auf dem Weg liegen“, stellt denn auch Daniel von der Heide fest. „Mittels des angekündigten Förderprogramms lassen sich die Mehrkosten von Elektrobussen gegenüber Hybrid- und Dieselbussen, jedoch ebenso wie das Risiko, welches in den ersten Jahren der neuen Antriebstechnologie einhergeht, reduzieren.“

Und direkt Richtung LVB sagt er: „Wir erwarten, dass sich die Geschäftsführung der LVB der neuen Technologie entschlossen zuwendet und die kommenden Fördermittel in größtmöglichem Umfang nutzen wird.“

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