Nicht nur Umweltschutz, sondern auch Denkmalschutz gehört zu den Arbeitsgebieten des grünen Landtagsabgeordneten Wolfram Günther. Denkmale bewahrt man ja vor allem, um Leben und Treiben vergangener Zeiten sichtbar zu erhalten. Man will sich ja was vorstellen können beim Ansehen. Diesmal hat sich Günther ein ganz spezielles Thema herausgegriffen: die alten Leipziger Straßenbahnhöfe. Gibt es die überhaupt noch?

Die meisten alten Straßenbahnhöfe stehen unter Denkmalschutz. 20 Stück gab es einmal in Leipzig, eigentlich sogar 21, wenn man den in Sellerhausen mitzählt. 1990 nutzten die Leipziger Verkehrsbetriebe (LVB) noch zwölf davon, eine Zahl, die mittlerweile weiter geschrumpft ist auf neun. Wobei einige davon auch nur noch als Abstellplatz genutzt werden – wie die Hallen in Lausen und in Leutzsch.

Einer – der Straßenbahnhof in Möckern – ist ja zum Heimatort für das Leipziger Straßenbahnmuseum geworden. Man kann in Leipzig nicht nur etliche der alten Straßenbahnhöfe finden, man kann auch die ganze Geschichte der Straßenbahn erleben und auch regelmäßig mitfahren.

Aber das war wohl nicht der Grund für Günther, deshalb bei der sächsischen Regierung anzufragen. Denn wenn zum Beispiel Denkmalschutz nicht gewährleistet und bezahlt werden kann, verschwinden auch diese Relikte der Verkehrsentwicklung.

Von den 20 aufgelisteten Straßenbahnhöfen standen und stehen 14 unter Denkmalschutz. Sechs sind verschwunden, weil sie zumeist schon in DDR-Zeiten aufgegeben wurden. Dazu gehören die  Straßenbahnbetriebshöfe Stötteritz (Stilllegung 1957), Eutritzsch (Stilllegung 1950), Gohlis I (Möckernsche Straße, Stilllegung 1963/64) sowie Plagwitz (Stilllegung 1935). Vom Straßenbahnbetriebshof Gohlis II in der Landsberger Straße (Stilllegung 1993) gibt es nur noch Teile der Gleisanlagen.

„Bei den unter Denkmalschutz stehenden Straßenbahnbetriebshöfen handelt es sich um technische Denkmale deren Denkmalwert ausweislich der Angaben in der Sächsischen Kulturdenkmalliste auf ihrer verkehrs-, bau-, orts- und technikgeschichtlichen Bedeutung beruht“, betont Innenminister Markus Ulbig in seiner Antwort. „Der bauliche Zustand der denkmalgeschützten Straßenbahnbetriebshöfe ist überwiegend gut.“

Etliche der alten Betriebshöfe sind privatisiert und werden heute gewerblich genutzt – so wie der einst auch von der Pferdebahn genutzte Straßenbahnbetriebshof Connewitz I (Brand- und Simildenstraße) oder der schon 1959 stillgelegte Straßenbahnbetriebshof Kleinzschocher. Vom 1998 stillgelegten Straßenbahnbetriebshof Reudnitz sieht man nur noch das Verwaltungsgebäude an der Dresdner Straße. Die einstigen Wagenhallen stehen zwar auch unter Denkmalschutz, sind aber so in das Einkaufscenter verbaut, dass man sie von außen nicht mehr sehen kann.

Dafür wurde das Portal der ältesten Wagenhalle im Betriebshof Dölitz aufwendig restauriert und ist seit 2016 der Hingucker im neu gestalteten Betriebshof in Dölitz.

Aber für Freunde der Straßenbahngeschichte ist die komplette Liste natürlich immer nützlich.

Von der LVB genutzte Straßenbahnbetriebshöfe

(1) Straßenbahnbetriebshof Angerbrücke: Denkmalschutz (Wagenhalle mit 23 Gleisen, Verwaltungsgebäude mit Dienstwohnungen, Nebengebäude mit Versammlungssaal); Sanierung bis 2005; einzelne Abbrüche im Rahmen der Sanierung
(2) Straßenbahnbetriebshof Dölitz: Denkmalschutz (zwei Straßenbahndepots); Aus- und Umbau, Sanierung bis 2016; im Rahmen der Sanierung Teilabbruch einer der beiden Straßenbahndepots
(3) Straßenbahnbetriebshof Heiterblick: Denkmalschutz (Verwaltungsgebäude, Pförtnerhaus, Werkhallen, Werkstattgebäude, Kulturhaus, Einfriedung des Haupteingangs); Aus- und Umbau, Sanierung von 2011 -2014, 2016; einzelne Abbrüche im Rahmen der Sanierung
(4) Straßenbahnbetriebshof Lausen (Errichtung 1986)
(5) Straßenbahnbetriebshof Leutzsch: Denkmalschutz (zwei Stahlbetonwagenhallen mit je fünf Gleisen)
(6) Straßenbahnbetriebshof Möckern: Denkmalschutz (Dienstgebäude; Hallen 1972 bei Brand vernichtet)
(7) Straßenbahnbetriebshof Paunsdorf: Denkmalschutz (zwei Wagenhallen mit sechs bzw. zehn Gleisen)
(8) Straßenbahnbetriebshof Wittenberger Straße: Denkmalschutz (Verwaltungsgebäude (ehemals Stellmacherei), Wagenhalle, Einfriedung)

Stillgelegte, noch erhaltene Straßenbahnbetriebshöfe

(1) Straßenbahnbetriebshof Connewitz I (Brand- und Simildenstraße): Denkmalschutz (Verwaltungsgebäude, zwei ehemalige Straßenbahndepotgebäude, Straßenpflaster mit Schienen); letztes weitgehend unverändert erhaltenes Beispiel eines Pferdeeisenbahndepots in Leipzig; später Nutzung durch elektrische Bahn; Stilllegung 1963; Nutzung als Gewerbe- und Wohnflächen
(2) Straßenbahnbetriebshof Connewitz II (Zwenkauer Straße): Denkmalschutz (Verwaltungsgebäude, Wagenhalle); Stilllegung 1993; Abbruch Öl- und Salzlagergebäude 1993; Nutzung als Gewerbe- und Wohnflächen
(3) Straßenbahnbetriebshof Gohlis II (Landsberger Straße): Stilllegung 1993; Teile der Gleisanlagen erhalten
(4) Straßenbahnbetriebshof Kleinzschocher: Denkmalschutz (Betriebshof, Wohn- und Verwaltungsgebäude, Wagenhalle); Stilllegung 1959; Gewerbenutzung
(5) Straßenbahnbetriebshof Lindenau: Denkmalschutz (Verwaltungsgebäude, Depothallen, Werkstätten, Einfriedung, Pflasterung) Stilllegung 2008; Abbrüche und Teilabbrüche von Gebäuden und Gleisanlagen; Nutzung als Busbahnhof der LVB
(6) Straßenbahnbetriebshof Probstheida: Denkmalschutz (Verwaltungsgebäude, zwei Hallen, Einfriedung, Pflasterung), Stilllegung 1973; Nutzung als Busdepot bis in die 1990iger Jahre; Gewerbenutzung
(7) Straßenbahnbetriebshof Reudnitz: Denkmalschutz (Verwaltungsgebäude, Reste der Wagenhallen); Stilllegung 1998; Gewerbenutzung und Nutzung als Stadtteilzentrum
(8) Straßenbahnbetriebshof Schkeuditz: Denkmalschutz (Wagenhalle, Verwaltungsgebäude, Einfriedung); Stilllegung 2001
(9) Straßenbahnbetriebshof Stötteritz: Stilllegung 1957

Stillgelegte, nicht mehr erhaltene Straßenbahnbetriebshöfe

(1) Straßenbahnbetriebshof Eutritzsch: Stilllegung 1950
(2) Straßenbahnbetriebshof Gohlis I (Möckernsche Straße): Stilllegung 1963/64
(3) Straßenbahnbetriebshof Plagwitz: Stilllegung 1935

Die Anfrage von Wolfram Günther (Grüne) zu den Leipziger Straßenbahnhöfen. Drs. 7959

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