ÖPNV hat seinen Preis. Es ist ein hochkomplexes System, bei dem es nicht nur um Busse, Bahnen, Schienen und Werkstätten geht. Noch gehören auch Fahrkarten, Kioske und Fahrkartenautomaten zum System. Auch in Leipzig. Und wie das mit Automaten so ist: Auch sie kommen ins Alter und müssen ausgetauscht werden.
Das Sächsische Ministerium für Wirtschaft und Arbeit (SMWA) hatte ja gerade vermeldet, dass man auch 2017 alle Förderanträge der sächsischen ÖPNV-Unternehmen genehmigen werde. Dazu gehört auch ein Förderantrag der Leipziger Verkehrsbetriebe (LVB), wo man sichtlich selbst überrascht war, dass das so schnell und komplikationslos gehen kann.
Das Verkehrsunternehmen hatte für 2017 den Komplettaustausch aller mobilen Fahrkartenautomaten in ihren Fahrzeugen zur Förderung angemeldet. Insgesamt geht es um 385 Automaten in den LVB-Fahrzeugen, einige sichtlich überfordert mit den Wünschen der Fahrgäste, ihnen doch bitteschön ein gültiges Ticket auszuspucken. Eine neue Gerätegeneration muss her.
Das wird nicht ganz billig. Der Komplettersatz der Geräte summiert sich auf rund 4,8 Millionen Euro, davon sind 4,6 Millionen Euro förderfähig. Und diese Summe fördert das SMWA mit der maximalen Förderquote von 75 Prozent. Was immerhin 3,45 Millionen Euro ausmacht.
Was aber noch nicht bedeutet, dass die LVB gleich mit dem Austausch der Geräte beginnen.
„Das wird 2017 noch nichts“, sagt LVB-Pressesprecher Marc Backhaus.
Denn jetzt, da die LVB wissen, dass sie das Projekt finanzieren können, geht es erst einmal an die Erarbeitung eines Lastenheftes und die notwendigen Ausschreibungen, die bei der Größenordnung wieder europäische Dimension erreichen. Bis dann unter den Bewerbern der richtige Anbieter gefunden ist, vergeht seine Zeit. Ab 2018 könne dann wohl mit dem Beginn der Umstellung gerechnet werden.
Gegenüber den Automaten in den Fahrzeugen sind natürlich die meisten Fahrkartenautomaten draußen an den Haltestellen erst recht alte Kämpfer. Die meisten stammen aus den 1990er Jahren und haben ihre entsprechenden Wehwehchen. Und wer sich erinnert, weiß auch, dass viele Automaten immer wieder Angriffsziel von Dieben waren oder von übermütigen Zeitgenossen auch mutwillig zerstört wurden.
Neben der Förderung zur Weiterentwicklung der Informations- und Buchungsplattform „Leipzig Mobil“ fördert der Freistaat deshalb auch die Anschaffung von 112 neuen stationären Automaten an den Haltestellen der LVB.
„Damit ordnen die Verkehrsbetriebe ihr Vertriebswegenetz neu, um Kunden noch mehr Möglichkeiten zum Fahrkartenkauf anzubieten“, betont Backhaus.
Da darf man hellhörig werden. Denn: Was heißt das? Die meisten Automaten werden auch wieder am angestammten Platz stehen, betont Marc Backhaus. Aber nicht alle. Einige, die zu oft Opfer von Vandalismus waren, werden wohl nicht wieder aufgestellt. Da und dort werden Automaten einen neuen Standort finden.
Aber die LVB würden auch versuchen, sich bei der Standortwahl an nahe gelegenen Kartenverkäufen zu orientieren. Denn oft genug gibt es in Laufweite der Haltestelle kleine Kioske und Kaufläden, die das Tickersortiment der LVB im Angebot haben und wo es ein nicht unwichtiger Teil des Umsatzes ist. Da mache es natürlich Sinn, lieber die vorhandene Kaufstelle zu stärken und die Fahrgäste auf das Angebot aufmerksam zu machen, als unbedingt einen neuen Automaten auf die Haltestelle zu setzen. Das werde alles untersucht, betont Backhaus, so dass das Netz der stationären Fahrkartenautomaten künftig ein wenig anders aussehen werde als bisher.
Da dieses Projekt samt Fördergeldbescheid schon einen längeren Vorlauf hat, wird es auch in diesem Jahr noch umgesetzt.
„Nach einer europaweiten Ausschreibung wurde im Dezember 2016 der Zuschlag an das Unternehmen Scheidt & Bachmann erteilt. Derzeit wird intensiv an dem Pflichtenheft gearbeitet, bis im Sommer drei Testautomaten im Stadtgebiet aufgestellt werden, um ein erstes Kundenfeedback zu erhalten“, teilt Backhaus die ersten absehbaren Termine mit. „Ein Beteiligungsverfahren ist bereits mit dem Fahrgastbeirat gelaufen.“
Insgesamt investieren die Leipziger Verkehrsbetriebe 3,9 Millionen Euro in die neuen stationären Automaten.
„Die derzeitigen Geräte befinden sich entsprechend ihres Beschaffungszeitraumes auf dem technischen Stand der 1990er Jahre und sind somit seit vielen Jahren im Einsatz“, benennt Backhaus einen wichtigen Grund für den Austausch. „Aus diesem Grund und durch die eingeschränkte Verfügbarkeit von Ersatzteilen, ist es an der Zeit, die alten Geräte gegen neue auszutauschen.“
Wenn dann im Sommer alle die neuen Automaten bestaunt haben, soll es ganz fix gehen. Der Austausch der stationären Automaten soll noch 2017 abgeschlossen werden.
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