Nicht nur die Grünen sorgen sich um Leipzigs Mobilitätsstationen. Auch die CDU-Fraktion wollte jetzt mal wissen, was aus diesem mit großem Tamtam angekündigten Projekt geworden ist und ob es funktioniert und angenommen wird. Kann man das messen? Müsste man eigentlich. Es steckt ja voller Elektronik. Aber es trägt sich nicht selbst.
Ursprünglich untersuchen ließ die Stadt rund 50 Standorte für Mobilitätsstationen im Stadtgebiet. 29 kamen in die engere Wahl, 26 wurden umgesetzt, eine davon in privatrechtlicher Kooperation mit den Stadtwerken. Die anderen 25 wurden mit Fördermitteln gebaut.
„Der Standort 31 (Löbauer Straße) wurde aufgrund der ab 2019 anstehenden komplexen Umbaumaßnahme Gorkistraße/Löbauer Straße und der Standort 10 (Anna-Kuhnow-Straße) aufgrund des erhöhten baulichen Aufwandes zur Neuherstellung der Stellplätze nicht realisiert. Die Standorte 2 und 23 (Industrie- bzw. Holbeinstraße in ihren Einmündungen zur Könneritzstraße) wurden aufgrund der in den letzten beiden Jahren durchgeführten komplexen Umbaumaßnahme der Könneritzstraße verschoben“, teilt das Dezernat Stadtentwicklung und Bau noch einmal mit.
Aber die vier Stationen wurden auch deshalb nicht verwirklicht, weil es dafür schlicht kein Geld gibt.
„Über die realisierten 26 Mobilitätsstationen hinaus werden derzeit seitens der Leipziger Verkehrsbetriebe als Betreiber keine Möglichkeiten gesehen, weitere Stationen zu errichten, da diese aufgrund der zu erwartenden Errichtungs- und Betriebskosten finanziell nicht darstellbar sind“, erklärt das Dezernat. Das Teuerste ist dabei die Elektronik der Kommunikationssäulen. Deswegen will die Stadt jetzt lieber auf kleinere Lösungen setzen. Das hatte sie jüngst auch erst den Grünen in Bezug auf die zwei nicht verwirklichten Mobilitätsstationen in der Könneritzstraße mitgeteilt.
„Da aber weitere Stationen wünschenswert und notwendig sind, werden die Möglichkeiten geprüft, in Ergänzung der vorhandenen Mobilitätsstationen sogenannte kleine Mobilitätsstationen zu errichten, die sich ebenso an wichtigen ÖPNV-Haltestellen befinden, aber nur ein bis zwei Elemente erhalten sollen (Carsharing/Fahrradverleihstation/E-Laden) und mit kleinerer Stele ohne Bedienterminal ausgestattet werden“, so das Planungsdezernat. „Als Pilotprojekt sollen hierzu die Stationen in der Könneritzstraße (Industrie- bzw. Holbeinstraße) eingerichtet werden, da hier bereits alle erforderlichen baulichen Vorkehrungen getroffen wurden. Weitere Standorte zum Beispiel im Westen (Lindenau, Plagwitz) und Osten (Reudnitz, Stötteritz) erfordern noch weitere planungsseitige Untersuchungen.“
Außerdem habe man auch noch ein Konzept für sogenannte Mobilpunkte in Arbeit, „welche die kleinste Form der Mobilitätsstationen darstellen sollen. Diese können unabhängig von ÖPNV-Haltestellen angeordnet sein, sollen in der Regel nur ein Element erhalten und vor allem die Fläche erschließen (ggf. mit kleiner Stele ohne Bedienterminal).“
Am stärksten wahrgenommen werden die Terminals als Ladestation für Elektroautos. Und gerade 2016 scheint ein Jahr zu sein, in dem die Stationen verstärkt zum Aufladen genutzt wurden.
So gab es im Zeitraum August bis November insgesamt 1.241 Ladevorgänge, ansteigend von 322 im August über 436 im September, 483 im Oktober und 740 im November. Wenn das so weitergeht, braucht Leipzig tatsächlich noch mehr Ladestationen für E-Autos.
„Im Durchschnitt ergeben sich hieraus 495,25 Ladevorgänge/Monat bei deutlich zunehmendem Trend. Hochgerechnet auf ein Gesamtjahr sind das mindestens 6.000 Ladevorgänge“, betont das Planungsdezernat. Aber: „Konkrete Nutzerzahlen zu den weiteren Funktionen der Mobilitätsstationen liegen derzeit noch nicht vollständig vor.“
So langsam scheint sich das System auch einzuspielen: „Nach anfänglichen Problemen beim Zusammenspiel neuer innovativer Technik und Software sowie Serienfehler einer Komponente läuft das System seit Mai 2016 stabil.“
Nur ein Ärger bleibt: Auf den Stellflächen für Elektroautos und Carsharing-Autos parken immer wieder unberechtigte Fahrzeuge: „Als Problem wird seitens des Betreibers die Nutzung der für die Mobilitätsstationen vorgesehenen Stellflächen (insbesondere der Carsharing-Stellflächen) durch unberechtigt parkende Fahrzeuge gesehen. Begünstigt wird dies durch immer noch fehlende verkehrsrechtliche Grundlagen für Carsharing-Stellflächen. Während für das Abstellen von E-Fahrzeugen mit dem Elektromobilitätsgesetz (EmoG) eine Rechtsgrundlage geschaffen wurde, gibt es diese für Carsharing-Fahrzeuge derzeit noch nicht. Seit Mitte 2016 liegt zwar ein Gesetzentwurf zur Bevorrechtigung des Carsharings (Carsharinggesetz – CsgG) vor, wann dieser Entwurf zum Gesetz erhoben wird mit der entsprechenden Berücksichtigung in der StVO, ist jedoch offen.“
Ein Problem, das die CDU-Fraktion beim E-Auto-Betrieb sieht, sind natürlich die – im Vergleich mit dem Tankvorgang für Sprit-Fahrzeuge – längeren Ladezeiten. Also fragte sie auch nach der Ausgestaltung als Schnellladestation.
Aber aus Sicht des Planungsdezernats können E-Auto-Fahrer eigentlich nicht klagen: „An den Mobilitätsstationen wurde die Ladeinfrastruktur (AC-Laden) mit einer max. Gesamtladeleistung von 22kW errichtet. Der max. Ladestrom ist auf 16 A begrenzt. Ob damit die maximale Ladeleistung von 11 kW je Ladepunkt gewährleistet werden kann, hängt vom jeweiligen Fahrzeug und dessen technischen Voraussetzungen ab.“
Und eine ganz besonders flotte Ladestation hat Leipzig auch schon: „In unmittelbarer Nähe der Mobilitätsstation 4 am Hauptbahnhof/Westseite befindet sich zusätzlich eine separate leistungsstärkere DC-Schnellladestation der Leipziger Stadtwerke, an der das Schnellladen (DC-Laden) angeboten wird.“
In eigener Sache: Lokaler Journalismus in Leipzig sucht Unterstützer
https://www.l-iz.de/bildung/medien/2017/01/in-eigener-sache-wir-knacken-gemeinsam-die-250-kaufen-den-melder-frei-154108
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Die Mobilitätsstationen selber haben nur eine sinnvolle Funktion: Das Laden. Alles andere ist überflüssig, da die Buchung von Fahrzeugen über Smartphone viel komfortabler und zuverlässiger ist. Dazu gibt es die App Leipzig Mobil + Produkt der LVB.
Der Firlefanz mit den Terminals war offenbar nur für die Politik wichtig, damit man was zum Anfassen hat. Jetzt wird klar, dass die Kosten und der Unterhalt viel zu teuer sind, um das System Flächendeckend umsetzen zu können.
Es ist viel effizienter, wenn man sich auf den Ausbau von Ladesäulen konzentriert, dann aber 20 pro Straße. Jeder kann sich ausrechnen, wie viele Ladesäulen bzw. Steckdosen benötigt werden, wenn nur 1 % der Schleußiger Haushalte ein E-Auto nutzen sollen. An diesem Punkt vermisse ich die sonst gewohnte kritische Beleuchtung durch die LIZ.