Und weiter geht’s mit dem „Modal Split“ und der Frage, ob er in den Haushaltsanträgen der Fraktionen im Stadtrat vorkommt. Und wenn es um umweltfreundliche Verkehrsarten geht, geht es neben ÖPNV und Radfahren immer auch um das Zufußgehen. 27 Prozent aller Wege legen die Leipziger zu Fuß zurück. Für das Jahr 2020 geht die Stadt sogar von 30 Prozent aus.

Das klingt wie eine Anerkennung für das wachsende Umweltbewusstsein der Leipziger. Aber was hat eigentlich die Stadt dafür getan, dass die Leipziger öfter zu Fuß gehen?

Na gut: Sie hat die LVB knapp gehalten und die Fahrpreise heftig ansteigen lassen. Mehr Leipziger sind gezwungen, zu Fuß zu laufen. Eigentlich war auch mal der Stadtentwicklungsplan (STEP) „Zentren“ dazu gedacht, in den Ortsteilen bessere Nahversorgung zu sichern. Das hat nicht wirklich geklappt und hat vor allem dafür gesorgt, dass einige wenige große Einkaufsketten diese „Stadtteilzentren“ mit riesigen Supermärkten besetzten – in der Regel verbunden mit ebenso riesigen Parkdecks. Was den Motorisierten Individualverkehr befeuert und in wichtigen Einkaufsstraßen das Ladensterben weiter vorangetrieben hat. Denn wo ein riesiger „Magnet“ den Hauptteil der Kaufkraft bindet, hilft alle Laufkundschaft nichts mehr – der Laden rechnet sich nicht mehr.

Obwohl eigentlich auch dieses Zu-Fuß-Einkaufen Sinn der Sache war, zentrales Element der viel gepriesenen „Stadt der kurzen Wege“.

Aber angenehm ist das Zu-Fuß-Gehen in Leipzig nicht wirklich. Das bestätigte auch wieder die „Bürgerumfrage 2015“. Mit dem baulichen Zustand der Fußwege sind 23 Prozent der Leipziger unzufrieden, 35 Prozent geben bestenfalls eine „teils/teils“-Bewertung. Bei Querungsmöglichkeiten ein ganz ähnliches Bild: 14 Prozent Unzufriedenheit, 35 Prozent „teils/teils“.

Wobei auffällt, dass die Zufriedenheit mit Fußwegen nur in der City und einigen wenigen Ortsteilen am Stadtrand hoch ist, in den meisten – auch city-nahen – Quartieren ist die Zufriedenheit eher unterirdisch und liegt in der Regel nur zwischen 30 und 40 Prozent.

Über den Antrag der SPD-Fraktion, jährlich 500.000 Euro zusätzlich bereitzustellen, damit Fußwege in Ordnung gebracht werden können und Übergänge an Kreuzungen barrierefrei gemacht werden, haben wir schon berichtet.

Einen ganz ähnlichen Antrag bringt die Linksfraktion ins Verfahren, aber eine ganze Nummer kleiner, um erst mal die nötigen Planungsmittel zu sichern: „Für die Erstellung eines Fußwegesanierungsprogramms werden in einem neu zu erstellenden PSP-Element im Haushaltsplan 50.000,- Euro für das HH-Jahr 2017 und 75.000,- Euro für das HH-Jahr 2018 eingestellt.“

Aber dabei gehen die Linken auch darauf ein, dass man im Stadtrat eigentlich endlich eine wichtige Erkenntnisstufe genommen hat: „In der Ratsversammlung im Juli 2015 wurde mit überwältigender Mehrheit die Erstellung eines Fußwegesanierungsprogamms sowie die Schaffung eines Fußverkehrsbeauftragten beschlossen. Ab dem Jahr 2017 wird es diesen Beauftragten nun endlich geben. Damit ihm Mittel zur Erstellung des Sanierungsprogramms zur Verfügung stehen, müssen diese in den HH-Plan 2017/2018 aufgenommen werden.“

Da sind dann die Umsetzungsmittel noch nicht dabei.

Aber die „Bürgerumfrage 2015“ hat noch eine weitere Erkenntnis gebracht: Die meisten Straßenräume sind nicht für einen Aufenthalt gedacht. Es fehlt an Möglichkeiten zum Begegnen und zum Verschnaufen. Übrigens nicht nur in der City, auch in den Stadtteilen. Das Thema greift die SPD-Fraktion auf und beantragt „100 Bänke für Leipzig“. Dabei denkt man nicht nur an ältere Bewohner, die sich gern mal hinsetzen möchten, sondern auch an Familien oder Einkäufer, die sich mal erholen wollen. 100.000 Euro beantragt die SPD-Fraktion für das Bänke-Programm und beauftragt die Stadt gleichermaßen, sich um Sponsoren zu bemühen und bis zum Sommer 2017 einen Plan vorzulegen, „wo die zusätzlichen Bänke aufgestellt werden“.

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