Noch einmal über den Berg fahren. Die Gelegenheit gibt es nur noch bis zum Oktober - mit Ausnahme am Wochenende. Denn da fahren die Straßenbahnen der Linie 1 und 2 nicht nach Grünau, weil die neuen Gleise auf der neu gebauten Antonienbrücke eingebunden werden. Fertig ist die neue Brücke freilich am Montag noch nicht. Oder im Wortlaut der Brückenbauer: die Antonienbrücken. Denn eigentlich sind es zwei.

Die beiden alten Brücken aus den Jahren 1969 und 1971, die hier einmal das breite Gleisvorfeld des Güterbahnhofs in Plagwitz überspannten, waren völlig verschlissen und mussten durch Neubauten ersetzt werden. Vom einst imposanten vielgleisigen Vorfeld ist im Grunde nur noch das schmale Gleisbündel auf der Westseite des Geländes geblieben. Die östliche Antonienbrücke wird – wenn alles fertig ist – einmal einen grünen Stadtteilpark überspannen, der von Kleinzschocher bis Plagwitz reicht.

Blick an Damm und Behelfsbrücke entlang zur S-Bahn, die hier nach Grünau abbiegt. Foto: Ralf Julke
Blick an Damm und Behelfsbrücke entlang zur S-Bahn, die hier nach Grünau abbiegt. Foto: Ralf Julke

Um überhaupt diese  Brücke, die wesentliche Autoverkehre und Straßenbahnen nach Grünau bringt, erneuern zu können, musste ein zumindest für Leipzig etwas ungewöhnlicher Ersatz gebaut werden: ein riesiger Erddamm, der nördlich der alten Brücken aufgeschüttet wurde und neben einer Fahrbahn für den Kraftfahrzeugverkehr und Gleisen für die Straßenbahn (die sich streckenweise auf eines verengen) auch einen kombinierten Geh- und Radweg aufnahm. Erst als dieser Damm aufgeschüttet und mit der entsprechenden Fahrbahn ausgestattet war, konnte der Abriss der alten Antonienbrücken in Angriff genommen werden.

Im Mai 2014 hat der Dammbau begonnen.

Im Dezember 2014 war dann die Antonienstraße zwischen Klingenstraße und Brünner Straße gesperrt, weil die alten Brückenteile abgetragen wurden. Seitdem konnte man, wenn man mit der Straßenbahn über den Damm fuhr, zugucken, wie nördlich des Dammes emsig an den neuen Brücken gebaut wurde. Mittlerweile ist der Brückenkörper selbst fertig. Auf der Brücke sieht man die Gleisbauer an der Arbeit beim Bau der neuen Gleise für die Straßenbahn. Die Gleise sind nur noch nicht eingebunden. Am  Wochenende, 30. und 31. Juli, werden jetzt erst einmal die Gleiswechsel eingebaut. Deswegen können die Bahnen nicht über die Brücke fahren.

Das bedeutet für die Nutzer der Strecke: mal wieder Schienenersatzverkehr.

Die Linien 1 und 2 fahren an diesen beiden Tagen verkürzt ab Haltestelle Marschnerstraße mit Umleitung über Karl-Heine-Straße, Zschochersche Straße zur Ersatzendstelle Angerbrücke, Straßenbahnhof. Zwischen Westplatz und Lausen ist – so teilen die Leipziger Verkehrsbetriebe mit – Schienenersatzverkehr im Einsatz, der die regulären Haltestellen der Linien 1 und 2 bedient. Die Haltestellen Rödelstraße, Kurt-Kresse-Straße und Grünau-Süd können vom Schienenersatzverkehr nicht bedient werden.

Gleisbau auf den Antonienbrücken. Foto: Ralf Julke
Gleisbau auf den Antonienbrücken. Foto: Ralf Julke

Bis Ende des Jahres sollen in der Antonienstraße zwischen Klingerstraße und Diezmannstraße die Brückenbauarbeiten dann fertig werden. Denn die Gleise allein reichen ja noch nicht. Es muss ja auch auf der neuen Brücke noch eine ordentliche Fahrbahn samt Gehwegen und Radstreifen gebaut werden. Das zieht sich noch hin.

Die ersten, die wirklich über die neuen Brücken fahren dürfen, werden ab Oktober die Straßenbahnen samt ihren Passagieren sein. Den konkreten Termin freilich haben die LVB noch nicht benannt.

Und weil Ferien sind und damit zumindest ein Teil der Fahrgäste der LVB fernab in ruhigeren Gefilden weilen, binden die Verkehrsbetriebe jetzt einige der wichtigsten Sperrungen im Liniennetz terminlich zusammen.

Die wichtigsten aktuellen Baustellen:

Mit der Baumaßnahme Antonienstraße koordiniert sind die Arbeiten in der Antonienstraße und in der Anton-Bruckner-Allee.

Im Baubereich in der Antonienstraße, zwischen Adler und Erich-Zeigner-Allee sind die Arbeiten fast abgeschlossen. Restarbeiten an den dort erneuerten Gleisen wie Fugenverfüllungen oder Markierungen werden bis zum Ende der Sommerferien abgeschlossen. Erneuert werden in diesem Zusammenhang übrigens auch die Gleiskurven an der Antonienstraße / Könneritzstraße und die am nördlichen Übergang der Könneritzstraße zum Klingerweg (Anton-Bruckner-Allee). Diese Gleiskurve soll dabei so verändert werden, dass schwere Unfälle mit Radfahrern, wie in der Vergangenheit geschehen, nicht mehr so leicht möglich sind.

Auch in der dazwischenliegenden Könneritzstraße wird noch mit Hochdruck gebaut.

Die Linie 1 kurvt auf den Behelfsdamm hinauf. Foto: Ralf Julke
Die Linie 1 kurvt auf den Behelfsdamm hinauf. Foto: Ralf Julke

Gleis- und Fahrleitungsbau liegen im Plan, so dass mit Ende der Sommerferien die Straßenbahnen wieder durch die Könneritzstraße fahren können, beteuern die LVB.

Was dann für die Nutzer der Linien 1 und 2 bedeutet: Mit Ferienende ab dem 8. August können auch die Straßenbahnlinien 1 und 2 wieder ihren gewohnten Linienverlauf fahren.

Weitere Arbeiten im Gleisnetz:

Auch die Straßenbahnlinie 16 kann ab 8. August wieder bis zum Messegelände verkehren. Bis dahin wird der Gleisbau auf der Delitzscher Landstraße zwischen Messe-Allee und Seehausener Straße wie geplant beendet.

Bereits abgeschlossen sind die Arbeiten in der Kuhturmstraße. Hier haben die Leipziger Verkehrsbetriebe ihre Gleiskurve zum Lindenauer Markt erneuert.

Dafür werden die Bauarbeiten in der Georg-Schumann-Straße deren Nutzer noch lange in Atem halten. Dort gibt es derzeit zwei Bauabschnitte: den einen zwischen S-Bahnhof Möckern und Huygensplatz. Die Straßenbahn fährt hier im eingleisigen Baustellenbereich bereits über das neue stadtauswärtige Gleis. Derzeit laufen die Arbeiten im 2. Bauabschnitt, auf der Südseite der Georg-Schumann-Straße. Vom 1. September bis 16. Oktober ist hier eine Straßenbahnvollsperrung vorgesehen, bevor die Straßenbahn wieder zweigleisig durch die Georg-Schumann-Straße fahren kann. Geplantes Projektende ist im Dezember 2016.

Länger dauern wird der Bauabschnitt am Viadukt, wo es vor allem zu Behinderungen für den Kfz-Verkehr kommt. Die Straßenbahnen aber fahren dort ungehindert zweigleisig durch die Baustelle.

In eigener Sache

Dein Leipzig. Deine Zeitung. Deine Entscheidung. Werde Unterstützer!
Viele gute Gründe gibt es hier.
Überzeugt? Dann hier lang zum Kombi-Abo „LZ & L-IZ.de“ für 59,50 EUR/Jahr

Mehr zum Thema auf L-IZ.de: LVB halten Leipzig in den Ferien mit fünf Baustellen in Atem

LVB halten Leipzig in den Ferien mit fünf Baustellen in Atem

So können Sie die Berichterstattung der Leipziger Zeitung unterstützen:

Ralf Julke über einen freien Förderbetrag senden.
oder

Keine Kommentare bisher

Schreiben Sie einen Kommentar