Vor einem Jahr wagten die Grünen im Leipziger Stadtrat einen Vorstoß für die Leipziger Fußgänger. Sie beantragten ein Zebrastreifenprogramm. Denn je mehr Autos in Leipzig unterwegs sind, umso schwieriger und gefährlicher wird das Überqueren der Straßen - und zwar nicht nur für Kinder und Senioren. Jetzt haben sie mal nachgefragt, was draus geworden ist. Ist überhaupt was draus geworden?
Sogar erstaunlich viel, wenn man es daran misst, dass die Stadt Leipzig eigentlich gar kein Geld für Fußgängerüberwege hat. Denn die Summe, die im Haushalt dafür zur Verfügung steht, ist eher lächerlich: “Bei durchschnittlichen Baukosten von ca. 50.000 Euro pro Querungshilfe und einem derzeitigen Haushaltsansatz für den Bau von Querungshilfen von 120.000 Euro/Jahr muss davon ausgegangen werden, dass jährlich maximal 3 bis 4 Baumaßnahmen realisiert werden können.”
Das Teure sind nicht die Zebrastreifen selbst – die sind für ein paar hundert Euro schnell mal auf den Asphalt gespritzt. Das Teure sind die Masten und Verkehrszeichen, die auf den Zebrastreifen hinweisen – und zwar nicht nur am Fahrbahnrand, sondern mit einem deutlichen Zeichen auch über dem Zebrastreifen. Und das auch noch beleuchtet. Sicherheit hat ihren Preis.
Verglichen mit der geringen zur Verfügung stehenden Summe hat das Verkehrs- und Tiefbauamt in diesem Jahr doch erstaunlich viele Zebrastreifen neu angelegt. Darunter zwei, die die Grünen extra beantragt hatten – nämlich Querungshilfen an der Karl-Tauchnitz-Straße, die den Besuchern von Johannapark und Clara-Zetkin-Park das Überwinden der Straße erleichtern. Beide wurden etwas preiswerter, haben nur rund 15.000 Euro gekostet.
Ein ähnliches Problem für Parkbesucher gab es ja auch an der Lassallestraße. Auch dort wurden – an der Einmündung der Moschelesstraße und der Sebastian-Bach-Straße zwei Querungshilfen angelegt – beide dann schon etwas teurer in der Anlage (25.000 und 33.000 Euro). Noch aufwendiger waren die neuen Querungshilfen am Zuckelhauser Ring (56.500 Euro) und an der Hans-Driesch-Straße in Höhe Einmündung Cottaweg, eine Baumaßnahme, die dann schon 70.000 Euro gekostet hat und im Sommer für kleine Staus sorgte. Wobei man sich durchaus fragen konnte, was das soll. Denn die Fußwege sind hier in einem katastrophalen Zustand und ein viel genutzter Übergang ist das nun wirklich nicht. Dafür ist die Hans-Driesch-Straße selbst am Wochenende eine viel befahrene Straße. Und ein Rückstau am Cottaweg sorgt dafür, dass andere, wesentlich sinnvollere Übergänge 100 Meter östlich und westlich der Kreuzung nicht mehr genutzt werden können.
Ein Thema, das darauf verweist, dass die Stadt kein wirklich belastbares Wege- und Querungskonzept im Leipziger Auwald hat. Schon gar keines, bei dem mal die Bürger einbezogen worden wären.
Und noch ein wenig teurer wurden Zebrastreifen in der Tauchaer Straße an der Cleudnerstraße und in der Wolfgang-Heinze-Straße – beide 139.000 Euro. Aber das nicht wegen der weißen Streifen, sondern weil beide zusätzlich mit Fußgängersignalanlagen (FSA), als Bedarfsampeln, gekoppelt wurden.
Insgesamt hat die Stadt in diesem Jahr also fast eine halbe Million Euro (496.400 Euro) für neue Fußgängerquerungen ausgegeben. Dass es mehr als die erwähnten 120.000 Euro wurden, hat einerseits mit einer Spende von “Ein Herz für Kinder” zu tun, mit der vier Querungshilfen unterstützt wurden, und zum anderen auch mit dem Programm Schulwegsicherheit, aus dem die Anlage in der Tauchaer Straße finanziert wurde.
Im Jahr 2016 sind nun vier Querungshilfen in der Planung: neben Querungshilfen in der Tauchaer Straße in Höhe Sparkasse, der Paunsdorfer Straße und der Elisabeth-Schumacher-Straße (zusammen 157.000 Euro) auch noch ein Fußgängerüberweg über die Bismarckstraße am Knoten Arthur-Nagel-Straße für 30.000 Euro. Wer hier “schnell mal” zur Haltestelle der Straßenbahn will, sieht sich bislang einer rein für Autofahrer gebauten Piste gegenüber, an der die Autofahrer mehr auf das Einbiegen in die Arthur-Nagel-Straße achten, als auf Fußgänger.
“Perspektivisch geplant ist der Bau von Querungshilfen in der Ossietzkystraße/Zeumerstraße, Lützner Straße in Höhe Haltestelle ‘Am Kirschberg’, Brandstraße, Gorkistraße/Kohlweg”, kündigt das Planungsdezernat noch an. Aber auch diese Pläne zeigen, dass Leipzigs Planer wohl nur als Autofahrer unterwegs sind und die Wege von Fußgängern gar nicht nachvollziehen können, denn kein Fußgänger, der nicht lebensmüde ist, überquert ausgerechnet an der Einmündung der Zeumerstraße die Ossietzkystraße. Dazu ist die Kurve viel zu schlecht einsehbar. Die logischen Querungspunkte sind direkt vorm Rathaus Schönefeld und weiter westlich dort, wo der Partheradweg die Ossietzkystraße quert. Dort fehlt eindeutig ein ausgewiesener Überweg.
Und so langsam neigt man dazu, dem CDU-Stadtrat Konrad Riedel Recht zu geben: Die Stadt Leipzig braucht dringend einen Fußwegbeauftragten, der sich mit dem Zu-Fuß-Gehen auch auskennt. Autofahrer können sowas nicht.
Es gibt 3 Kommentare
Schönschön, hat das hochweise Verkehrsamt (VTA) doch mal etwas Geld für die Fußgänger ausgegeben. Da im VTA allerdings nur Auto- und Radfahrer zu arbeiten scheinen, kommen die Querungen meistenteils an völlig unsinnige Stellen hin, wo eher damit zu rechnen ist, dass Autofahrer gar nicht abbremsen werden (obwohl sie es müssten), nur weil mal wieder so ein Fußgänger unbedingt über die Straße will.
Mein Ansinnen bleibt also weiterhin in den Sternen, mal eine sichere Zuwegung vom Listplatz zum in der Nähe befindlichen Baumarkt zu errichten: nämlich eine Querung der Brandenburger Straße nahe der B2, wo sie von der Berliner Brücke brettern und ganz plötzlich nach rechts abbiegen…
Stichwort Hans-Driesch-Straße/Landauer Brücke/Am Sportforum
Dringend benötigt wird ein Übergang kurz vor der Landauer Brücke (stadtauswärts), wo ständig Radfahrer, Fußgänger und Läufer die Fahrbahn kreuzen wollen (parallel zum Elsterflutbecken) und auf einen gutmütigen Autofahrer angewiesen sind, der anhält, obwohl er es rein StVOmäßig dort nicht müsste.
Der Übergang am Cottaweg hingegen ist eher verzichtbar. Eher mach dann schon wieder einer an der Friesenstraße Sinn…
Es ist eine Schande, mit welcher Konsequenz die Sicherheit für Leib und Leben der Bürger dieser Stadt riskiert wird.
Es ist einmal gut nachgedacht, dann Markierung aufbringen und ein Verkehrszeichen aufstellen – schon fertig.
Kostet das Arbeitsplätze oder will man nicht?