Kleine Geschenke erhalten die Freundschaft. Auch die zwischen Verwaltung und Radfahrern. So ein kleines Geschenk gab es in der vergangenen Woche in Anger-Crottendorf. "Neuer Weg für Fußgänger und Radfahrer in Anger-Crottendorf", meldete das Amt für Stadtgrün und Gewässer. Und nicht nur das: Der Weg sollte sogar zum S-Bahn-Haltepunkt führen.
Führt er auch. Das zeigt der Lokaltermin. Nur was die Meldung versprach, gibt es nicht: “eine neue kürzere Strecke in Anger-Crottendorf. Die ‘Bahnschneise’ ist jetzt mit der Zweinaundorfer Straße und dem S-Bahn-Haltepunkt verbunden.”
Nein, mit der Zweinaundorfer Straße ist die “Bahnschneise” schon seit April 2014 verbunden. Das ist schon so lange her, dass das Gelände, das damals rechts und links noch kahle Brache war, mittlerweile von Büschen und ersten Baumsprösslingen besetzt ist. Der folgende Satz gilt im Grunde für das damals schon fertiggestellte Teilstück, mit dem man problemlos auf die Zweinaundorfer Straße kommt: “Mit der Fertigstellung der Strecke zwischen den Posadowsky-Anlagen und der Zweinaundorfer Straße wird der hohen Nutzungsfrequenz durch Radfahrer und Fußgänger Rechnung getragen. Sowohl das innerstädtische Radwege-Netz als auch die Anbindung an die überregionalen Radwanderwege ist damit komplettiert und gestärkt. Künftig sind eine Fortführung des Weges bis an den östlichen Stadtrand an den Verbund des ‘Grünen Ringes’ und eine Verbindung zum Parkbogen Ost avisiert.”
Tatsächlich hat man zwei neue Wegeverbindungen von diesem 2014 fertiggestellten Teilstück des Radweges gebaut, die jetzt zu einem weiteren Treppenaufgang zum Bahnsteig führen. Drei Abstellbügel stehen da, an die man sein Fahrrad anketten kann, wenn man sich traut. Aber das wird eher wenigen Zeitgenossen einfallen, denn die Ecke liegt so hübsch abgelegen, dass sich hier allerlei trinkfreudige Zeitgenossen treffen, die sich einen Spaß daraus machen, die leeren Flaschen auf dem Asphalt zu zerschmeißen.
Die Metalltreppe führt recht steil aufs Niveau des stadteinwärtigen Bahnsteiges, so dass Radfahrer, die das Rad mitnehmen wollen in die S-Bahn, doch recht sportlich sein müssen.
Beruhigen darf, dass dieser “Gleisanschluss” der “Bahnschneise” nur ein vorübergehendes Provisorium ist. Denn tatsächlich will die Bahn ja um das Jahr 2020 herum nicht nur die Brücke über die Zweinaundorfer Straße erneuern, sondern dabei auch einen neuen S-Bahn-Haltepunkt bauen, bei dem der Bahnsteig dann zwischen den Gleisen liegt und von der Zweinaundorfer Straße erreichbar ist. Dabei soll dann auch ein Aufzug gebaut werden, in dem man die Räder mit auf den Bahnsteig transportieren kann.
Die Stadt Leipzig und der Zweckverband Nahverkehr Leipzig (ZVNL) haben deshalb eine Lösung gesucht, die bis dahin eine gewisse Erleichterung bringt. Das ist nun dieser zweite Zugang zum stadteinwärtigen Bahnsteig. Der erste Zugang befindet sich direkt an der Zweinaundorfer Straße, auch der eine Treppenlösung, die Radfahrer zum Tragen ihres Drahtesels zwingt, wenn sie ihn mit zum Zug nehmen wollen. Dasselbe gilt für den stadtauswärtigen Bahnsteig.
Die Finanzierung des Bauabschnittes erfolgte durch das Landesamt für Straßenbau und Verkehr (LASuV) sowie den Zweckverband für den Nahverkehr Leipzig (ZVNL). Der Eigenanteil der Stadt für die neue Asphaltzuwegung beträgt zirka 10 Prozent der Gesamtsumme von 275.000 Euro. Die Treppe zur Überwindung des Höhenunterschiedes und die Anbindung des Bahnsteiges wurde mit zusätzlichen Kosten in Höhe von zirka 59.000 Euro (90 Prozent ZVNL) durch das Verkehrs- und Tiefbauamt geplant und umgesetzt.
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