Es war zwar kein Alleingang, den Markkleeberg da mit seinem neuen Verkehrskonzept hinlegte. Denn erarbeitet hat es der Mitteldeutsche Verkehrsverbund (MDV). Und er hat auch nur umgesetzt, was Politiker aus der Region schon vor Eröffnung des City-Tunnels angekündigt hatten. Sie sprachen da freilich noch von Prüfung. Aber auch die Leipziger Grünen bezweifeln, dass die Zukunft der Linie 9 tatsächlich geprüft wurde.
Denn die Straßenbahn der Linie 9 versorgt ja nicht nur recht und schlecht den Westen Markkleebergs und das auf einer Route, die sich seit 100 Jahren nicht geändert hat. Sie ist als Zubringer ebenso für den Wolfswinkel, den Wildpark und den Süden von Connewitz wichtig. Die Linie einfach schon am Kreuz zu kappen, ist auch für den Leipziger Grünen-Kreisverband keine Lösung. Sie schließen sich jetzt der Forderung der Linksfraktion im Stadtrat an, die geplante Kappung der Linie auf den Prüfstand zu stellen.
Die Grünen wünschen sich zu den Plänen eine öffentlichere Debatte. Die große Zahl der Unterschriften unter die Petition des Ökolöwen zeige, dass es Diskussionsbedarf für die Anwohnerinnen und Anwohner in Connewitz gebe.
“Wir wünschen uns im Sinne einer Stärkung des Umweltverbundes offene Gespräche aller Beteiligten. Wir fordern Oberbürgermeister Jung, die Stadtverwaltung, die Stadt Markkleeberg, den Landkreis Leipzig und den Freistaat dazu auf, sich zum Erhalt der Linie 9 an einen Tisch zu setzen”, erklärt der grüne Vorstandsprecher Lorenz Bücklein und ruft alle Beteiligten dazu auf, nach Lösungswegen zu suchen.
Nach Meinung der Grünen sollten die geplanten Alternativen unter dem Aspekt der Attraktivität für Fahrgäste beleuchtet werden.
„Busse – wie sie jetzt als Ersatz geplant sind – haben sich in den Verkehrsstrom des Kfz-Verkehrs einzuordnen. Eine Straßenbahnspur, wie sie jetzt schon existiert, bringt hingegen einen Geschwindigkeitsvorteil durch Vorrangregelungen. Zumindest bis zum Stadtrand Leipzigs ist die Linienführung deshalb unverzichtbar”, findet Bücklein. “Nur wenn ein attraktives Angebot erhalten bleibt, werden wir weitere Menschen zur Nutzung des ÖPNV bewegen können.”
Und dann taucht da so eine nervende Frage auf: Wie will es die Stadt eigentlich schaffen, die Ziele im Stadtentwicklungsplan Verkehr, die erst im Februar beschlossen wurden, auch umzusetzen, wenn wichtige ÖPNV-Angebote, statt sie zu verbessern, einfach verschlechtert werden?
Nach der Verabschiedung des Stadtentwicklungsplans Verkehr und öffentlicher Raum (STEP VöR), der einen Anteil von 70 Prozent für den Umweltverbund vorsieht, müssen laut den Grünen verstärkte Anstrengungen zum Erhalt des bestehenden Straßenbahnnetzes unternommen werden.
„Nur wenn es gelingt, ein attraktives Angebot für die Leipzigerinnen und Leipziger aufrecht zu erhalten, kommen wir dem Ziel von höheren Fahrgastzahlen näher. Auch wird mit einer solchen Lösung die Möglichkeit erhalten, perspektivisch eine Anbindung des Naherholungsgebietes rund um den Cospudener See mit der Linie 9 zu schaffen.”
Die Diskussion um eine bessere ÖPNV-Anbindung des Neuseenlandes ist überfällig. Noch immer fahren auch hunderte Leipziger Seenbesucher Wochenende für Wochenende mit dem Auto zum Cospudener See und sorgen in Markkleeberg-West für zugeparkte Straßen. Ob die geplanten Busverbindungen diese Seebesucher zum Umsteigen bewegen, darf bezweifelt werden. Deswegen hatte der Ökolöwe ja in einem ersten Vorschlag eine mögliche Endhaltestelle für die Linie 9 am Hafen vorgeschlagen.
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“Fordern” hat sich zum Lieblingswort der Grünen entwickelt. Mit dem Wort “Finanzierung” stehen die Grünen, wie die “Die Linke”, in Sachsen – besonders in Leipzig – auf Kriegsfuß. Nicht nur beim Nahverkehr.
Alle hier genannten Sachverhalte sind problemlos lösbar. Das einzige Problem ist – richtig – das Geld. So einfach ist das.