Es gibt auch ein paar nicht ganz so zentrale Kreuzungen, an denen Leipziger Verkehrsteilnehmer lieber selbst zum Polizisten werden, um überhaupt irgendwie durchs Kuddelmuddel zu kommen. Zwei davon findet man an der Uferstraße, die eigentlich den kompletten Verkehr der sogenannten Nordtangente aufnimmt, aber gleichzeitig wichtigster Zubringer für das Viertel ums Löhr's Carré ist.
Zwischen Löhrstraße und Nordstraße wird es auch für Radfahrer gefährlich: “Aus Richtung Emil-Fuchs-Straße kommend hört der Radweg an der Löhrstraße einfach auf”, schreibt uns ein Leser. “Die Breite der Straße lässt es bei Gegenverkehr nicht zu, dass man als Radfahrer gefahrlos überholt werden kann. Leider kommt das regelmäßig vor und dann hält das Auto verkehrsbedingt am rechten Fahrbahnrand und der Radfahrer ist ausgebremst. Hier kommt sehr oft das Motto zum Tragen: ‘Hauptsache vorbei’.”
Der Radstreifen hört definitiv genau vor der Löhrstraße auf. Aber tatsächlich überschneiden sich hier die Fahrzeugströme. Die meisten Fahrzeuge, die hier aus Richtung Nordstraße ankommen, wollen eigentlich in die Löhrstraße. Die meisten Fahrzeuge aus der Löhrstraße wollen Richtung Nordstraße. Das Ergebnis ist ein permanenter Abbiegeverkehr, an dem sogar Kraftfahrer, die von der Emil-Fuchs-Straße kommend einfach nur geradeaus wollen, schier verzweifeln und die Fahrzeuge, die blinkend auf der Kreuzung stehen, heftig durchwinken, damit die Fahrt wieder frei wird.
Unübersehbar ist hier das Thema “Nordtangente” nicht bewältigt. Das Verschwenken von der Berliner Straße in die Uferstraße hat zusätzliche Verkehrsströme auf eine Straße gelenkt, die nun einmal nur einstreifig in jede Richtung ist. Die Wegebeziehung an der Löhrstraße ist im Grunde nicht gelöst.
Auf der Nordseite der Uferstraße gibt es zwar einen Radstreifen, aber der beginnt an der Nordstraße genauso unverhofft und unverbunden, wie der Radstreifen auf der Südseite an der Löhrstraße verschwindet.
Was sagt der ADFC dazu?
Alexander John, Stellvertretender Vorsitzender des ADFC Leipzig
Die Nordtangente ist ein schier endloses Thema. In den 2000ern wollte man noch einen Tunnel bauen bzw. eine neue Trasse über den Freiladebahnhof West – alles vom Tisch. Die finanzielle Notsituation und die Einsicht, dass damit auch nicht viel gekonnt ist, führten letztlich dazu, dass man die heutige Situation weitestgehend beibehält. Nach 2020 wird die Gerberbrücke (Dringlichkeitsgruppe 2, Platz 12 des Mittelfristigen Investitionsprogramms Straßen- und Brückenbau, Anlage 8, Zustandsnote 3,0 – 3,9) neu gebaut und quergestellt. Die Nordtangente verläuft dann nur noch über die Uferstraße. Hierzu wird der Parkplatz des Westin etwas reduziert. Die Parthenstraße wird Anliegerstraße, so zumindest der Plan 2008.
Wird die Gerberbrücke neu gebaut, wird auch die Uferstraße ertüchtigt und die Radfahrstreifen erhalten einen Anschluss, der auch über den Freiladebahnhof West zum Parkbogen Ost, dem Gohliser Bahnbogen, dem Hauptbahnhof und Partheradweg führt. Partheradweg? Bisher ist dieser eher als Parthe-Mulde-Radweg (PaMu) bekannt, da er aber fast ausschließlich der Parthe folgt und dadurch dermaßen umständlich zur Mulde führt, dass diesen sowieso niemand zur Mulde fährt, wird er perspektivisch zum Partheradweg werden. Mal sehen, was eher geschieht. Bis zum Neubau der Gerberbrücke heißt es leider nicht nur für den Leser: durchhalten und nicht zu weit rechts fahren.
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