Wahrscheinlich waren Leipzigs Verkehrsorganisatoren richtig happy, als sie die schrägen Radwege am Neuen Rathaus auf den Asphalt malen ließen, der den Weg aus der Grünanlage, wo man vom Johannapark her ankommt, mit der Lotterstraße verbindet. Aber hier verknoten sich Wegebeziehungen auf engstem Raum. Wie sich das anfühlt, schildert eine Leserin.
“Als Radfahrerin aus der Lotterstraße kommend und links in Richtung Bundesverwaltungsgericht wollend, werde ich auf der westlichen Seite des Promenadenringes auf Höhe Rudolphstraße legal mit neun! verschiedenen Gruppen konfrontiert, die alle durch unklare Führungen verunsichert sind und dem zur Folge irritiert (aggressiv) miteinander umgehen:
1.Rechtsabbiegende Autofahrer/innen aus der Rudolphstraße
2.Fußgänger/innen, die aus Richtung Johanna-Park kommen
3.Radfahrer/innen, die aus Richtung Johanna-Park kommen
4.an der Ampel wartende Fußgänger/innen
5.an der Ampel wartende Radfahrer/innen
6.Fußgänger/innen, die den Ring vom Neuen Rathaus kommend kreuzen
7.Radfahrer/innen, die den Ring vom Neuen Rathaus kommend kreuzen
8.Fußgänger/innen, die auf dem Geh/Radweg aus Richtung Karl-Tauchnitz-Straße kommen
9.Radfahrer/innen, die auf dem Geh/Radweg aus Richtung Karl-Tauchnitz-Straße kommen
Wenn ich dann heil durch diese Gruppen gekommen bin, kann ich mich glücklich schätzen, dass ich noch nebenbei die Straßenlaterne, die mitten im Weg steht, nicht übersehen habe. Dann muss ich bis zur Karl-Tauchnitz-Brücke auf dem Fußweg fahren, um mich dann dort wieder auf engstem unübersichtlichen Raum mit Radfahrer/innen und Fußgänger/innen, die aus verschiedenen Richtungen kommen, zu arrangieren.
P. S. Auch für die Fußgänger/innen sind diese Kreuzungen eine Zumutung.”
Bei Nr. 9 wird man freilich stutzig: Ist das wirklich eine legale Wegebeziehung für Radfahrer? Sollten die nicht eigentlich auf der Ostseite des Martin-Luther-Rings fahren? Wenn das wirklich stimmt, ist die lächerliche Litfaßsäule, die da mitten auf dem Weg steht, umso fragwürdiger. Bestandteil der alten Werbeverträge der Stadt kann sie nicht sein, denn sie wurde erst vor wenigen Jahren hingestellt.
Andererseits ist das die einzige, einigermaßen deutlich markierte, Zufahrt für Radfahrer auf der Westseite der Innenstadt und wird auch entsprechend stark frequentiert.
Was sagt der ADFC dazu?
Alexander John, Stellvertretender Vorsitzender des ADFC Leipzig
Die Querungen Rudolphstraße/Lotterstraße waren in den letzten 10 Jahren mehrfach Thema in der AG Rad. Mit dem Umbau der Haltestelle Neues Rathaus hat sich die Situation vorübergehend deutlich gebessert.
Mittlerweile wird diese allerdings so stark frequentiert, dass über weitere Verbesserungen diskutiert wird bzw. in Planung sind. Aktuell ist es so, dass – neben den geschilderten Problemen – die Radfahrenden, die von der Innenstadt kommen, dem Kfz-Verkehr aus der Rudolphstraße konsequent die Vorfahrt nehmen und damit den Knoten (Kreuzung) lahmlegen. Momentan arbeitet man daran, die Wegeführung für den Radverkehr von der Innenstadt direkt in die Rudolphstraße zu führen und erst kurz hinter der Kreuzung auf den Parkweg in Richtung Friedrich-Ebert-Straße/Johannapark zu leiten. Damit sollte sich die Situation vorübergehend etwas entspannen.
Allerdings nur vorübergehend, denn der Radverkehr wird weiter zunehmen und dann wird es auf dem schmalen Parkweg dennoch eng und der Aufstellbereich in Richtung Innenstadt wächst auch nicht und die Probleme der Leserin werden damit auch noch nicht gelöst.
Im Zuge der Diskussion um die Radverkehrsführung im Straßenzug Harkortstraße – Floßplatz – Dufourstraße hatte der ADFC auch angeregt, den Radverkehr bereits ab der Haltestelle Neues Rathaus auf der Fahrbahn bzw. auf Radfahrstreifen oder in einer Kombispur (rechtsabbiegender Kfz-Verkehr und Radverkehr in einer Fahrspur) zu führen. Auch damit könnte man die Situation für den Rad- und Fußverkehr an der Stelle entspannen.
Will man allerdings das Ganze mal etwas dauerhafter lösen, bedarf es einer größeren Lösung. Warum wird bspw. nicht der Kfz-Verkehr wesentlich stärker auf die Friedrich-Ebert-Straße verlagert? Für diese Schneise hat man u.a. das Henriette-Goldschmidt-Haus abgerissen und nun noch sehr große Kapazitäten für den Kfz-Verkehr. Diese vierspurige Straße könnte problemlos 25.000 Fahrzeuge und mehr aufnehmen. Heute hat die Friedrich-Ebert-Straße ca. 15.000 Kfz/24h. Das entspricht ungefähr den zweispurigen Hauptnetzstraßen Eisenbahnstraße, Karl-Liebknecht-Straße, innere Lützner Straße, Emil-Fuchs-Straße oder Gohliser Straße.
Einen Punkt, der auch in der Vergangenheit häufiger Diskussionsgegenstand war, ist der freie Rechtsabbieger am Neuen Rathaus. Würde man diesen zurückbauen, hätte man auch schon einiges zur Erhöhung der Verkehrssicherheit beigetragen.
P.S.: Sicherlich gehört in die Diskussion auch noch die ganz große Lösung: Vollständige Sperrung des Abschnitts zwischen Rudolph-/Lotterstraße und Tauchnitzbrücke für den Kfz-Verkehr und Gestaltung eines Rathausvorplatzes auch auf der Westseite. Damit hätte man eine attraktive Verbindung zwischen Innenstadt und Johannapark.
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