Na ja, mit einem Dutzend gefährlicher Stellen im Leipzig Radwegenetz hatten wir fest gerechnet, vielleicht zwei Dutzend. Auch wenn das Gefühl bei der alltäglichen Nutzung des Straßennetzes eigentlich sagte: Das könnte sich als flächendeckende Geschichte erweisen. Und so wurden wir diesmal nach Leutzsch gelotst. Kaum zu glauben: Es gibt Leute in Leutzsch, die Fahrrad fahren.
Über das dortige Radwegethema hatten wir schon im Juli berichtet, als die Linksfraktion im Rathaus darauf aufmerksam machte, dass es eigentlich keine vernünftige Radwegebeziehung in die westliche William-Zipperer-Straße gibt. Das ist die Straße, die auch nach dem Umbau der Georg-Schwarz-Straße 2016 als Hauptwegebeziehung für den Radverkehr zum Einkaufscenter Leutzsch-Arkaden gedacht ist.
Dass es oben an der Kreuzung Georg-Schwarz-Straße/William-Zipperer-Straße schon heute brandgefährlich für Radfahrer ist, darauf hat ja die SPD-Fraktion hingewiesen.
Aber ein Leser hat uns jetzt darauf aufmerksam gemacht, dass die Probleme für Radfahrer schon viel weiter östlich anfangen. Wenn sie da anfangen. Aber die Fußgängerinsel an der Straße Am Wasserschloss hat es in sich.
“Eine weitere Gefahrenstelle findet sich auf der viel befahrenen Hans-Driesch-Straße stadtauswärts dort, wo in Leutzsch auf der linken Seite die Straße am Wasserschloss abzweigt,” schreibt uns der Leser. “Der Radweg auf der Hans-Driesch-Straße hört dort kurz vor einer Verkehrsinsel ‘einfach auf’. Durch die Verkehrsinsel kommt es zu einer erheblichen Fahrbahnverengung, so dass nur wenig Platz für Auto und Rad nebeneinander herrscht (was Autofahrer oft nicht nachvollziehen).
Zusätzlich schwierig wird es dadurch, dass auf der Fahrbahn kurz nacheinander rechts mehrere Gullideckel für den Ablauf von Regenwasser eingelassen/teils abgesenkt sind. Direkt an der Engstelle hat man den Gullideckel zwar vor ca. 3 Jahren entschärft, aber den direkt folgenden Gullideckel (am Ende der Engstelle, wo noch nicht alles vorbei ist) hat man dafür abgesenkt, so dass das Problem nicht behoben ist. Die Absenkung wirkt auf Radfahrer wie ein Schlagloch. Ein Ausweichen nach links ist wegen des Auto-Verkehrs gefährlich, und fahrbahnmittig fahren (damit keiner vorbeikommt), stößt auf Unverständnis seitens der Autofahrer.”
Es gibt tatsächlich Leute, die hier mit dem Rad fahren. Aber die meisten lieber auf dem Fußweg, denn die Hans-Driesch-Straße ist eigentlich für die meisten Kraftfahrer nur eine Piste zum schnellen durchfahren. Sie kommen von der Rückmarsdorfer Straße und rauschen dann nach Ampelfreigabe am Leutzscher Rathaus mit vollem Tempo den Hang hinunter und in die Kurve. Da steht man nicht nur als nicht heimischer Fußgänger lieber fünf Minuten länger auf dem Fußweg, bevor man sich auf die Fußgängerinsel wagt. Denn weder hat man westwärts noch ostwärts wirklich so viel Straße im Blick, dass man sicher sein kann, nicht doch noch von einem Auto erfasst zu werden.
Wirklich sinnvolle Alternativen – etwa durch den Park am Wasserschloss – gibt es nicht. Ein Terrain, das man als Radfahrer, der hier nicht wohnen muss, lieber weiträumig meidet. Mit der Rathenaustraße gibt es zwar eine Verbindung Richtung Auenwald – aber diese Straße gehört zu den Kandidaten der schlimmsten Straßenpflasterungen in Leipzig. Allein das schreckt schon ab, zermürbt Felgen und Kette. Und da man bei der Ankunft an der Hans-Driesch-Straße wirklich nirgendwo eine sichere Überquerung findet, bleibt nur die große Kreuzung am Leutzscher Rathaus.
Aber wenn wir über die dortigen “Bequemlichkeiten” für Fußgänger und Radfahrer anfangen zu schreiben, werden wir gar nicht mehr fertig.
Was sagt der ADFC dazu?
Alexander John, Stellvertretender Vorsitzender des ADFC Leipzig
Wenn man mit dem Rad vom Auenwald kommt, kann man zunächst auf einem Radfahrstreifen fahren. Mit der “Siedlung” in Leutzsch wird aus dem Radfahrstreifen ein Radweg, der dann wieder zu einem kaum noch erkennbaren Radfahrstreifen wird und an der Querungshilfe endet.
Radfahrende müssen sich dann unter Beachtung des nachfolgenden Verkehrs einordnen. Die Fahrbahn neben der Querungshilfe ist übrigens absichtlich so schmal, dass Radfahrende in diesem Bereich nicht überholt werden dürfen. Radfahrende sollten das auch deutlich machen, indem sie nicht am rechten Fahrbahnrand fahren, sondern mittig in der Spur. Dort landet man – wenn man sich nur an die Straßenverkehrsordnung hält – mehr oder minder sowieso, denn es ist grundsätzlich ein Sicherheitsabstand zum Fahrbahnrand von mindestens 0,8 m einzuhalten. Es gibt auch Gerichtsurteile, die von mindestens 1,2 m oder bei stark frequentierten Gehwegen sogar von noch größerem Abstand sprechen. Wer nicht hinreichend Abstand hält, macht sich im Schadensfalle mitschuldig.
Nichtsdestotrotz muss die Stadt selbstverständlich die Gullideckel entsprechend der Vorschriften einbauen (lassen) und auch in regelmäßigen Abständen kontrollieren, ob der ordnungsgemäße Zustand noch besteht und gegebenenfalls diesen wieder herstellen. Auch dazu gibt es bereits Urteile. Sollte hier jemand mit dem Rad stürzen, müsste die Stadt mit einer Schadensersatzforderung rechnen.
Querungshilfen sollen übrigens zwei Ziele erreichen. Zum Einen eine sichere Querung für den Fuß- (teils auch Radverkehr) ermöglichen und zum Anderen den Verkehrsfluss verlangsamen. Und damit der Radverkehr im Längsverkehr (das ist der auf der Fahrbahn) nicht wie in der Hans-Driesch-Straße auf der Strecke bleibt, ist man noch an der Optimierung der Querungshilfen. In der Edvard-Grieg-Allee hat man bspw. aus dem Radfahrstreifen auf Höhe der Querungshilfe einen Schutzstreifen gemacht. Dieser ist etwas schmaler und darf auch vom Kfz-Verkehr überfahren werden. Optisch ist die Straße an der Stelle dadurch stark eingeengt, was die gefahrenen Geschwindigkeiten reduziert.
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