Allerlei Stadtmobiliar auf Leipziger Rad- und Fußwegen war schon des Öfteren Thema in der L-IZ. Als gäbe es keinen Plan, keine Tabuzonen, keine Verträge, werden auch Werbeaufsteller aller Art mitten in Verkehrsräume gestellt, auf denen selbst das Grünflächenamt gesagt bekommt: Nee, Bäume dürft ihr da nicht hinstellen. Aber Litfaßsäulen stehen da. So wie die dicke an der Zufahrt der Scheffelstraße zur Karl-Liebknecht-Straße.

Im Frühjahr war sie kurzzeitig verschwunden, weil sie für eine Leitungsbaustelle demontiert werden musste. Aber hinterher wurde sie genauso unsinnig wieder hingestellt wie zuvor. Sie nimmt nicht nur den geradeaus auf dem schmalen Radweg von Rewe kommenden Radfahrern die Sicht, die – wen sie schnell unterwegs sind – nicht sehen, ob sie auf dem, hinter der Säule verschwenkten, Radweg Fußgängern oder gar anderen Radfahrern begegnen. Denn gleich hinter der Säule ist auch noch der Überweg auf der Nordseite der Haltestelle, die früher mal als Doppelhaltestelle ausgewiesen war, im Grunde aber eine Dreifachhaltestelle ist, bei der der naheliegende Weg für Fußgänger und Radfahrer nun einmal nicht die Fußgängerampel Richtung Kreuzung ist, sondern dieser Überweg.

Der hat noch eine weitere Tücke, denn auf der Westseite der Karl-Liebknecht-Straße wurde ebenfalls eine Litfaßsäule genau so aufgestellt, dass sie Fußgängern und Radfahrern, die hier über die Straße wollen, die Sicht verstellt. Gleichzeitig sehen die anfahrenden Kraftfahrer nicht, wer hinter der Säule hervorkommen könnte.

Das sind wirklich nicht die einzigen Werbesäulen, die ganz unübersehbar verkehrsgefährdend aufgestellt wurden. Zu ein paar anderen Exemplaren dieser Art kommen wir noch.

Die Säule an der Scheffelstraße nimmt auch den Fußgängern die Sicht, die dort die Straße zur LVB-Haltestelle überqueren können. Denn sie sehen auch erst im letzten Augenblick, ob aus der Scheffelstraße noch ein Auto in die Karli prescht. Oder – was noch wesentlich gefährlicher ist – ob ein Radfahrer gleich den Radweg vorm Rewe verlässt und über die Fahrbahn weiterfährt, um hinter dem Übergang auf den Radstreifen zu kommen. Radfahrer vorn, Radfahrer hinten. Und als Steigerung gibt es oft genug auch noch Fahrzeuge, die den Weg vom einschwenkenden Radweg auf den Radstreifen auf der Straße versperren.

Schon vor über zwei Jahren wurde das Thema im Stadtrat angesprochen. Passiert ist nichts. Außer noch ein paar Unfälle.

Und was sagt der ADFC dazu?

Alexander John, Stellvertretender Vorsitzender des ADFC Leipzig

Die Radverkehrsführung stadteinwärts am Kreuz hat sich mit der Aufhebung der Radwegbenutzungspflicht leicht verbessert. Radfahrende, die bspw. aus der Bornaischen Straße kommen, können – besser sollten – auf Höhe der Haltestelle auf der Fahrbahn bleiben. Leider gibt es noch immer die rot eingefärbte Furt auf den Hochbord, sodass noch zu viele Radfahrende vor dem Rewe und an der Litfaßsäule mit Zufußgehenden in Konflikt geraten.

Die Lösung des Konfliktes könnte zunächst darin bestehen, dass die Furt auf den Hochbord und die Litfaßsäule entfernt werden. Im zweiten Schritt könnte mit der Markierung eines Radfahrstreifens der Anschluss an den bereits bestehenden zu einer deutlichen Verbesserungen für den Rad- und Fußverkehr sorgen. Hierzu müsste jedoch an der Litfaßsäule der Bordstein angepasst werden. D.h. ohne bauliche Maßnahme wird es wohl keine gänzlich zufriedenstellende Lösung geben.

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Es gibt 6 Kommentare

Nach ungefähr zehn Jahren diplomatischem und erfolglosem Mailwechsel mit dem Verkehrsamt drücke ich mich nicht mehr vorsichtig aus.

Die Verkehrsplaner in dieser Behörde leben ca. dreißig Jahre in der Vergangenheit und sollten schleunigst ausgewechselt werden.

Dein Wort in, ja wessen, Ohr? Meines Erachtens wird so was offenbar von Leuten beschlossen, die keine Ahnung haben (um es vorsichtig auszudrücken).

Ad-hoc könnte man in der Jahnallee die Brücke einspurig für Kfz machen (ist die JA ja bis zum Waldplatz auch…), dann könnte man rechts wenigstens ne Radspur anbieten… Die B187 (Lützner Straße, Jahnalle…) ist an vielen Stellen nur 1spurig pro Fahrtrichtung, da kann das nicht so schlimm sein für den Verkehr… Aber dass sich Radfahrer und Fußgänger auf 1,5m Fußweg zusammenquetschen müssen, ist nicht hinnehmbar…

Hallo Uwe, ja, das habe ich in Deinem Kommentar zu “Leipzigs gefährlichster Straße” schon gelesen. Ich fahre selbst immer nach Möglichkeit auf der Straße, aber nicht auf solchen wie der Jahnallee an dieser Stelle (zweispurige Rennstrecke), insbesondere nicht, wenn ich mein Kind hinten drauf habe. Und zumal bin ich gar nicht mal sicher, ob das da erlaubt ist. Auf dem Innenstadtring gibt es ja manchmal sogar Verbotsschilder für Fahrräder.
Das mit den Fahrradfahrern entgegen der Fahrtrichtung ist ein in Leipzig hausgemachtes Problem, da das an viel zu vielen Stellen erlaubt ist.

@David: Der dortige Zustand (schmaler Fußweg, der noch dazu von Fahrrädern benutzt werden soll und wegen der Unmöglichkeit, die Jahnallee zwischen StrBhf Angerbrücke und Sportforum [Capastraße, Palmengarten, Cottaweg] zu überqueren [mit Hochboden abgetrenntes Schottergleisbett der Straßenbahn] sogar beiderseits in beiden Richtungen (!) von Fahhrädern befahren wird) ist m. E. sowieso unhaltbar. Wie oft ich da schon Beinahezusammenstöße mit Radfahrern und Fußgängern hatte…
Das (und auch solche Gefahrenstellen, wie in obigem Artikel beschrieben) unterstreicht, was ich schon oft hier geschrieben habe: Radfahrer sind keine Untermenge der Fußgänger und Fahrräder sind keine Gehhilfen. Fahrräder sind Fahrzeuge und gehören als solche auf die Straße, gleichberechtigt mit anderen (auch motorisierten) Fahrzeugen. Wenn das nicht funktionieren sollte, weil Autofahrer damit nicht klar kommen, hilft evtl. Tempo 30 innerorts…

Das erinnert mich an die Werbetafel auf dem Fußweg an der Jahnallee zu Beginn der Zeppelinbrücke stadtauswärts. Die nimmt nicht nur Radfahrern die Sicht, sondern auch entgegenkommenden Fußgängern und steht zudem an der schmalsten Stelle vor Beginn der Brücke. Nerv!

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