Auf diesem Radweg in der Nürnberger Straße dürften viele Radfahrer eine Gänsehaut bekommen. Mit Karacho kommen sie auf der Ostseite der Nürnberger Straße den Radweg herunter. Der Radweg hat ein schönes Gefälle. Doch gerade das ist gefährlich. Denn an der Brüderstraße ist die Chance, auf einer Kühlerhaube zu landen, regelrecht mit eingebaut.

Denn bei der Neusortierung der Nürnberger Straße, bei der der mittlere Abschnitt zur Einbahnstraße wurde, haben Leipzigs Verkehrsplaner zwar in mutiger Weise den Kraftverkehr, der vom Bayrischen Platz kommt, flugs in die Brüderstraße umgeleitet. In einer rasanten Kurve geht’s hier rein Richtung Talstraße und Parkhaus. Nach ein paar Metern folgt auch noch eine Gehwegnase für die Fußgänger. Aber für Radfahrer geht es auf der Nürnberger Straße geradeaus.

Na gut, der Radweg auf der Westseite existiert eigentlich nicht, da geht es entweder rustikal mit den Kraftfahrzeugen auf der Straße oder über den Fußweg. Der Radweg beginnt erst kurz vor der Apotheke.

Die ganze Straßenraumaufteilung ist ein Provisorium, die Fußgängerinsel vor der Georg-Schumann-Schule ist auch nur provisorisch eingesetzt. Und die Pflastermaler haben wahrscheinlich keinen Gedanken groß verschwendet daran, dass die Radfahrer hier mitten durch eine aufgemalte Kurve rasen, auf der die einbiegenden Kraftfahrer erst spät mitbekommen, dass sie die Fahrschneise des geradeaus führenden Radweges schneiden. Radfahrer, die hier auf Vorfahrt beharren, haben ganz schlechte Karten.

Und was sagt der ADFC dazu?

Der stellvertretende Vorsitzende des ADFC Leipzig, Alexander John:

Es ist grundsätzlich richtig, dass man Radverkehrsanlagen durchgehend plant und auch umsetzt. Wie das allerdings mit Grundsätzen ist, kann es notwendig sein, in Ausnahmefällen oder besonderen Situationen vom Grundsatz abzuweichen. Ein solcher Fall besteht hier – zumindest sollte man sich vergegenwärtigen, dass jedes Auto, jeder LKW an der Brüderstraße nach rechts abbiegen muss, hingegen der Radverkehr auch geradeaus und nach links fahren darf.

Die Lösungen mittels Markierungen könnten so aussehen, dass der Radfahrstreifen zwischen Liebigstraße und Brüderstraße verlegt wird. Entweder links neben die Fahrspur (Variante 1) oder auf die Westseite (Variante 2). Bei erster Variante bliebe ein (fast) durchgehender Radfahrstreifen auf der Ostseite der Nürnberger Straße erhalten. Es bestünde jedoch das Problem des Kreuzens zwischen Rad- und Kfz-Verkehr.

Diese Variante würde sich daher sehr wahrscheinlich nicht durchsetzen.

Bei Variante 2 würde der Radfahrstreifen auf Höhe Brüderstraße beginnen und an den bestehenden Radfahrstreifen auf Höhe der Apotheke anschließen. Auf der Ostseite würde dann der Radverkehr in einem kurzen Abschnitt im Mischverkehr fahren. Diese Variante ist wesentlich wahrscheinlicher und bringt neben einer höheren Sicherheit für den Radverkehr noch einen anderen Effekt mit sich: Radfahrende, die heute auf der falschen Seite den Hochbordradweg in Gegenrichtung nutzen bzw. den Gehweg befahren, würden eher dazu neigen, sich regelgerecht zu verhalten.

Man käme mit Variante 2 auch der Empfehlung nach, dass bei beengten Verhältnissen der Radweg/Radfahrstreifen auf der Straßenseite angelegt werden soll, auf der es bergauf geht.

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Es gibt 2 Kommentare

Danke für den Hinweis. Hab ich geändert. Aber so ist das, wenn in Leipzig immer alles nach den selben Leuten benannt ist. Warum gibt es eigentlich keine Cicero-Schule? Oder eine Tecumseh-Schule? Irgendwie fehlt es den ganzen Benennern gehörig an Phantasie.

Herr Julke, Sie meinten bestimmt: “die Fußgängerinsel vor der Georg-Schumann-Schule”

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