"Jeden Früh fahre ich neben der Lützner Straße stadtauswärts auf dem begleitenden Radweg", schreibt uns ein Leser aus Grünau. "Gefährlich ist dabei eine Strecke zwischen Brünner Straße und Saarländer Straße. In beiden Fällen sind rechts abbiegende Autofahrer die Gefahr."

Der erste Gefahrenpunkt taucht gleich an der Brünner Straße auf, hier quert die Straßenbahn kurz vorher die Straße. “Das heißt, die Autofahrer sind zum einen davon abgelenkt und zum zweiten bemüht, von den Gleisen zu kommen. Dabei werden Radfahrer von einfahrenden Autos quasi nicht beachtet, zumal der Radweg für den Autofahrer vorher nicht sichtbar hinter den Gleisen liegt.”

Erst nach Passieren der Straßenbahngleise sehen die Autofahrer oft erst, wie Radfahrer und Fußgänger hier aus dem Winkel kommen. Verschärft wird das Ganze hier noch dadurch, dass der asphaltierte Radweg seltsamerweise auf der Innenseite liegt und der Fußweg direkt am Grünstreifen neben den Straßenbahngleisen. Die Radfahrer kommen für die Autofahrer also an einer Stelle aus der Seite, mit der sie nicht unbedingt rechnen können.

Und 200 Meter weiter ist es auch nicht besser, wie unser Leser schreibt. Hier quert der Radweg – wieder rechts vom Fußweg – im schrägen Winkel die Saarländer Straße. Hier war wohl endgültig der Pflastermaler-Azubi am Werk. Denn praktisch kreuzen sich Fuß- und Radverkehr mitten auf der Fahrbahn. Auf der Luisenbrücke liegt der Radweg wieder wie gewohnt zwischen Fahrbahn und Fußweg und der Fußweg auf der Geländerseite. Und da die Radfahrer direkt am Abbiegepunkt nicht zu sehen sind, wird’s brandgefährlich.

“An Gefahrenpunkt 2 neigen Autofahrer in vielen Fällen nicht zum Schulterblick, da man dort aber auf gerader Strecke auch als Radler sehr schnell werden kann, muss man oft wegen rechts abbiegenden Autos bremsen. Außerdem ist das nervig, dass diese blinkende orangene Warnanzeige auch blinkt obwohl Fußgänger und Radfahrer bereits wieder Rot haben. Vermutlich nimmt die deshalb kein Autofahrer ernst. – Eventuell könnte man beide Gefahrenpunkte bereits durch bessere Radwegmarkierungen entschärfen. Man könnte auch eine Fahrspur rechts entfernen und dort bereits vor der Ausfahrt den Radweg auf die Straße legen.”

Einfach ohne Temporeduzierung durchfahren sollte man jedenfalls nicht. Lieber noch mal bremsen und schauen, ob einen der abbiegende Fahrer auch wirklich wahrgenommen hat.

Was sagt der ADFC dazu?

Alexander John, Stellvertretender Vorsitzender des ADFC Leipzig

Die Radwege der Lützner Straße in Grünau sind alles andere als attraktiv mit dem Rad zu befahren. Die beiden hier beschriebenen Punkte sind nur eine kleine Auswahl der Missstände entlang der Route, die doch eigentlich eine schöne schnelle Verbindung nach Markranstädt sein könnte und gleichzeitig Teile Grünaus erschließt. Und so wird die Route im qualifizierten Netz für den Radverkehr auch folgerichtig als innergemeindliche RadHAUPTverbindung (IR III) eingeordnet. Nur kann man dort heute noch nicht zügig fahren. Neben der Ampelschaltung sind es zunächst die Beläge und die Breite der Wege, die meist gemeinsame Wegeführung mit dem Fußverkehr – und dann auch noch in 2 Richtungen – und die schlechten Übergänge an den zu querenden Straßen, die dafür sorgen, dass an zügiges und bequemes Rad fahren nicht zu denken ist.

Heilloses Kuddelmuddel - hier an der Brünner Straße: der Radweg liegt links, Fußweg rechts und einbiegende Kraftfahrer müssen bei Überqueren der Gleise höllisch aufpassen. Foto: Ralf Julke
Heilloses Kuddelmuddel – hier an der Brünner Straße: der Radweg liegt links, Fußweg rechts und einbiegende Kraftfahrer müssen beim Überqueren der Gleise höllisch aufpassen. Foto: Ralf Julke

Als sozialistisches Überbleibsel prangt auch noch immer das “Radfahren verboten” auf Höhe der Tankstelle Saarländer Straße stadtauswärts – nicht mal als wegen des Baus der Luisenbrücke fast 2 Jahre nahezu kein Auto fuhr, war das für die Verwaltung ein Grund, das Schild zu entfernen.

Hieran kann man also auch schon erkennen, dass der Radweg in einem so miserablen Zustand ist, dass ihn ohne das Radfahrverbot (VZ 254) auf der Fahrbahn wohl Viele nicht freiwillig nutzen würden.

Seit ein paar Jahren ist die Lützner zwischen Merseburger Straße und Kiewer Straße keine Bundesstraße mehr. Die B 87 ist auf die Merseburger, Schomburgk, Lyoner und Kiewer Straße verlegt worden. Die Lützner ist damit im Grunde eine völlig normale Hauptnetzstraße wie viele andere Straßen in Leipzig auch. Sie hat nicht mal eine Kfz-Verkehrsbelastung, die über vergleichbaren anderen Straßen liegt. Wirklich absurd ist es, wenn man die Situation mit dem Floßplatz vergleicht, wo Radfahrende ab dem 10. Lebensjahr auf der Fahrbahn fahren müssen, in der Lützner dürfen es nicht mal die Rennradfahrenden, zumindest nicht auf 200 m, ab der Brünner Straße ist es möglich und fährt sich auch nicht so schlecht.

Wie könnten Lösungen aussehen?

Schritt 1 wird das Entfernen des Schildes “Radfahren verboten” sein. Insbesondere diejenigen, die sich sicher auf dem Rad bewegen und zügig fahren, werden dann schon nicht mehr auf den schmalen und schlechten Wegen fahren und damit zu einer Entlastung auf dem Geh-/Radweg beitragen. Das dürfte insbesondere die (jungen) Zufußgehenden freuen, die dann nicht mehr von Rennradfahrenden bedrängt werden. Zudem spart man sich mehrere Konfliktpunkte, weil man nicht mehr von der Nordseite auf die Südseite wechseln muss. Übrigens: Wer es sich zutraut, kann auch direkt abbiegen. Hierzu muss man rechtzeitig den Hochbord verlassen und sich mit den Kfz in der Abbiegespur anstellen.

Lützner Straße stadtauswärts: Ein Schild verbietet Radfahrern das Benutzen der Fahrbahn. Foto: Alexander John / ADFC Leipzig
Lützner Straße stadtauswärts: Ein Schild verbietet Radfahrern das Benutzen der Fahrbahn. Foto: Alexander John / ADFC Leipzig

Schritt 2 ist die Nutzbarmachung des/eines Radweges auf der Nordseite (Schönauer Seite) von der Tankstelle an der Saarländer Straße bis zur Schönauer Straße – in Teilen gibt’s dort auch schon einen glatten Asphalt.

Schritt 3 ist die Verbreiterung des (nicht straßenbegleitenden) Geh-/Radweges auf durchgehend mindestens 4 m, besser 5 m, als Belag kommt durchgehend Asphalt zur Anwendung und wenn man dann noch die Ampelschaltungen entsprechend anpasst und die Straßenübergänge, dann wäre das eine attraktive schnelle Verbindung zwischen Markranstädt und Lindenau/Plagwitz bzw. Stadtzentrum – da müsste allerdings noch was in der Jahnallee passieren (insbesondere an der Zeppelinbrücke).

Perspektivisch wird man nicht umhin kommen, eine Infrastruktur zu schaffen, die auch der Netzkategorie entspricht. Für den Kfz-Verkehr geht’s schließlich auch. Da käme auch niemand auf die Idee, einen Feldweg nur per Schild zur Autobahn zu erklären, aber nichts baulich dran zu machen.

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