Im vergangenen Jahr startete der Umbau des Straßenbahnhofes in Dölitz. Das ist so weit weg aus der tagtäglichen Wahrnehmung der Leipziger, dass einige gar nicht mitbekommen haben, dass der für den Umbau geschlossene Betriebshof auch den Fahrbetrieb der Straßenbahn Linie 11 durcheinander bringt. Selbst einige Anwohner der Gleisstrecke wundern sich. Die Linksfraktion hat daraus eine Anfrage an die Verwaltung gemacht. Die L-IZ hat direkt mal bei LVB und LVV nachgefragt.
Und es bestätigt sich, was irgendwie noch seit den Baustellenterminen im vergangenen Jahr (sogar mit Verkehrsminister!) im Hinterkopf rumorte: Wenn die Linie 11 E nicht mehr im Betriebsbahnhof wenden kann, muss sich im Fahrbetrieb einiges ändern. Genau das ist auch der Fall, bestätigt LVV-Pressesprecher Peter Krutsch: “Die LVB modernisieren den Betriebshof Dölitz. Diese Investition folgt dem LVB-Liegenschaftskonzept, welches neben den zentralen Betriebshöfen in der Angerbrücke und Heiterblick, den Standort Dölitz stärken soll. Somit wird durch den funktional erweiterten Betriebshof der öffentliche Personennahverkehr in der Nord-Süd-Achse gestärkt. In den verschiedensten Veranstaltungen konnten wir die Dölitzer Bürgerinnen und Bürger über diese Pläne informieren.”
Seit Februar 2014 sind die Leipziger Verkehrsbetriebe (LVB) samt ihrer Muttergesellschaft LVV nun dabei, den Betriebshof grundlegend um- und auszubauen.
“Es war uns dabei wichtig, den Verkehr so lange wie möglich im Sinne der Anwohner aufrecht zu halten”, betont Peter Krutsch. “Dies ist jedoch aufgrund des Bauablaufes nur begrenzt möglich, da wir ein freies Baufeld brauchen, um weiter voran zu kommen. Deswegen ist es seit 13. Oktober 2014 nicht mehr möglich, das so genannte Gleisdreieck, zum Wenden der Bahnen, zu nutzen.”
Die Bahn kann hier also nicht wenden. Es gäbe also zwei Möglichkeiten: Weiterfahren bis zur Endhaltestelle in Markkleeberg-Ost und damit dort die Taktzeiten sogar verdoppeln, was aber mehr Aufwand bedeutet hätte und auch eine finanzielle Spritze des Landkreises Leipzig. Oder eben eine Verkürzung der E-Linie. Für Letzteres haben sich die Taktplaner entschieden.
Peter Krutsch: “Seitdem endet die Straßenbahnlinie 11E vorraussichtlich bis zum Frühjahr 2016 am S-Bahnhof Klemmstraße. Die Haltestellen Raschwitzer Straße, Friederikenstraße, Leinestraße und Dölitz können nur durch die Linie 11 bedient, die Montag bis Freitag tagsüber alle 20 Minuten fährt. Die Möglichkeit, die Fahrten der Linie 11E zwischen S-Bf. Connewitz und Dölitz durch einen Bus zu ersetzen, haben wir geprüft. ”
Aber die Gründe, die aus LVV- und LVB-Sicht dagegen sprechen, haben zu einem Verzicht auf die Ersatzbuslinie geführt.
“Wir erwarten, dass ein solcher Schienenersatzverkehr bei den Fahrgästen nur wenig Akzeptanz finden würde. Die meisten Fahrgäste würden sich vermutlich trotzdem auf die bis Markkleeberg durchgehenden Fahrten der Linie 11 orientieren und ihre Wege so planen, dass sie nicht am S-Bf. Connewitz umsteigen müssen. Unsere Erfahrungen in der Vergangenheit mit vergleichbaren Situationen lassen uns zu diesem Schluss kommen”, erläutert Krutsch die Gedanken, die sich die Fahrplangestalter der LVB gemacht haben. Und der zweite Grund: “Auf der anderen Seite kann ein Bus baustellenbedingt über mehrere Monate hinweg nicht, wie die Straßenbahn, auf dem kürzesten Wege verkehren. Dies bedeutete eine zeitintensive Umleitung und wäre zeitaufwändiger als das Warten auf die nächste, durchfahrende Straßenbahn. Bis Dezember war zum Beispiel die Bornaische Brücke noch für den Verkehr gesperrt.”
Die nächste Baustelle ist schon in Sicht
Die Bornaische Brücke ist zwar wieder frei. Dafür kündigt sich jetzt schon die nächste Baustelle an, die auch den Straßenbereich der Bornaischen Straße erfasst.
“Im Jahre 2015 wird dann über mehrere Sommermonate die Bornaische Straße vor dem Straßenbahnhof Dölitz in das Baufeld integriert”, schildert Krutsch schon einmal die Aussichten für die Verkehrsteilnehmer in Dölitz. “Die Straßenbahnlinie 11 wird also im Bereich Dölitz im Laufe des Jahres 2015 ausgebaut. Dabei entstehen auch barrierefreie Haltestellen vor dem Betriebshof. Die Straßenbahnlinie 11 fährt in dieser Zeit eingleisig, das heißt der eingleisige Streckenabschnitt zwischen Markkleeberg und Dölitz verlängert sich um mehrere hundert Meter. Der Bus könnte während dieser Bauphase den Endpunkt Dölitz überhaupt nicht erreichen und müsste mangels anderer Wendemöglichkeiten über den Goethesteig nach Markkleeberg-West oder über die Leinestraße in Richtung Wachau umgeleitet werden.”
Das Ergebnis, so Krutsch, war dann recht nahe liegend: “In der Abwägung von Aufwand und Nutzen haben wir entschieden, keinen Schienenersatzverkehr für die eingekürzte Linie 11E anzubieten.”
Aber die L-IZ hatte auch mal nachgefragt, ob die Fahrbedingungen auf den beiden Linien nach Markkleeberg nicht sogar verbessert werden könnten. Immerhin führen beide recht nah an zwei der wichtigsten Seen im Leipziger Neuseenland heran – die Linie 9 an den Cospudener See, die Linie 11 an den Markkleeberger See. Für die Linie 11 wurde ja im Markkleeberger Stadtrat schon sehr heftig um die Finanzierung einer Verlängerung der Strecke von der jetzigen Endhaltestelle am Schillerplatz bis zum Parkplatz am Markkleeberger See diskutiert. Doch die Stadtverordneten von Markkleeberg konnten sich nicht durchringen, tatsächlich mal Nägel mit Köpfen zu machen, obwohl sie vorher zwei Jahre über die wilde Parksituation vor allem in Nähe des Cospudener Sees diskutiert hatten. “Bezüglich der Linie 11 gab es im Jahr 2013 unsererseits den Vorschlag, diese von der bisherigen Endstelle zum Markkleeberger See/Seepromenade (ca. 500m) zu verlängern. Dieser Vorschlag wurde vom Stadtrat Markkleeberg aber abgelehnt”, bedauert Krutsch.
Bedauerlich ist die Entscheidung auch, weil gleichzeitig in den diversen Gremien des Leipziger Neuseenlands immer wieder von einer besseren Erschließung der Seenlandschaft durch den ÖPNV geträumt wird. Das würde auch viele Menschen, die jetzt versuchen, mit dem Auto in Seenähe zu kommen, dazu bewegen, auch mal die Straßenbahn zu nutzen.
Doch da scheinen selbst in der Politik richtige Mauern eingezogen im Denken – eine umweltfreundliche Erschließung wird wie ein (unbezahlbarer) Traum behandelt, die Folgen im Autoverkehr dann aber wie eine göttliche Fügung.
Eher geht man mit dem Taschenrechner vor und rechnet aus, ob man sich eine Straßenbahnanbindung noch leisten will. Was nun seit ein paar Jahren das Damoklesschwert über die Linie 9 gehängt hat. Peter Krutsch: “Derzeit gibt es bei den LVB keine Überlegungen, das Fahren zu den Endstellen der Linien 9 und 11 umzugestalten, denn bezüglich der Linie 9 entscheidet der Landkreis voraussichtlich im Frühjahr, was mit dieser Linie geschehen soll.”
Sollte die Linie 9 auf dem Ast von Connewitz nach Markkleeberg-West eingestellt werden, ist eine Buslinie als Ersatz im Gespräch.
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