Erneut stehen bis zum heutigen Tage die Zeichen auf Streik bei der Deutschen Bahn. Ob und in welchem Umfang durch die GDL gestreikt werden könnte, ist aktuell unklar. Derzeit sitzt man zusammen und spricht miteinander, vielleicht kann dieses Mal der Streik abgewendet werden. Bei jedem Streik wurde in der Vergangenheit massiv über den GDL-Chef Claus Weselsky und die Fahrgäste berichtet. Die L-IZ fragte zur Abwechslung mal einen Lokführer, wie er die zurückliegenden Ereignisse sieht. Aus arbeitsrechtlichen Gründen möchte dieser anonym bleiben.
Sie sind seit 2008 Lokführer, in der GDL organisiert und erneut könnten auch Sie in den nächsten Streik eingebunden sein. Was genau verbinden Sie persönlich für Hoffnungen mit dieser neuen Tarifrunde zwischen Bahn und GDL?
Ich hoffe ja noch, bevor es wieder zu Streikmaßnahmen kommt, dass der Arbeitgeber sich auf seine Aussagen vom Dezember 2014 besinnt und endlich wieder über Inhalte verhandelt. Wir organisierten Lokführer werden immer so dargestellt, dass wir gerne streiken. Dem ist nicht so! Es bedeutet immer Konfrontation mit Reisenden, Aussperrung des Arbeitgebers und hinzu kommt auch der Verdienstausfall.
Oft wird ja über die Ziele der GDL spekuliert. Welches Ziel vertreten und unterstützen Sie als Zugführer im Regionalverkehr der Deutschen Bahn mit Ihrer Bereitschaft zum Streik?
Gültigkeit des Bundesrahmen Tarifvertrag Fachpersonal (BuRaFa) für das ganze Zugpersonal, Verbesserung der Arbeitszeitregelung und die Forderung nach einer Begrenzung der Überstunden auf maximal 50 Stunden im Jahr. Diese Begrenzung zwingt den Arbeitgeber, neue Mitarbeiter einzustellen und nicht die Überstunden von den Kollegen zurückzukaufen oder dann in Freizeit schicken, wenn es dem Disponenten in den Kram passt. Dies schafft auch neue Arbeitplätze.
Wie sind Ihre persönlichen Erfahrungen mit Fahrgästen während der Streiks? Haben diese in der Mehrheit verstanden, worum es auch Ihnen geht?
Die Kunden sind meistens verärgert, was eigentlich nicht am Streik, sondern eher an der schlechten Informationspolitik der Medien und unseres Unternehmens liegt (wo wir selber drunter zu leiden haben). Sucht man mit diesen Menschen das Gespräch und erklärt Ihnen die Beweggründe aus Mitarbeitersicht, lassen sich viele Unklarheiten aus der Welt schaffen.
Wie nehmen Sie als betroffener Lokführer die Medien, insbesondere BILD und Focus wahr, wenn diese über den Streik berichten?
Ich denke mal, dass sich die Frage auf die Artikel über Claus Weselsky dieser besagten Zeitschriften bezieht. Die sind mir geläufig und treiben mir immer wieder den Schaum vor den Mund. Beim Fall Wulff hat man Besserung geschworen, um hier wieder in Konrad-Adenauer-Manier (was interessiert mich das dumme Geschwätz von gestern) auf niederträchtigste Weise zu einem Spießroutenlauf aufzurufen.
So was geht gar nicht, was besagte Blätter da gedruckt haben.
Wie sehen Sie das persönliche Wirken von Claus Weselsky in dieser Tarifauseinandersetzung?
Es ist gut, dass es Menschen gibt, die einen Arsch in der Hose haben und nicht bestechlich sind, wie für mich ein Norbert Hansen von der ehemaligen Transnet (die Vorläufergewerkschaft der Bahn, d. Red.).
Wie sehen Sie derzeit nach Ihren Informationen das Verhalten/die Strategie Ihres Arbeitgebers bei der Deutschen Bahn?
Sehr enttäuschend und verwirrend, nach dem Zugeständnis vom letzten Jahr. Man war doch auf einem guten gemeinsamen Weg. Dass der Arbeitgeber dann wieder mit der Frage anfängt, für wen jetzt dieser Tarifvertrag gelten soll, ist mir zu hoch.
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