Die Bahn leidet unter der heftigen Konkurrenz der Fernbusse. Und nicht nur die Bahn, auch die privaten Anbieter, die auf der Schiene das Niedrigpreisniveau der Fernbusse nicht mithalten können. Seit zwei Jahren und unberührt von ersten Marktaussteigern liefern sich Fernbusunternehmen einen massiven Preiskampf. Wie eine Langzeitauswertung des IGES Instituts zeigt, sanken die durchschnittlichen Kilometernormalpreise je Fahrgast seit der Marktöffnung im Januar 2013 um rund 14 Prozent.

Dennoch haben Fernbusanbieter ein umfangreiches Fernstreckennetz aufgebaut und sind spürbare Konkurrenten zur Bahn geworden.

Kostete Buskunden der Kilometer Anfang 2013 noch 10 Cent, sind es aktuell 8,6 Cent. Um fünf Prozent sanken die durchschnittlichen Angebotskilometerpreise auf derzeit knapp vier Cent. „Dieser Abwärtstrend wird bald stoppen. Wir sehen zunehmend einzelne Anbieter, die mäßig stark die Preise erhöhen”, erläuterte Christoph Gipp, Leiter des Bereichs Mobilität am IGES Institut die Entwicklung zu Jahresende – und sieht für 2014 eine Fortsetzung des Kampfes um die Anteile am Markt.

Die wachsenden Fahrgastzahlen der Fernbusse setzen die Bahn weiter unter Druck. So wuchs die Zahl der Fahrgäste allein in 2013 um 226 Prozent auf gut 8 Millionen. Für das Jahr 2014 rechnet Verkehrsexperte Gipp mit 15 bis 20 Millionen Buskunden. „Bemerkenswert ist die vom statistischen Bundesamt veröffentlichte Auslastung der Fernbusse von durchschnittlich 55 Prozent. Bei der Bahn liegt diese bei knapp 48 Prozent.“

Ursachen dieses rasanten Wachstums sind nicht nur die deutlich günstigeren Ticketpreise, sondern auch das umfassende Streckenangebot im Fernverkehr. Busse vernetzen nicht nur Metropolen, sondern binden auch die Fläche an – vor allem dort, wo die Bahn mangels Wirtschaftlichkeit nicht mehr oder seltener fährt. „Bahn und Fernbus können sich damit zu einem sinnvollen Gesamtsystem ergänzen. Ein fairer Wettbewerb ist dazu erforderlich, der faire verkehrspolitische Randbedingungen voraussetzt. Leider werden die Diskussionen dazu derzeit eher emotional statt sachlich geführt“, sagt Gipp.

Der hohe Wettbewerbsdruck der Fernbusse werde dabei mittelfristig zu einer Marktkonzentration führen, an deren Ende drei bis vier große Player dominieren, erläutert Gipp. „Paradoxerweise ähneln sich beim Thema Marktanpassung Bus und Bahn, denn beide müssen ihre Strategien justieren, um in der Konkurrenz um Kunden attraktiver zu werden oder zu bleiben.“ Derzeitige Optionen der Busse sind neben Preisanpassungen und Linienveränderungen vor allem Differenzierungen der Angebote und Services. Die Etablierung der Nacht- und Auslandsangebote sind dafür die ersten und nicht die letzten Beispiele.

Insgesamt hat sich das Fernbuslinienangebot auf 249 Linien erhöht und damit gut vervierfacht. Rund 7.100 wöchentliche Fahrten werden angeboten. 28 Fernlinien-Betreiber bewegen sich am Markt. Eingependelt haben sich in den vergangenen zwei Jahren die Marktanteile der Topanbieter. Gemessen an Fahrplankilometern bleibt weiter das Unternehmen MeinFernbus mit einem Marktanteil von 46 Prozent an der Spitze, gefolgt von Flixbus (29 Prozent), den Busmarken der Deutschen Bahn BerlinLinienBus und IC Bus (10 Prozent) sowie dem ADAC Postbus (8 Prozent).

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