Mit dem Fahrplanwechsel 2014/2015 bieten die Leipziger Verkehrsbetriebe keine gedruckten Fahrplanbücher mehr an. Diese wurden sonst immer ab Anfang Dezember verkauft bzw. an Abo-Kunden gegen Vorlage ihrer Abo-Kundenkarte kostenlos weitergegeben. Doch nun ist alles anders. Warum gibt es die Fahrplanbücher nicht mehr? Wir haben bei der LVB nachgefragt.
Die LVZ schrieb am vergangenen Wochenende unter der Überschrift “LVB streichen Fahrplanbücher – Nachfrage ging seit Jahren zurück” über eine erboste 73-jährige Leipzigerin, die ohne die gedruckten Fahrplanbücher nun ihre Anschlüsse nicht mehr planen könne. Man zahle doch nun wirklich genug für die Tickets, da “muss doch das Drucken dieser Bücher möglich sein.”
Zugegeben: Dem dem einen oder anderen (älteren) Leipziger wird es vielleicht schwer fallen, in Zukunft auf sein gewohntes Fahrplanbuch zu verzichten. Nachvollziehbar also, dass es aus dem Kreise der Fahrgäste die berechtigte Frage gibt, warum es ab diesem Jahr dieses Druckerzeugnis aus dem Hause LVB nicht mehr geben soll.
Einige Stadträte sprangen auf die Meldung der LVZ an und meinten, nun nach Robin Hoodscher Art für die Rechte der armen, fahrplanlos zurückgelassenen Fahrgäste kämpfen zu müssen.
Katharina Krefft, Fraktionsvorsitzende der Leipziger Grünen, erklärte am 02. Dezember in einer Pressemitteilung mit dem Titel “Fahrplanbücher der LVB als wichtigen Teil des barrierefreien Informationszuganges erhalten!”: “Nicht nur viele ältere Menschen, auch Menschen mit Behinderungen sind noch nicht im digitalen Zeitalter angekommen, daher erscheint die Einsparung unangemessen. Gleichzeitig sind sie auf die Fahrplanbücher und auch die Linienflyer angewiesen und würden es als alltagsbeschwerenden Verlust auffassen, sollte es an dieser Stelle zur Einstellung des Angebotes kommen.”
Konrad Riedel, CDU-Stadtrat und gleichzeitig Vorsitzender der Senioren-Union Leipzig, warf der LVB in der Überschrift seiner Presseinformation vom 04. Dezember gleich mal vor, sie hätten “Mit gedrucktem Fahrplan auch Kundenservice abgeschafft”. Wohl der Tatsache geschuldet, dass auch er im Eifer des Gefechts die im LVZ-Artikel genannten Informationen von LVB-Pressesprecher Marc Backhaus nicht genau gelesen hatte oder zumindest anders auslegte, schrieb er: “Das vollständige Aus für gedruckte Fahrpläne im LVB-Verkehrsgebiet ist in den Augen der Leipziger Senioren-Union eine Fehlentscheidung”.
Konrad Riedel sieht hier durch “eine Zwangsverpflichtung zu technischen Voraussetzungen bei Fahrgästen, um der Pflicht zur Fahrgastinformation nachzukommen,” sogar “eine Diskriminierung”. Und kritisiert: “Ganz abgesehen von der nicht barrierefreien, weil nur mit vielen Mausklicks möglichen, Fahrplaninformation im Internetauftritt der LVB. Selbst jüngere Vielfahrer vermissen den gedruckten Fahrplan, weil sie im gedruckten Heft ihre Verbindungen schneller finden als “online”. Die Leipziger Senioren-Union kritisiert die ohne Sinn und Verstand verfügte Einschränkung der LVB energisch und tut das also nicht nur im Interesse von Senioren.”
Beiden Presse-Informationen ist gleich, dass die Absender irrtümlich davon ausgehen, dass es in Zukunft überhaupt keine gedruckten Fahrplaninformationen der LVB mehr geben würde oder dass Fahrplaninformationen jetzt nur noch im Internet oder per komplizierter Handy- und Computertechnik zu haben sind. Und dass damit die Älteren ausgeschlossen werden.
Was aber nicht stimmt. Wir haben in der Pressestelle der LVB nachgefragt und von Pressesprecher Marc Backhaus per Mail die folgenden Antworten erhalten, die nochmals die Begründungen für die Entscheidung zusammenfassen:
Warum werden keine Fahrplanbücher mehr gedruckt?
Die LVB reagieren damit auf die veränderten und rasant wechselnden Rahmenbedingungen bei der medialen Nutzung. Wir legen Wert auf ein ausgewogenes Verhältnis von Aufwand und Nutzen. Dabei liegen wir in einem allgemeinen Trend: Auch die Deutsche Bahn und die Kollegen aus Halle bieten inzwischen solche Publikationen nicht mehr an. Die Nachfrage geht seit Jahren zurück, trotz angepasster Auflagenhöhe mussten im letzten Jahr 10.000 Exemplare eingestampft werden. Dieser Entwicklung müssen wir sowohl aus ökologischen als auch wirtschaftlichen Gründen folgen, da eine geringere Auflage dem notwendigen Aufwand nicht entsprechen würde.
Bei Manchen ist durch die Meldung der Eindruck entstanden, dass es nun gar keine gedruckten Fahrpläne mehr geben soll. Stimmt dies?
Nein. Lediglich die Fahrplanbücher werden nicht mehr gedruckt. Als Alternative gibt es nach wie vor unsere Linienflyer, die bei den Fahrgästen sehr beliebt sind. Darin findet man die detaillierte Linienführung, die Strecken sowie wichtige Ziele in Leipzig und Umgebung. Viele Kundinnen und Kunden entscheiden sich heute lieber für ihren individuellen Linienflyer. Allein 2014 haben wir 700.000 Exemplare produziert. Diese können viel leichter als ein ganzes Buch ständig aktualisiert, angepasst und dem Bedarf entsprechend nachgedruckt werden und sind deshalb viel aktueller als ein Fahrplanbuch.
Die Fahrgäste haben die Möglichkeit, im Service-Center am Wilhelm-Leuschner-Platz oder im Mobilitätszentrum am Hauptbahnhof ihre persönlichen Linienflyer zusammen zu stellen. Dafür erhalten sie zum Fahrplanwechsel von unseren Mitarbeitern praktische Mappen zur Aufbewahrung. So muss man nicht immer ein ganzes Buch mit allen Linien mit sich rumtragen, die die meisten gar nicht brauchen, sondern man stellt sich sein Fahrplanbuch mit den Linien individuell zusammen, die man in der Praxis wirklich nutzt. Bei Fragen wenden sich Kunden am besten an unsere Mitarbeiter. Bei weiteren Fragen stehen wir Kunden auch per Mail an info@lvb.de oder am Servicetelefon zur Verfügung.
Welche Informationsmöglichkeiten und Alternativen gibt es sonst noch?
Für alle Smartphone-Nutzer bieten wir mit der kostenlosen Handy-App easy.GO eine zeitgemäße Möglichkeit an, sich über Fahrpläne und aktuelle Ankunftszeiten zu informieren. Dies wird nachweislich von allen Bevölkerungs- und Altersgruppen immer stärker genutzt: Knapp 93.000 Downloads, weit über 140.000 Fahrplan- und Verbindungsauskünfte jede Woche und rund 400.000 über die App verkaufte Nahverkehrstickets im Jahr sprechen für diese Erfolgsgeschichte.
Komfortable Lösungen für umfassende und aktuelle Informationen bietet natürlich auch unser Internetauftritt. Diese Aktualität kann ein gedruckter Fahrplan niemals liefern. Jeden Tag nutzen etwa 20.000 Kunden die Fahrplanauskunft im Internet. Dort hat man, wenn man es möchte, auch die Möglichkeit, sich seinen Fahrplan oder den Haltestellenplan mit den Abfahrtzeiten für die gewünschte Haltestelle auszudrucken.
Die LVB-Seite mit den Fahrplaninformationen: www.lvb.de/fahrplan
Die Meldung der Grünen: www.gruene-fraktion-leipzig.de/index.php?id=441&no_cache=1&tx_ttnews[tt_news]=915&cHash=e9b9c77553fe4e2e1f48bc3c299b17fd
Die Meldung der Leipziger CDU / Leipziger Senioren-Union: www.cdu-leipzig.de/cdu-in-aktion/view/items/mit-gedrucktem-fahrplan-auch-kundenservice-abgeschafft-964
Beispiel-Flyer (Linie 15) zum Anschauen.
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