Das mitteldeutsche S-Bahn-Netz und damit auch der City-Tunnel haben Geburtstag. Gefeiert wird viel, kritisiert jedoch auch, stellt der ADFC Leipzig fest, der schon seit Monaten die überfüllten S-Bahnen auf der Strecke nach Halle kritisiert. Während derzeit vor allem die Überlastung der Züge auf stark frequentierten Strecken und die generell knappe Wagenkalkulation im Mittelpunkt stehen, durch die auch die Fahrradmitnahme erheblich behindert wird, hat sich der ADFC auch mal das infrastrukturelle Umfeld an den S-Bahnstationen angesehen.
Schwerpunkte der Besichtigungen waren vor allem Fragen nach Zufahrten und Abstellanlagen.
“Das Potential des S-Bahnnetzes kann momentan noch nicht vollständig ausgeschöpft werden. Es gibt noch zu viele Barrieren, um das Milliardenprojekt problemlos zu nutzen,” zieht Dr. Christoph Waack, Vorsitzender des ADFC Leipzig, ein erstes Fazit.
Untersucht wurden zwei Aspekte. Der eine – der eng verquickt ist mit der von der Stadtverwaltung beworbenen Multi-Modalität der Verkehrsarten: Wie sind die Zufahrten zu den Haltepunkten gestaltet, findet man barrierefreie Zugänge schnell, gibt es ausreichend Fahrstühle, kommen Reisende mit Fahrrad (ebenso mit Rollstuhl, Kinderwagen oder Großgepäck) gut an den Bahnsteig?
Der zweite: Sind ausreichende, sichere und gut gelegene Abstellanlagen für Fahrräder vorhanden?Das Ergebnis der insgesamt zwanzig vom ADFC begutachteten S-Bahn-Stationen (mit Ausnahme der Station Hauptbahnhof), die als netzergänzende Maßnahme neu- oder umgebaut wurden, zeigt sich aus ADFC-Sicht durchwachsen. Größtes Manko fast aller S-Bahn-Stationen sei die Beschilderung. Ortsunkundige würden viele Stationen nur schwer finden, da die Hinweisschilder meist zu klein und vor allem im Dunkeln oft schwierig zu erkennen sind.
An einigen Stationen fehlen Rampen für einen ebenerdigen Zugang (Anger-Crottendorf, Engelsdorf), obwohl diese zum Teil baulich möglich wären, oder sie sind nicht für den Radverkehr freigeben (Leipzig MDR). Schlecht erkennbar sind die Zuwege an den Haltepunkten Connewitz, Lindenau und Leipzig Nord. Zusätzliche Rampen mögen kostenintensive Maßnahmen seien, stellt der ADFC fest, garantieren aber einen barrierefreien Zugang alternativ zu Fahrstühlen, die mitunter auch ausfallen oder in den Stoßzeiten bereits vielfach belegt sind. Auch hinsichtlich der Sicherheit bieten Rampen zusätzliche barrierefreie Flucht- und Rettungswege.
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Abstellanlagen für Fahrräder fehlen gänzlich in Markkleeberg Nord und in der Slevogtstraße. An weiteren Stationen ist nur je einer von zwei Zugängen bzw. Bahnsteigen mit Fahrradabstellanlagen ausgestattet (Wilhelm-Leuschner-Platz, Bayerischer Bahnhof, Engelsdorf, Plagwitz). Schlecht platziert sind die Abstellanlagen vor allem in Connewitz und am MDR – dort wird daher viel ‘wild’ geparkt. Vor allem Probleme bei den Abstellanlagen sollten sich kurz- und mittelfristig durch zusätzliche Leipziger Bügel lösen lassen, schlägt der Verein vor. Wichtig hierbei sei die Nähe zu den Eingängen der Haltepunkte, damit die Bügel genutzt werden und der Zugang nicht durch unsachgemäß abgestellte Räder behindert wird.
Dr. Christoph Waack dazu: “Der Umweltverbund ist durch die neue S-Bahn in Leipzig gestärkt worden. Wir freuen uns darüber, dass bereits nach einem Jahr 55.000 Fahrgäste täglich mit der S-Bahn fahren. Für die bessere Verknüpfung von Radverkehr und S-Bahn sind jedoch an etlichen Stationen noch erhebliche Nachbesserungen bei den Radabstellanlagen und der Zugänglichkeit zu den Bahnsteigen vorzunehmen.”
Direkt zur Untersuchung: www.adfc-leipzig.de/sites/adfc-leipzig.de/files/studien-und-stellungnahmen/2014/2014-12-19_s-bahnstationen_final.pdf
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