100 Stunden oder fünf volle Tage wird es dieses Mal gehen, wenn ab Mittwoch, 5. November, 15 Uhr der Ausstand im Güterzugverkehr startet. Und ab Donnerstagmorgen 2 Uhr auch der Personenverkehr hinzu kommt. Bis zum Montag, 10. November, 4 Uhr Morgens hat heute die Lokomotivführergewerkschaft GDL den längsten Bahnstreik der bundesdeutschen Geschichte angekündigt. Die Auswirkungen bereits der vergangenen fünf Streiks der Gewerkschaft dürften längst in die Millionen gehen. Doch die Hauptfrage bleibt der Streit zwischen GDL, EVG und Deutscher Bahn. Lösen kann es eigentlich nur der Letztgenannte.

Noch am Morgen des 4. November gab GDL-Gewerkschaftsführer Claus Weselsky ein denkwürdiges Interview im Deutschlandradio. Da standen die Zeichen längst auf Sturm, der Streik war bereits beschlossen, der Zeitpunkt noch nicht. Darin schilderte Weselsky die Lage aus Sicht seiner Gewerkschaft. So streike man nicht gegen eine andere Gewerkschaft (also die EVG), wie gern behauptet würde, sondern gegen die Deutsche Bahn. Die entsprechenden Mitglieder auch unter dem Begleitpersonal habe man längst in den eigenen Reihen – genug, um für diese mitverhandeln zu können. Dies hatte die Bahn bislang in allen Verhandlungsrunden zu verhindern gesucht.

Claus Weselsky gegenüber Deutschlandradio: “Wir reden nicht darüber, dass die GDL Mitglieder macht und die andere Gewerkschaft hier bekämpft, sondern wir reden darüber, dass sie 30 Prozent Zugbegleiter und 80 Prozent Lokführer hat und dass im Wettbewerbsmarkt von Eisenbahn-Verkehrsunternehmen andere Tarifvertragsstrukturen notwendig sind als in der Eisenbahn-Infrastruktur.” Und genau da liegt der eigentliche Streitpunkt, welcher nun zum nächsten Ausstand führte. Wo die GDL sich hier für den in Konkurrenz stehenden Teil der Bahn, also nicht dem staatlichen Monopol Schienen- sondern dem Beförderungsbereich zuständig fühlt, versucht offenbar die Bahn ein Zusammengehen der GDL mit der EVG zu erzwingen.
Bislang ohne Erfolg, weshalb man bereits auf die Politik schielt. Denn in den geforderten Arbeitsszeitverkürzungen und den Lohnanhebungen um 5 Prozent könnte man sich offenbar einigen – bei der Zuständigkeit nicht. Für Weselsky nur der Abschluss einer größeren gewerkschaftlichen Reform seit 2010 nach der Privatisierung der Bahn im Zugverkehr. Jetzt gehe es für die GDL an die Vollendung einer Tarifstruktur und dieses Tarifvertragswerkes, weil die Zugbegleiter wie auch die Lokführer im Wettbewerb stehen.

Bei den Mitarbeitern auf den Stellwerken und den Mitarbeitern auf den Bahnhöfen sei dies anders. Hier herrsche nach wie vor das Infrastrukturmonopol der Bahn. Entsprechend höher ist also auch der Anteil der Beamten und der für Streiks wichtige “Organisationsgrad” bei der EVG dürfte geringer ausfallen. Die GDL ist somit die schlagkräftigere der beiden Gewerkschaften, wie die zurückliegenden Streiks bereits zeigten. Besonders Ostdeutschland ist dabei betroffen – hier ist der Anteil der Beamten innerhalb der Bahnmitarbeiter am geringsten.

Der Deutschen Bahn bleibt derzeit nur, entweder ein neues Angebot nach der geplatzten Tarifrunde am 31. Oktober 2014 vorzulegen oder erneut einen Notfahrplan einzurichten. Aktuell steht bei der Bahn zu lesen: “Streikankündigung der GDL, Streik im Güterverkehr ab morgen Mittag 15 Uhr – im Personenverkehr ab Donnerstag Morgen 2 Uhr bis Montag 4 Uhr.”

Weitere Informationen für Reisende werden unter www.bahn.de sicher bald folgen.

Die Seite der GDL ist zwischenzeitlich unter der hohen Nachfrage zusammengebrochen und nur zeitweise erreichbar.

Zum Interview (Audio & Text) mit Claus Weselsky im Deutschlandradio vom 4. 11. 2014
www.deutschlandfunk.de/gdl-streiks-wir-sind-in-die-naehe-von-terroristen-gestellt.694.de.html

Zur Seite der GDL im Netz
www.gdl.de

Der Vertragsentwurf aus der letzten Verhandlungsrunde im Netz

http://uploads.gdl.de/Aktuell-2014/Pressemitteilung-1415026103.pdf

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