Blindenleitstreifen, da und dort ein "Fahrgastanzeiger", der Abfahrtszeiten vorliest, es gibt schon die ersten Ansätze, mit denen die Leipziger Verkehrsbetriebe (LVB) GmbH auch sehbehinderten Fahrgästen das Mitfahren etwas leichter machen. Nun soll ein weiteres Projekt den Zustieg erleichtern: Vier Straßenbahnen wollen die LVB ab Montag, 3. November, im Pilotbetrieb einsetzen, um das neue rechnergestützte Betriebsleitsystem (RBL) ausführlich zu testen.
Das erste Fahrzeug wird am 3. November im Liniendienst eingesetzt. In Kürze werden auch Busse in diesen Test eingebunden, kündigen die LVB an. Wesentlicher Bestandteil des neuen RBL ist ein Blindeninformationssystem, welches Blinden, Sehbehinderten und anderen, in ihrer Mobilität beeinträchtigten Menschen, die Nutzung von Bus und Bahn erleichtern soll.
Und so soll’s funktionieren: Die Busse und Bahnen halten mit der ersten Tür am Blinden-Aufstellfeld. Mit der Freigabe der Türen durch den Fahrer ertönen über die Außenlautsprecher der ersten und zweiten Tür des jeweiligen Fahrzeuges die Liniennummer und das Fahrtziel automatisch. Von 20 Uhr bis 7 Uhr, der verkehrs- und lärmärmeren Zeit, wird die Lautstärke der Ansagen reduziert, um Anwohner nicht zu stören.
Das Vorbild für das in Leipzig zum Einsatz kommende System stammt aus Kassel. Nach intensiven Gesprächen mit dem Blinden- und Sehschwachenverband, dem Behindertenverband, dem Behindertenbeirat der Stadt Leipzig, dem Fahrgastbeirat sowie weiteren Institutionen entschieden sich die LVB-Geschäftsführung und die Projektverantwortlichen für dieses System. Diese Funktionsweise wurde gewählt, weil die Information den Blinden, Sehbehindernden und anderen angewiesenen Personen flächendeckend ohne aktive Handlung zur Verfügung gestellt werden kann. Es werden keine extra Geräte benötigt, auch kein Smartphone o. ä. Selbst Besucher aus anderen Städten können die Informationen nutzen.
Besonders der Blinden- und Sehschwachenverband Sachsen e. V. (BSVS) beteiligte sich intensiv an der Umsetzung.
Christiane Mertens, Vorsitzende der Kreisorganisation Leipzig-Stadt des BSVS, Sprecherin des Fahrgastbeirates und selbst Betroffene betont: “Mit dem neuen Blindeninformationssystem wird sich der Komfort für Blinde und sehbehinderte Fahrgäste hörbar verbessern. Die Betroffenen profitieren von mehr selbstbestimmter Mobilität und damit auch von einem Stück mehr Lebensqualität. Dafür und für die gute Zusammenarbeit möchten wir den Leipziger Verkehrsbetrieben und den anderen beteiligten Institutionen danken.”
Das Rechnergestützte Betriebsleitsystem (RBL) der LVB soll dann bis 2015 umfassend erneuert und erweitert werden. Damit könne unter anderem die Beförderungs- und Informationsqualität für Fahrgäste wesentlich erhöht werden, betonen die LVB. Die Busse des Regionalverkehrs werden dann erstmals in das RBL der LVB eingebunden sein und übertragen mittels des integrierten Bordrechners ihre Standortposition an das Leitsystem. Damit können dann die Ist-Ankunftszeiten an die Haltestellenanzeiger bzw. Reiseinformationssysteme, z. B. easy.GO, übertragen werden. Weiterfahrmöglichkeiten und Störungsinformationen werden in Echtzeit an die Fahrzeuge übermittelt und auf dem Bordrechner sowie, wo vorhanden, auf dem linken Bildschirm des Fahrgast-TV angezeigt. Die Stadt- und Regionalbusse erhalten zudem neue Fahrscheindrucker.
Aktuell werden 16 Musterfahrzeuge mit den neuen RBL-Komponenten ausgestattet und Stück für Stück in Betrieb genommen. Die Hard- und Software für die Leitstelle wurde installiert und das neue digitale Betriebsfunknetz aufgebaut.
Der Freistaat Sachsen stellt für das Vorhaben Fördermittel aus dem Europäischen Fond für regionale Entwicklung (EFRE) zur Verfügung.
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