Vor ein paar Jahren gab es so eine Serie über allerlei dramatische Unfälle auf Landstraßen. Irgendjemandem war aufgefallen, dass es in ländlichen Räumen deutlich mehr tödliche Unfälle wegen überhöhter Geschwindigkeit gab, die mit einem demolierten Fahrzeug an einem Straßenbaum endeten. Da kamen sogar Forderungen auf, die Alleen baumfrei zu machen. Das ist so in Sachsen nicht gekommen. Dafür weiß man jetzt endlich, wie viele Alleebäume es gibt.

Zumindest, was Bundes- und Staatsstraßen betrifft. An Gemeindestraßen wird es noch mehr geben. Und bis man wirklich erfasst, in welchem Zustand sie alle sind, werden noch ein paar Jahre vergehen. Das liegt auch an der statistischen Erfassung, die auf Kommunalebene praktisch fehlt. Auch die Kreisfreien Städte scheinen keine Zahlen zu den Alleen auf ihrem Gebiet zu haben.

Die sächsische Straßenverwaltung hat es da etwas einfacher. Sie hat auch schon vor dieser 2010 aufflammenden Debatte um die mordsgefährlichen Alleen alle Bäume an den von ihr verwalteten Bundes- und Staatsstraßen erfasst. 2010, so erklärt nun Verkehrsminister Sven Morlok (FDP) auf Nachfrage der Grünen-Landtagsabgeordneten Gisela Kallenbach, begann man, die erfassten Bäume schrittweise auch den vorhandenen Alleen zuzuordnen. Danach stehen rund 13.000 Bäume an Bundesstraßen und rund 23.000 Bäume an Staatsstraßen in einer Allee. Dabei zeigt sich, dass der Landkreis Nordsachsen der alleenreichste Landkreis in ganz Sachsen ist mit rund 4.500 Alleebäumen an Bundesstraßen und rund 4.400 an Staatsstraßen. Das Alarmierende freilich: Sowohl an Bundes- wie auch an Staatsstraßen ging die Zahl der Alleebäume von 2011 bis 2013 zurück. Bei Bundesstraßen fast flächendeckend in allen Landkreisen.

Da wirken auch die Pflanzungen von 400 neuen Bäumen an Bundesstraßen und rund 1.000 Bäumen an Staatsstraßen eher wie ein schwacher Versuch, den Baumverlust zu bremsen. Tatsächlich steht für die zwei Jahre ein Gesamtverlust von 486 Alleebäumen da. Den gepflanzten rund 1.400 Bäumen stand eine gefällte Anzahl von rund 1.800 Bäumen gegenüber.

Bei Um- und Ausbauvorhaben werde auch auf die Erhaltung und Erneuerung des Baumbestandes geachtet betont der Verkehrsminister. Ein Schwerpunkt liege künftig auf der Jungbaumpflege. Denn Alleen sind ja nicht nur ein ästhetisches Moment, weil sie in Sachsens weiten Landschaften so schön aussehen. Sie sind auch wesentlicher Teil des Umweltschutzes. Dass die Straßen dann trotzdem zum Rasen benutzt werden, kann auch der Verkehrsminister nicht verhindern.

Die Bäume stehen dann zwar meistens im Weg, wenn die Autofahrer mit überhöhter Geschwindigkeit von der Fahrbahn abkommen. Aber auch aus der Einschätzung der Kraftfahrer selbst sind es nicht die Bäume, die für Gefahren sorgen, sondern eher Kurven, schmale Straßen und Wildwechsel. Von 2010 bis 2012 ging die Zahl der Verunglückten bei Baumunfällen im klassifizierten Straßennetz in Sachsen von 1.351 auf 1.179 zurück. Aber damit sind die Alleebäume trotzdem noch nicht aus der Schusslinie. Sven Morlok: “Die vermeintliche Rückläufigkeit der Unfallzahlen ändert jedoch nichts daran, dass Risiken im Zusammenhang mit Verkehrsunfällen mit Bäumen zu den unterschätzten Gefahren im Straßenverkehr gehören. Alle Maßnahmen zum Schutz von Leib und Leben werden auf Grundlage von Einzelfallbeurteilungen unter Berücksichtigung des Natur- und Landschaftsschutzes entschieden.”

Die Kleine Anfrage von Gisela Kallenbach als PDF zum download.

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