Im Herbst stand die Linksfraktion im Leipziger Stadtrat noch recht allein da, als sie ein Tarifmoratorium für die Leipziger Verkehrsbetriebe (LVB) beantragten. Die Mehrheit des Stadtrates winkte die neuerlichen Tarifsteigerungen für den 1. August 2014 durch. Auch die CDU-Fraktion. Doch seit dem 1. August sind die neuen Tarife in Kraft - und nun bekommen auch die CDU-Vertreter mit, dass sie da wohl das Kleingedruckte nicht gelesen haben.
Als die anderen Fraktionen emsig darüber stritten, ob man nun das, was man 2013 bei den Monatstickets gemacht hatte – also einfach mal saftig die Preise erhöhen -, auch bei den Einzeltickets machen könne oder solle, kam aus der CDU-Fraktion zu dem Thema nicht viel. Auch nicht zum Grünen-Antrag, den Gesellschafterzuschuss für die LVB zu erhöhen. Seit Jahren kennt man im Mitteldeutschen Verkehrsverbund (MDV), wo die Preise für die Mitgliedsunternehmen (zu denen die LVB gehört) ausgeknobelt werden, nur noch einen Weg, um die gestiegenen Kosten im Verbund aufzufangen: die Erhöhung der Tarife. Länder und Kommunen haben ihre Finanzierungsanteile deutlich zurückgefahren. Doch die Fahrpreise im MDV allgemein und bei den LVB im Speziellen übersteigen mittlerweile oft die Finanzkraft der Nutzer. Wer sich sein Ticket nicht mehr leisten kann, steigt aufs Fahrrad um. Im Regen bleiben aber die stehen, die auch das nicht mehr können: die Seniorinnen und Senioren.Und das ist jetzt auch bei den beiden von der CDU-Stadtratsfraktion entsandten LVB-Aufsichtsräten Peggy Liebscher und Konrad Riedel angekommen. In einer gemeinsamen Stellungnahme fordern sie nun den Aufsichtsratsvorsitzenden Dr. Norbert Menke und die Geschäftsführung der LVB auf, den Kurzstreckentarif gerechter zu gestalten.
“Diese Fahrkartenart wird im besonderen Maß von älteren Bürgern für die wöchentliche Einkaufsfahrt ins nächstgelegene Einkaufzentrum genutzt”, erklärt CDU-Stadtrat Konrad Riedel, “da die LVB jedoch durch zusätzliche Haltestellen nun Abstände zwischen nicht mal 200 Metern bis über 1.000 Meter schufen, ist das Maß von vier Haltestellen angesichts der Preiserhöhung völlig irreal und immer ungerechter im Preis-Leistungs-Verhältnis.”
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Als Extremfall-Beispiel nennt er den Vergleich der Linie 4 zwischen Poetenweg und Mückenschlösschen und der Buslinie 61 zwischen Ratzelbogen und Am Kirschberg: Die Fahrstrecke der Linie 4 über die Strecke zu einer Haltestelle entspricht auf der 61 der Entfernung von vier Haltestellen. “Über diese ungerechtfertigten Fahrstreckenunterschiede für denselben Preis hinaus ist der Kurzstrecken-Tarif von 1,80 Euro im Vergleich zu 2,40 für eine ganze Stunde nicht nachvollziehbar.”
Die beiden Aufsichtsratsmitglieder schlagen deshalb vor, die Kurzstreckenfahrkarte zu einer Kurzzeitfahrkarte – mit einer zeitlichen Begrenzung von 15 Minuten – umzuwandeln, um mehr Gerechtigkeit und Realitätsnähe in das System zu bringen. “Die Fahrzeit von maximal 15 Minuten orientiert sich dabei am Fahrplan. Damit ist ausgeschlossen, dass Stau auf der Strecke dazu führt, dass der Kunde ein weiteres Ticket lösen muss”, so die Aufsichtsrätin Peggy Liebscher.
Die LVB würde mit diesem Vorstoß anderen kommunalen Nahverkehrsunternehmen folgen, die für Kurzstrecken eine für jeden Fahrgast gleiche Fahrstrecke garantieren. “In Wiesbaden und Frankfurt/Main fährt man maximal zwei Kilometer, in Duisburg oder Mainz bis zu 1,5 Kilometer”, so Riedel abschließend.
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