Zumindest einen Vorteil hat es, wenn man mit dem Fahrrad irgendwo auf einem der sächsischen Bahnhöfe landet und keinen Platz mehr bekommt im vollgestopften Zug: Man kann mit dem Rad die verbleibenden 100 Kilometer oder so noch irgendwie nach Hause strampeln. Schön ist das nicht. Aber was können Radfahrer tun, wenn der zuständige Minister zwar vom "SachsenNetz Rad" schwärmt, aber die Mittel lieber kürzt für den Radverkehr?

Seit Jahren boomt der Radtourismus nicht nur in Deutschland. Auch in Sachsen. Das hat auch Verkehrsminister Sven Morlok (FDP) mit stolzer Brust festgestellt. Sachsen bietet mit der Lausitz, dem Elberadweg und dem Erzgebirge ideale und abwechslungsreiche Ziele. Dennoch unternimmt die Sächsische Staatsregierung keinerlei Anstrengungen, um Radtouristen ins Land zu locken, stellt nun die Grünen-Abgeordnete Eva Jähnigen fest, die zum Schluss der Wahlperiode die sächsische Regierung noch mit einem ganzen Berg von Anfragen überhäuft hat. Zu viel ist liegen geblieben gerade bei den Zukunftsthemen des Landes. In Brandenburg, so stellt sie fest, verkehren ab 2015 auf bedeutsamen Routen für Radtouristen sogar Züge mit besonderen Radwagons. Die Mehrkosten dafür übernimmt das Land.

Wie die Antwort von Verkehrsminister Sven Morlok (FDP) auf eine Kleine Anfrage von Eva Jähnigen, verkehrspolitische Sprecherin der Grünen-Landtagsfraktion, zeigt, sieht die Staatsregierung keinen Handlungsbedarf.
“Viele Radtouristen beginnen ihren Urlaub mit einer Bahnfahrt. Brandenburg hat dies erkannt. Die dortige Landesregierung nimmt bewusst Mehrkosten für Radwaggons in Kauf, um Touristen ins Land zu holen”, erklärt Eva Jähnigen. “In Sachsen passiert genau das Gegenteil: Weder sieht man Handlungsbedarf, um Radtouristen das Umsteigen in Richtung Sachsen am Bahnhof Elsterwerda zu ermöglichen, noch plant die Staatsregierung die Fahrradmitnahme nach dem Brandenburger Modell zu fördern”, kritisiert die Abgeordnete. “Dabei sind die Kapazitäten in den sächsischen Zügen begrenzt. Weil nicht genug Platz ist, heißt es daher immer häufiger für Radfahrer, ‘wir müssen leider draußen bleiben’.”

Zusätzlich ist das Umsteigen in Elsterwerda schwierig: Um zum Anschlusszug zu gelangen, muss man einen Tunnel unter den Gleisen durchqueren. Aufzüge oder Rampen für Kinderanhänger, Rollstühle oder Fahrräder sind nicht vorhanden. Eine Lösung wäre eine umsteigefreie Verbindung zwischen Dresden und Stralsund, die es früher schon einmal gegeben hat. Hier lässt die Staatsregierung jedes Engagement vermissen.

“Es ist Aufgabe der Landesregierung, klare Qualitätsanforderungen für die Fahrradmitnahme zu formulieren. Stattdessen gilt in Sachsen Bahnpolitik als Sparpolitik”, bemängelt Jähnigen. “Radfahrer werden bewusst im Regen stehen gelassen. Ihr Potenzial für die Tourismusregionen soll wohl nicht genutzt werden.”

Der “Tagesspiegel” vom 31. Mai 2014: “Fahrradfrust in vollen Zügen”:
www.tagesspiegel.de/berlin/zu-wenig-platz-fuer-fahrraeder-in-der-bahn-fahrradfrust-in-vollen-zuegen/9972048.html

Die Kleine Anfrage als PDF zum Download.

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