Man kann ja ungeduldig werden als Sprecher für Verkehrspolitik im Leipziger Stadtrat. Jens Hermann-Kambach ist das für die Linksfraktion. Anfang des Monats hat er mal nachgefragt, was die Stadt denn nun weiß über den neuen 10-Minuten-Takt auf ausgewählten Leipziger Straßenbahnlinien. Die hat bei den Leipziger Verkehrsbetrieben (LVB) weitergefragt. Nun ist die Antwort da.

“Derzeit gibt es noch keine definitive Entscheidung der Leipziger Verkehrsbetriebe (LVB) GmbH zur Einführung eines 10-Minuten-Taktes auf allen Straßenbahnlinien an Sonnabenden”, teilt jetzt das Dezernat für Stadtentwicklung und Bau mit. “Grund hierfür ist, dass das Treffen einer solchen Entscheidung mit erheblichen wirtschaftlichen Auswirkungen ausgesprochene Sorgfalt erfordert und ein reines Auswerten von Fahrgastzähldaten nicht ausreicht. Eine hohe Gründlichkeit ist allein dadurch geboten, dass die LVB nicht davon ausgehen können, dass ihr zusätzliche Finanzmittel bereitgestellt werden und eine Umsetzung der Maßnahme somit nur erfolgen kann, wenn ein mindestens ausgeglichenes Ergebnis erzielt wird.”

So schön kann man das formulieren: ÖPNV kostet Geld. Wer den Takt auch am stärker nachgefragten Samstag verdichtet, braucht zusätzliche Fahrer. Das muss dann durch erhöhtes Fahrgastaufkommen kompensiert werden und auch bei den Einnahmen sichtbar werden. Und da die Stadt selbst nicht so sehr spendabel ist, sind die LVB da – trotz neuer Fahrgastrekorde – sehr, sehr zurückhaltend.

“Mit Abschluss des Jahres 2013 lag den LVB erstmals eine valide Datengrundlage zur Entwicklung der Fahrgastzahlen gegenüber der Situation vor Einführung des 10-Minuten-Takts auf den drei Testlinien 3, 4 und 12 vor. Demnach sind durch die Einführung der Taktverdichtung eine bis zu diesem Zeitpunkt mehr als 17%-ige Nachfrageerhöhung auf diesen Linien sowie eine im Vergleich etwas geringere Erlössteigerung zu verzeichnen.”

So das Planungsdezernat. Denn natürlich kauft sich nicht jeder zusätzliche Fahrgast eine Extra-Karte. Viele Leipziger, die sowieso ein Abo haben, fahren dafür einmal häufiger – zum Zoo zum Beispiel oder nach Stötteritz.”Die Zähldaten und die Auswertung einer Nutzerbefragung vom März 2013 signalisieren zweifellos eine sehr erfreuliche Akzeptanz des erweiterten Angebots. Ob diese Erhöhung aber ausreicht, die Wirtschaftlichkeit einer Ausdehnung auf alle Linien sicherzustellen, bedarf neben einer detaillierten Betrachtung der Umsetzungskosten vor allem noch einer Validierung der Auswirkungen des Mitteldeutschen S-Bahn-Netzes (MDSB) auf die LVB”, meldet das Planungsdezernat die Bauchschmerzen der LVB weiter. Die haben sich zwar über die 142 Millionen Fahrgäste im vergangenen Jahr gefreut, aber auch gleich gewarnt: Das Mitteldeutsche S-Bahn-Netz könnte ihnen ja auch wieder Fahrgäste abspenstig machen. Das ist ja bekanntlich seit dem 15. Dezember 2013 in Betrieb. Also lieber abwarten und beobachten.

“Eine verlässliche Einschätzung hierzu ist erst im Sommer 2014 möglich, wenn den LVB neben eigenen Zähldaten auch erste Angaben zum Nutzungsverhalten bei der S-Bahn zur Verfügung stehen. Insofern erwies sich die Einschätzung der LVB vom Oktober 2013 zu einer Umsetzbarkeit zum Dezember 2014 als zu optimistisch”, heißt es weiter in der Antwort an Herrmann-Kambach. “Da für die Ausweitung des 10-Minuten-Taktes auf alle Straßenbahnlinien, wegen den Regelungen zur Betrauung der LVB, ein Beschluss des Stadtrates notwendig ist, braucht es, um eine regelkonforme Einbeziehung aller erforderlichen Gremien sicherzustellen, nach der LVB-internen Bewertung und Entscheidungsfindung noch ein Jahr Vorlauf bis zur eigentlichen Umsetzung. Insofern ist geplant, im Herbst 2014 eine interne Entscheidung unter Einbeziehung aktuellster Daten, einschließlich der Auswirkungen des MDSB, zu treffen und – eine positive Bewertung vorausgesetzt – eine Umsetzung zum Fahrplanwechsel im Dezember 2015 anzustreben.”

MDSB ist die Mitteldeutsche S-Bahn.

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Das Dezernat vertröstet die Samstagsfahrer also erst mal: “Bis dahin wird der derzeitige 10-Minuten-Takt auf den Linien 3, 4 und 12 beibehalten.”

Der Hinweis darauf, dass der Stadtrat beschließen muss, ob es dichtere Takte am Wochenende gibt, war auch mehr als deutlich. Im Klartext heißt das: Wenn der Stadtrat per Beschluss dichtere Takte bestellt, muss er auch mehr Geld bereitstellen.

Und Baubürgermeisterin Dorothee Dubrau zu dem Thema: “Die Stadt Leipzig beabsichtigt nicht, die Taktverdichtung an Sonnabenden bzw. an Adventswochenenden finanziell zu unterlegen, da diese wahrscheinlich ohne Mehraufwendungen vorgenommen werden kann und der gültige Nahverkehrsplan andererseits lediglich einen 15-Minuten-Takt am Wochenende vorsieht. Ein Mindeststandard im Sinne eines 10-Minuten-Taktes an Sonnabenden bzw. Adventswochenenden wird darin nicht beschrieben, insofern stellt dies eine freiwillige Zusatzleistung der LVB ohne finanzielle Zuwendungen seitens der Stadt Leipzig dar.”

Was dann den Ball wieder ins Feld der LVB spielt. Und die wird natürlich mit Luchsaugen auf ihre Kosten schauen.

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