Eigentlich ist ja alles mit Technik gespickt. Die Leipziger Verkehrsbetriebe zählen ihre Fahrgäste schon seit Jahren digital. Und normalerweise könnte man mit diesem Zählsystem auch steuern, wenn auf einzelnen Linien mehr Bedarf ist. Aber irgendwie scheint das doch nicht so einfach zu sein, wie der Stadtrat der Linken, Jens Herrmann-Kambach, erfuhr, als er nach den 10-Minuten-Takten auf den Linien 3, 4 und 12 fragte.

Zur Erinnerung: Auf allen drei Linien wurden 2012 die Takte am Wochenende teilweise auf 10 Minuten verdichtet. Schon damals als Reaktion auf ein erhöhtes Fahrgastaufkommen auch am Wochenende. Die Stadt Leipzig redet zwar gern von einem veränderten Verkehrsverhalten der Leipziger, tut aber zögerlich in der Umsetzung. Und wenn die Sache funktioniert, hat man augenscheinlich wieder keine Zahlen.

Irgendwie ist Jens Herrmann-Kambach jetzt ein bisschen sauer.

“Auf meine Anfrage V/F 985/13 ’10-Minuten-Takt am Sonnabend/ÖPNV-Angebote an den Adventswochenenden’ vom 04.10.2013 erhielt ich folgende Antwort: Allerdings kann mit Basis März 2013 noch keine statistisch gesicherte Aussage zur tatsächlichen Höhe des Fahrgastanstiegs getroffen werden, einerseits wegen zu geringer Datenstichproben aus dem automatischen Fahrgastzahlsystem und andererseits wegen der noch sehr kurzen Zeitspanne seit Einführung des neuen Angebots. Es wurde deshalb von den Leipziger Verkehrsbetrieben entschieden, den Probebetrieb auf den Linien 3, 4 und 12 auch 2014 fortzusetzen und eine längere Zeitspanne zur Datenauswertung anzusetzen, um auf Basis statistisch gesicherter Werte eine Entscheidung zu einer möglichen Ausdehnung treffen zu können. Hierbei müssen auch die aufzuwendenden Mehrkosten für das Angebot sowie betriebliche Vorläufe, z. B. zur Rekrutierung und Ausbildung zusätzlicher Fahrer, in Rechnung gestellt werden. Ziel ist eine Entscheidungsfindung mit Umsetzungsperspektive zum Advent 2014.”

Schwerer kann man sich so etwas wirklich nicht machen. Und fauler die Ausrede auch nicht. Im ganzen Liniennetz steigen die Passagierzahlen. Die LVB müssen schlichtweg neues Personal einstellen, auch wenn sie es teilweise mit seltsamen Recruiting-Aktionen versuchen wie dem 2013 lancierten Vorstoß, Studenten als Ferienfahrer zu finden. Aber der Versuch, alle Kosten Jahr um Jahr zu deckeln, bringt nicht weiter.

Und die Mehrkosten für die 10-Minuten-Takte am Wochenende werden immer auch durch Mehreinnahmen kompensiert. Das interessiert selbst Herrmann-Kambach in diesem Fall nicht die Bohne. Er will eigentlich nur ganz simpel wissen: Funktioniert das Projekt? Und funktioniert es so gut, dass die Leipziger in nächster Zeit auch mit weiteren Taktverdichtungen rechnen können?

“Als Mitglied des Aufsichtsrates des MDV ist mir bewusst, dass die generelle Einführung des 10-Minuten-Taktes nicht kurzfristig entschieden werden kann, sondern einen gewissen zeitlichen Vorlauf erfordert”, sagt er deshalb. Setzt der so auf Ausreden bedachten Verwaltung aber seinen Fragenkatalog noch einmal vor die Nase. Man könnte es auch als Aufforderung begreifen, so ein Thema endlich ernsthaft anzupacken und die Antwortblätter im Ratsinformationssystem nicht immer nur mit Ausreden zu spicken.

“Deshalb frage ich heute schon an”, schreibt der Stadtrat der Linken: “1. Gibt es auf der Basis statistisch gesicherter Werte eine Entscheidung der LVB zur Einführung des 10-Minuten-Taktes? 2. Wenn ja, wie sieht diese aus, und welche Gründe waren für diese Entscheidung ausschlaggebend? 3. Wenn nein, warum nicht? 4. Inwieweit ist die Stadt Leipzig bereit, sich an den finanziellen Mehrkosten des 10-Minuten-Taktes am Sonnabend bzw. an den Adventswochenenden zu beteiligen?”

Denn irgendwann muss auch die Stadtverwaltung ihr selbstverkündetes Ziel ernst nehmen, den Anteil des ÖPNV an den Verkehrswegen der Leipziger auf 25 Prozent zu erhöhen. 18,8 Prozent ist der letzte, 2008 ermittelte Wert. Auf einen neueren Wert wartet Leipzig nun schon recht lange. Genauso wie auf eine Straßenbahn. Zum Beispiel am Wochenende.

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