Irgendwie taten mal alle im Januar so, als sei das Thema mit einem neuen Busbahnhof für Leipzig ganz neu, weil sich mittlerweile die Fernbusse in der Goethestraße drängeln. Zumindest minutenweise. Aber die Idee liegt ja auf der Hand: Wenn man das Thema anpackt, dann kann man es im Umfeld des Hauptbahnhofs am besten lösen. So war denn auch der Antrag der Grünen-Fraktion im Januar formuliert. Die Stadtverwaltung versucht jetzt trotzdem, in Alternativen zu denken.

Das Dezernat für Stadtentwicklung und Bau formuliert seinen Alternativvorschlag , den es am 6. März vorlegte, so: “Der Oberbürgermeister verfolgt intensiv die Bemühungen: – Planung eines neuen Busbahnhofes am Hauptbahnhof, der bedarfsgerecht Haltestellen und Stellplätze für Stadt-, Regional- und Fernbusse bereithält, – Schaffung eines ausreichenden Angebotes an Fahrradabstellplätzen und berichtet dem Stadtrat über die Ergebnisse im 1. Quartal 2015.

Denn aufs Tapet gebracht hat das Thema nicht die Leipziger Medienlandschaft. Die hat nur trapsen gehört, was hinter den Kulissen schon seit einiger Zeit im Gang ist. Denn die Stadt ist ja im Zugzwang, seit ihr das wichtige Geländestück auf der Ostseite des Hauptbahnhofs quasi vor der Nase weggeschnappt wurde – der ideale Platz für einen Fern- und Reisebusbahnhof. Nun spekuliert der Besitzer damit, dort ein Parkhaus hinzusetzen mit einem Fernbusbahnhof im Parterre.

Und so betont denn auch das Planungsdezernat, dass es “unterschiedliche Interessen und Aufgaben der verschiedenen Eigentümer abzustimmen und miteinander zu vereinen” gäbe, “was nicht immer gelingt.”

Die besten Realisierungschancen bestehen derzeit auf der Westseite des Hauptbahnhofes. Das Planungsdezernat formuliert dazu: “Westlich des Hauptbahnhofes schließt sich angrenzend an das Parkhaus das Gelände der aurelis Real Estate GmbH & Co. KG an. Für das gesamte Areal, das sich bis zur Parthe erstreckt, existiert ein Aufstellungsbeschluss für einen Bebauungsplan, der bereits 2009 bekanntgemacht wurde. Der Vorentwurf für den B-Plan liegt vor, die frühzeitige Bürgerbeteiligung fand vor ca. einem Jahr statt. Für diese Fläche wäre zwingend eine weitere verkehrliche Anbindung an die Berliner Straße sowie an die überörtliche Radwegeverbindung Richtung Gohlis notwendig. Die Zufahrt zu den ehemaligen Gleisen 1 – 5 kann auf der vorhandenen Straße zwischen Parkhaus und Hauptbahnhof erfolgen.”

Für diese Fläche unterm Dach des Hauptbahnhofes hatte ja der Ökolöwe dezidiert vorgeschlagen, hier die Fernbusse direkt einfahren zu lassen und damit einen kurzen Übergang zu den Zügen herzustellen.

Das Planungsdezernat stellt nun fest, dass auch diese Idee nicht ganz neu ist: “Bereits im Jahr 2010 wurde mittels einer Machbarkeitsstudie zum Hauptbahnhof Leipzig, Gleise 1-5 ein Nutzungskonzept erarbeitet, welches einen neuen Busbahnhof im Anschluss an die Bahnhofshalle im Bereich der ehemaligen Gleise 1-5 ansiedelt. Die räumliche Nähe zu den oberirdischen und inzwischen auch unterirdischen Zugbahnsteigen ermöglicht dabei eine optimale Verknüpfung zwischen Bus und dem Schienenverkehr. Auch die Errichtung einer Fahrradstation unter dem Hallendach ist im Nutzungskonzept angedacht.

Eigentümer der Flächen ist jedoch die DB AG, welche ein eigenes Konzept zur Gestaltung des ehemaligen Gleisbereiches 1-5 entwickelt und der Stadt Leipzig im Juni 2013 vorgestellt hat. Inhaltlich orientiert sich das Konzept an dem Nutzungskonzept der Stadt, wobei Sichtachse und Laufbeziehung mittig im Bahnsteigbereich liegen und eine eingefügte kleine Platzgestaltung im nördlichen Bereich die geplante Fahrradstation in 4 kleinere Segmente teilen würde. Die Flächen außerhalb der Bahnhofshalle sind zu einem Teil für Busse und im Weiteren vorzugsweise für Mitarbeiterparkplätze vorgesehen.”

Heißt also: Eigentlich gibt’s offene Türen bei der DB AG. Jetzt geht es noch um die Details. Die Vorlage der Stadt dazu: “Schon seit geraumer Zeit befindet sich die Stadt bezüglich der Flächen am Hauptbahnhof auch in Gesprächen mit der Deutschen Bahn und wird diese Abstimmungen auch weiterhin führen. Nach Aussage der DB AG werden die Umsetzung und endgültige Entwicklung der Flächen durch die Bahn nach Inbetriebnahme des City-Tunnels und einer ersten Ermittlung der Reisendenströme erfolgen. Die Verhandlungen zwischen der Stadt Leipzig und der DB AG sind demnach noch nicht abgeschlossen, Gesprächsgrundlage soll das fertiggestellte Konzept der DB AG mit einer Kostenermittlung sein.”Und dann bleibt noch der alte Standort für die Reisebusse auf der Ostseite des Hauptbahnhofs.

“Dieses Grundstück wurde von der DB an einen privaten Investor verkauft”, stellt das Planungsdezernat fest. “Damit ist die kostenfreie Nutzung durch die Stadt Leipzig nicht mehr möglich, die Stadt hat diese Fläche jedoch für 2 Jahre angemietet. Eine Refinanzierung erfolgt durch die teilweise Nutzung als Pkw-Parkplatz. Aktuell ist diese Fläche als Bauland ausgewiesen, jedoch besteht derzeit noch keine konkrete Bauabsicht.”

Womit dann auch die Verheißungen des Investors, hier ein Parkhaus bauen zu wollen, erst einmal nur ein bisschen Getrommel in eigener Sache sind.

“Für diesen Bereich wurde ein Aufstellungsbeschluss für den Bebauungsplan Nr. 393 gefasst”, erklärt das Planungsdezernat den aktuellen Schwebezustand. “Ziel dieses Bebauungsplans ist es, die Zulässigkeit von Bauvorhaben so festzusetzen, dass mit der zukünftigen Bebauung des Areals eine der zentralen Lage und der Bedeutung des Stadtraumes angemessene Nachnutzung des Plangebietes gewährleistet werden kann. Auf einem Teilbereich sowie der angrenzenden städtischen Fläche ist für einen befristeten Zeitraum die Errichtung eines Energiepavillons möglich, die befristete Baugenehmigung wurde im Oktober 2013 erteilt.

Derzeit wird vom Mitteldeutschen Verkehrsverbund (MDV) eine Platz- und Bedarfsanalyse für den Busbahnhof Leipzig Ost erarbeitet, in welcher Lösungsmöglichkeiten zur Optimierung aufgezeigt werden sollen, um eventuell auf die Nutzung des Busparkplatzes als Wartefläche bei längerem Aufenthalt der Busse verzichten zu können.

Zwei Geländestücke für einen eventuellen Busbahnhof sind in den letzten Jahren verloren gegangen. Auf der Ostseite des Hauptbahnhofs das Gelände des Freiladebahnhofes Ost, wo aurelis das neue Wohn- und Gewerbegebiet entwickelt, und auf der Westseite an der Brandenburger Straße das Gelände, auf dem OBI seinen Baumarkt gebaut hat, ebenso die Geländestücke, auf denen das Servicecenter der Deutschen Telekom und “Autoteile Nentwig” errichtet wurden.

Ganz vergessen hat die Stadt das Thema Busbahnhof dabei nicht. “Insgesamt existieren zum Thema Gestaltung des Leipziger Hauptbahnhofs und dessen Umfeld bereits eine Vielzahl an Studien und Pläne, die zum Teil schon umgesetzt worden sind”, heißt es in der Vorlage des Planungsdezernats. “Auch im Entwurf der Fortschreibung des Stadtentwicklungsplanes Verkehr und öffentlicher Raum, der am 28. Januar der Öffentlichkeit vorgestellt wurde, findet sich ein entsprechender Passus, der u.a. die Prüfung der Entwicklung eines Fernbusknotens in Leipzig, vorzugsweise am Hauptbahnhof, beinhaltet.”

Noch viel prekärer als das Thema Fernbusse ist eigentlich das Thema Fahrradparken im Umfeld des Leipziger Hauptbahnhofs. 2011 hat die Stadt dazu eine umfangreiche Studie in Auftrag gegeben. Auf Grundlage dieser Studie wurden 2011 und 2012 insgesamt 60 Fahrradbügel umgesetzt. Insgesamt gibt es jetzt im Umfeld des Hauptbahnhofes etwa 390 Fahrradbügel. An normalen Tagen ist das trotzdem eher zu wenig.

“Aufgrund der verfügbaren Platzfläche sowie den Anforderungen aus Sicht des Denkmalschutzes und der Stadtgestaltung ist die Einordnung weiterer Fahrradbügel schwierig. Um dennoch dem hohen Fahrradparkdruck im Bereich des Hauptbahnhofes zeitnah gerecht zu werden, wird die Stadt Leipzig weiterhin mit der DB AG zusammenarbeiten, um die Errichtung einer Fahrradstation mit zusätzlichen Serviceeinrichtungen im Bereich der Gleise 1-5 des Hauptbahnhofes zu realisieren”, betont das Planungsdezernat.

Geht aber im Kern mit dem Grünen-Antrag, den Hauptbahnhof zur verkehrlichen Drehscheibe auszubauen, d’accord. “Mit den vorab beschriebenen Maßnahmen, Vorhaben und Plänen liegen bereits für viele Bereiche des Hauptbahnhofumfeldes sowie für verschiedenste Verkehrsarten Nutzungskonzepte vor, die es jedoch vor dem Hintergrund des Erhalts des Hauptbahnhofes als verkehrliche Drehscheibe noch zu bündeln und weiter auszugestalten gilt. Die Stadt Leipzig wird sich weiterhin mit den lokalen Akteuren abstimmen und Lösungsmöglichkeiten für noch offene Fragestellungen, wie z. B. fehlende Fahrradabstellanlagen, erarbeiten.”

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